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Vielleicht ist der "HG" so was wie eine Google-Top-Platzierung in der Kunstwelt, wenn es darum geht, einen German Artist auch international aufzustellen. Mir wäre es aber peinlich, im Google Adwords Keyword Tool danach zu suchen...
Ab wann gilt man denn "offiziell" als Künstler und darf ungestraft den Hitlergruß zeigen???
Also wenn man den Theorien von Joseph Beuys folgt, dann ist ja jeder ein Künstler, also dürfen wir wohl alle den rechten Arm in die Höhe recken, oder?
@gastkommentierer Sicher ist jeder ein Künstler und jeder kann auch sicher als Künstler den Hitlergruss machen. Nur ist es höchst unsicher, dass ein Faschist Beuys nicht als entartet ansieht.
Erstaunlich vor allem, dass man meinen Kommentar zu Meeses Freispruch wegzensiert hat. Das hätte ich so vorher nicht gedacht. Den gibt es jetzt im Spiegel zu lesen:
- Womit bewiesen ist, es ist möglich auch meinen Kommentar grundsätzlich zu verstehen.^^
Die Radikalität des Art.5, Abs3 GG, die bedeutet, die Kunst ist absolut frei, findet in der taz ihre Verständigungsgrenze. Beruhigen kann das nicht.^^
Wir hatten letzte Nacht ein technisches Problem, einige Kommentare sind womöglich dabei verloren gegangen.
Ihr Kommentar geht in Ordnung.
Grüße, Bruno
Einfach mal locker bleiben. Erstaunlich, dass viele Menschen in Deutschland Meese's Hitlergruß als Provokation empfinden. Irgendwas stimmt da nicht, irgendwas läuft da schief...
Ja, wenn einem sonst nichts mehr einfällt um zu provozieren, Hitlergruß geht immer, gähn...
Kunst darf alles bzw. Künstler dürfen alles ist erstmal ein gültiges Recht und hat auch seine auch und gerade historische Berechtigung. Wenn jemand wie Meese jedoch die Freiheit der Kunst missbraucht um durch Provokation Werbung für sich selbst zu machen, sollte ihm die ebenfalls strafbare Nutzung derartiger Symbolik nicht mehr straffrei durchgelassen werden. Wie schon richtig erkannt, kann sich sonst jeder Dummnazi in Zukunft als Künstler bezeichnen und die die Welt mit Hitlergrüssen und ähnlichem Müll zuspammen. Da Herr Meese in seinem dümmlich provokanten Weltbild und seinem Drang zur Selbstdarstellung nicht in der Lage ist, für sich selber Grenzen zu erkennen, ist am Ende doch wieder das Gericht gefragt diese sehr sensible Linie zu ziehen.
„Ich bin geschmacklos und habe das Recht dazu.“ Diese Haltung plus das selbstaufgeklebte Etikett "Künstler" berechtigt dann zur Infantilisierung und zu völlig losgelöstem Gesellschaftsbezug? Natürlich ist es von zentraler Bedeutung, das Kunst frei ist, aber das heißt doch nicht automatisch, das Jonathan Meese Narrenfreiheit hat, nur weil er einen hohen Marktwert hat.
Raffiniert: gerade noch ein Niemand, und jetzt in aller Munde. Effektiver kann man nicht provozieren. Dürfte sich am Ende auszahlen.
ich frage mich warum bei den rethorischen fragen über meeses beweggründe von einer "linken" tageszeitung an dieser stelle nicht einmal ein klitzekleiner abriss darüber erfolgt,
wie viel aufmerksamkeit und nicht zu letzt auch $$$ unser bärtiger freund für seine klischee bestätigungen bekommt...
hätte hier mehr erwartet an kritischer auseinandersetzung
und was den ganzen prozess angeht vielleicht sogar etwas wie eine rückbezugnahme auf den fall baselitz/werner und bildzeitung (inszenierter skandal), oder immendorf und die nutten -
denn am ende es gibt für künstler keine schlechte presse!
wirkt beinahe fingiert auf mich die ganze angelegenheit, nicht zu letzt weil es in den letzten 2 jahren etwas still geworden ist um doktor senfschiss und seine freunde.
War Till Eulenspiegel ein Künstler?
Liebe Redaktion.
Hier läuft was mit der Zuordnung der Kommentare gewaltig daneben.
Da wird mir was falsch angehängt.
Der Autobauer VW steckt in der Transformationskrise. Er könnte zum Vorbild werden, wie man Lasten gerechter verteilt.
Kommentar Meese-Urteil: Ein Urteil für die Kunstfreiheit
Als Künstler beharrt Jonathan Meese auf seinem Recht, geschmacklos zu sein. Gut, dass man das vor Gericht auch so sieht.
„Ich bin geschmacklos und habe das Recht dazu.“ – Jonathan Meese. Bild: dpa
Die Diktatur der Kunst hat gesiegt. Jedenfalls die, die der Künstler Jonathan Meese als art in progress schon seit Jahren ausruft, und in der er den Hitlergruß zeigt, vom Professor Doktor Erzchefarzt spricht und Alienpuppen mit Hakenkreuzen beschmiert.
Warum er seine Auftritte so gestaltet und immer wieder den Obererzschurken des 20. Jahrhunderts ins Spiel bringt, ist nicht ohne weiteres zu sagen. Aus purer Lust an der Provokation? Oder etwas didaktischer: zum Zweck der Irritation und Verunsicherung des Kunstpublikums? Als kleiner Realitätscheck auf unser Erinnerungsvermögen? Und unsere entsprechenden Reflexe? Klar ist nur, dass es nicht seine Absicht ist, "den Hitlergruß wieder salonfähig zu machen", wie es die Staatsanwaltschaft Kassel dem 43-Jährigen vorwarf.
Diesem Vorwurf konnte auch die Vorsitzende Richterin am Amtsgericht Kassel nicht folgen. Sie war sich sogar sicher, zu wissen, „dass der Angeklagte sich nicht mit nationalsozialistischen Symbolen oder Hitler identifiziert, sondern das Ganze eher verspottet". Damit folgte die Richterin dem Plädoyer der Verteidigung und sprach Jonathan Meese am gestrigen Mittwoch vom Vorwurf frei, ein Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verwendet zu haben.
Vollkommen ideologiefrei
Als Angeklagter hatte Meese das Schlusswort, in dem er sich für vollkommen ideologiefrei erklärte. Auch die Kunst sei kein "Ideologiebestätigungssystem", so Meese, Künstler müssten vielmehr die Zeit, in der sie leben, "aufs Korn nehmen". „Ich bin geschmacklos und habe das Recht dazu.“
Gut, dass er es noch einmal gesagt hat. Denn erschreckend aufschlussreich war am Kasseler Prozess, wie viele Kommentatoren ihm doch genau dieses Recht auf Geschmacklosigkeit streitig machen – und damit dem Grundrecht der Kunstfreiheit ein Ende bereiten wollten. Warum eigentlich dürfen Künstler, was sogenannt normalen Leute untersagt ist, war die pampige Frage, mit der Stimmung gegen den legitimierten Regelverstoß gemacht werden sollte. Dem hat das Amtsgericht Kassel mit seinem Votum für Meese glücklicherweise nicht nachgegeben.
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Kommentar von
Brigitte Werneburg
Autorin
war Filmredakteurin, Ressortleiterin der Kultur und zuletzt lange Jahre Kunstredakteurin der taz. Seit 2022 als freie Journalistin und Autorin tätig. Themen Kunst, Film, Design, Architektur, Mode, Kulturpolitik.
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