Kommentar McAllister-Interview: Kontrollieren, nicht dienen
Presse muss die Mächtigen kontrollieren. Ihnen zu Diensten sind schon genügend andere.
N atürlich ist es dummerhaft, was die niedersächsische CDU da veranstaltet hat. Das Interview mit Parteichef und Ministerpräsident David McAllister, welches die Pressestelle des Landesverbandes selbst geführt und den Blättern im Lande zum Abdruck angeboten hat, ist ein Verstoß gegen alle Grundsätze dessen, was seriösen Journalismus ausmacht.
Dass Politiker und sonstige Interessengruppen versuchen, Medien in ihrem Sinne zu beeinflussen, ist Alltag. Ebenso alltäglich aber muss es sein, diese Versuche im Sinne unabhängiger Berichterstattung abzuwehren. Bei vielen bunten Zeitschriften, die nur gegründet wurden, um Werbung ein positives Umfeld anzubieten, gelten diese Prinzipien von vornherein nicht, erst recht bei Anzeigenblättern.
Eben solche Druckerzeugnisse – und mehr noch die Flut angeblich journalistischer Formate im TV – haben mancherorts den Eindruck entstehen lassen, Journalismus sei käuflich. Und man ja ruhig mal versuchen könne, ein PR-Interview unterzujubeln. Dahinter steht ein Bild vom Journalisten als ehrlosem Gesindel, das sich für alles hergibt.
Immer wieder aufzufrischen sind deshalb Grundsätze wie „dabei sein, aber nicht dazu gehören“, die den Spagat zwischen Vertrautheit und Unabhängigkeit beschreiben, den ernsthafte Journalisten beherrschen müssen.
Presse muss die Mächtigen kontrollieren. Ihnen zu Diensten sind schon genügend andere.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!