Kommentar Mediaspree: Fußtritt für den Bürgerwillen
Der Senat droht dem Bezirk, die Planungshoheit zu entziehen, wenn er nicht auf einen Park am Spreeufer verzichtet. Doch egal ob Park oder Bürohäuser. Am Ende wird das Ufer seine heutigen Charme verlieren.
Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) ist es ernst. Ultimativ hat sie den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg aufgefordert, eine Bauplanung an der Spree zu genehmigen. Sie verprellt damit nicht nur den Bezirk, der die diversen Nutzungsinteressen in Einklang zu bringen sucht. Vor allem tritt sie den Wunsch der Wähler mit Füßen, die beim Bürgerentscheid zu fast 90 Prozent gegen das Mediaspree-Projekt gestimmt hatten.
Nun mag es sein, dass der Senat in diesem konkreten Fall sogar recht hat. Ein Park an der Stelle der heutigen Maria wäre unattraktiv. Schließlich gibt es in der Öde am Ostbahnhof kaum Anwohner, die das grüne Fleckchen nutzen könnten. Doch das sollte man dem Bezirk nicht ankreiden: Wenn der Senat den Planungsspielraum auf nahezu null setzt, müssen die Vor-Ort-Politiker jeden Krümel nutzen, der vom Tisch der Investoren fällt.
Das Grundproblem kann weder der Senat noch das Bezirksamt lösen. Egal was wer wie wo genau plant - der Charme der jetzigen Ufernutzung geht unwiederbringlich verloren. Clubs wie die Maria oder die Bar 25 können nur dort entstehen, wo Planer nicht hinschauen. Wildwuchs gibt es nur auf einer Brache. Wird sie mit dem Lineal bearbeitet, entsteht ein stromlinienförmiges Etwas. Da spielt es fast keine Rolle mehr, ob sich das Ganze nun Park oder Büro nennt.
Wer eine Stadt nur erkennt, wenn sie aus Beton besteht, wird das als spinnerte Position hoffnungsloser Romantiker abtun. Doch genau diese spinnerten Romantiker haben - ganz ungeplant - ein Flussufer geschaffen, wie es keine andere Stadt zu bieten hat. Das kann man zum unic selling point für das Berlin-Marketing hochstilisieren, damit es die Stadtverwerter endlich kapieren. Man kann es aber auch einfach nur schön finden.
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