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Kommentar Lettland will den EuroKrise? Welche Krise?

Reinhard Wolff
Kommentar von Reinhard Wolff

Am 1. Januar soll es für die Letten mit dem Euro losgehen. Freuen können sie sich schon einmal auf eine steigende Inflation.

L ettland hat es eilig. Kein halbes Jahr nachdem das Land erstmals die Maastricht-Kriterien zur Aufnahme in die Eurozone erfüllt hatte, geht das entsprechende Beitrittsgesuch nach Brüssel. Es soll nicht wieder etwas dazwischenkommen, nicht wie 2008, als man den Euro auch ins Visier genommen hatte und dann eine schwere Wirtschafts- und Finanzkrise das Land an den Rand der Pleite brachte.

Von der Papierform her ist Lettland ein EU-Musterknabe. Doch die Entwicklung der letzten Jahre hat bewiesen, wie labil die Wirtschaft des Landes ist und wie schnell es sich zu einem Euro-Sorgenkind entwickeln könnte. Man wird trotzdem nicht so genau hinschauen in Brüssel, sondern das achtzehnte Mitglied mit offenen Armen aufnehmen. Der Zuwachs kann schließlich als Symbol dafür gewertet werden, wie attraktiv die Gemeinschaftswährung offenbar wieder ist. Und ob Euroland ab 1. Januar aus 331 oder 333 Millionen MitbürgerInnen besteht, spielt keine Rolle.

EU, Nato und jetzt Euro: Ein Symbol ist der Euro auch für die Regierenden in Riga. Geopolitik spielt in dem ehemaligen sowjetischen Land eine große Rolle.

Bild: privat
Reinhard Wolff

ist taz-Korrespondent für Skandinavien und das Baltikum.

Ein Hauptargument der Befürworter ist, dass mit Einführung des Euro die Zugehörigkeit zu Europa noch enger werde. Auf die mehrheitlich negativ eingestellte Bevölkerung wird keine Rücksicht genommen, obwohl sie die mit der Anpassung verbundenen Opfer tragen musste und muss: Über Lohnsenkungen, gestiegene Arbeitslosigkeit, „Sozialreformen“, die viele Menschen im künftig ärmsten Euroland noch ärmer machten.

Von Euro-Vorteilen, wie umtauschfreiem Reisen und billigeren Immobilienkrediten werden sie kaum profitieren. Allenfalls könnten sie über eine vermutlich steigende Inflation bald gleich noch mal zur Kasse gebeten werden.

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Reinhard Wolff
Auslandskorrespondent Skandinavien und das Baltikum
Lebt in Schweden, schreibt seit 1985 für die taz.
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1 Kommentar

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  • K
    Kritik

    Leider werden einige Fakten nicht erwähnt:

    - Viele sind dagegen, weil sie denken, dass Lettland dann auch viel Geld an Krisenstaaten zahlen müssten, was die Nationalbank verneint.

    - Ansonsten mag man einfach die nationale Währung, wie es in Deutschland auch der Fall war mit der beliebten DM.

    - Laut einer Umfrage sind nur 1/3 kategorisch dagegen, 1/3 ist dafür. Das restliche Drittel hat sich noch nicht entschieden.

    - Laut einer Umfrage fühlen sich nur 14% der Bevölkerung als fähig sich eine kompetente Meinung bilden zu können.

    - Der Trend ist mittlerweile positiv (auch durch die vielen Diskussionen und Informationssendungen)

    - Auch wird nicht erwähnt, dass die Unternehmer unbedingt für den Euro sind.

    - Die Euro Einführung Estlands ist auch durchaus ein Erfolg gewesen...

     

    Ich hätte mir eine etwas neutralere und konstruktivere Berichterstattung gewünscht. Zugegeben, es ist ein heikles Thema, aber Ihr Bericht hört sich nach Propaganda gegen eine Euro-Einführung an.