Kommentar Maklergebühren: Kein Geld für den Schwager
Das größte Übel bei der Wohnungssuche: die Maklergebühr. Wer den Makler beauftragt, sollte ihn auch bezahlen. Was für eine großartige Idee!
E s ist wirklich widersinnig: Da machen zwei Leute einen Deal, beide profitieren davon. Und ein Dritter muss zahlen. Worum es geht? Um eines der größten Übel bei der Wohnungssuche: die Maklergebühr.
Dabei ist es nicht einmal so, dass der Berufsstand des Maklers per se zu verdammen wäre. Wer einen Makler braucht, weil er eine Wohnung oder ein Haus zum Kaufen oder zur Miete sucht, gut verdient und keine Zeit hat, soll sich gerne eines Maklers bedienen. Ebenso soll der Besitzer der Immobilie, der keine Lust hat, Termine mit den Suchenden zu machen, das Ganze womöglich noch mit den aktuellen Bewohnern abzustimmen und dann Fragen zu Haustieren und Morgensonne zu beantworten, die Dienste eines Maklers in Anspruch nehmen. Aber: Wer den Makler beauftragt, soll ihn auch bezahlen.
Mit dieser kleinen Änderung, die jetzt die SPD-geführten Landesregierungen von Hamburg und Nordrhein-Westfalen vorschlagen, ginge eine große Veränderung im Markt einher. Sämtliche gängige Praktiken, die stark an Vetternwirtschaft erinnern, wären auf einen Schlag unattraktiv. Die Praxis der Hausverwalterin etwa, die ihren Schwager als Makler auftreten lässt und dafür einen Teil der Gebühr unter der Hand erhält: Sie wäre vorbei, wenn die Kosten nicht mehr dem neuen Mieter in Rechnung gestellt werden können.
ist Redakteurin im Ressort Ökologie und Wirtschaft der taz.
Natürlich wären damit noch nicht alle Probleme aus der Welt. Wohnungssuchende, die dem Vermieter unauffällig ein paar Scheine zustecken, ominöse Verwaltungsgebühren, die auf einmal gezahlt werden müssen. Auch das Problem des Wohnungsnotstandes in Metropolen wäre nicht gelöst. Aber es wäre ein kleiner, einfach zu habender Fortschritt. Die Suchenden würden es sicher danken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind