Kommentar Luftverkehrsabgaben: Machtkampf um die Lufthoheit
Die Bundesregierung ist vor der Fluglobby eingeknickt. Das ist unschön, aber im Vergleich mit dem internationalen Streit um CO2-Abgaben eine Kleinigkeit.
W enn Privilegien wie die der Luftverkehrswirtschaft angetastet werden, gibt es Widerstand. Das ist normal. Dann muss der Staat seine (Steuer-)Interessen durchsetzen. Insofern ist die Bundesregierung vor der Fluglobby eingeknickt, als sie die Luftverkehrssteuersätze mit dem Hinweis senkte, die Unternehmen würden in diesem Jahr in den europäischen CO2-Emissionshandel einbezogen. Das ist unschön, aber im Vergleich mit der internationalen Auseinandersetzung um CO2-Abgaben der Luftfahrt eine Kleinigkeit.
Es wird sich zeigen, ob die EU auf ihrem Territorium Maßstäbe setzt. Zu hoffen wäre es - anderes wäre ein Eingeständnis ökonomischer und politischer Schwäche. Ein schwaches Europa, das vergleichsweise hohe soziale und ökologische Standards setzt, kann sich kein Europäer wünschen.
Die Lage ist ernst: Russland hat Vertreter von Regierungen und Fluggesellschaften eingeladen, um Gegenmaßnahmen zu beraten. Russland, China, Indien und die USA attackieren das Vorhaben der EU heftig. Demnach müssen alle Fluggesellschaften, die auf europäischen Flughäfen starten oder landen, CO2-Verschmutzungsrechte erwerben.
ist Redakteur im Ökologie- und Wirtschaftsressort der taz.
Eigentlich ist die Sache einfach: Wer auf europäischem Boden Geschäfte machen will, muss sich an die hiesigen Gegebenheiten anpassen. Umgekehrt gilt das ja auch. Offen ist, wer gewinnt. Gut möglich, dass die außereuropäische Konkurrenz versucht, Europa - weitestgehend - zu umfliegen. Sollte das möglich sein, wäre die EU erpressbar, da ihren Flughäfen Umsatz entginge. Sie würde wohl einknicken. Vielleicht versendet die außereuropäische Konkurrenz aber auch nur folgenlose Protestnoten. Man darf also gespannt sein, welche Pfeile im Moskauer Köcher stecken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“