Kommentar Landtagsneubau: Zwielichtige Gründe zum Neubau

Und nun soll auch noch Oesterlens hoch geschätzter Plenarsaal des niedersächsischen Landtags einem profanen Neubau weichen.

Das hat was von Tragikomik: Zeitlebens verfocht der Architekt Dieter Oesterlen den Weiterbau, die Symbiose von Alt und Neu. Dann fiel erst in den 1980er Jahren ein von ihm gestalteter Platz mit Hotelbau in Hildesheim der historischen Rekonstruktion des Knochenhaueramtshauses zum Opfer. Und nun soll auch noch sein hoch geschätzter Plenarsaal des niedersächsischen Landtags einem profanen Neubau weichen.

Das Hauptargument der Abrissbefürworter lautet: mangelndes Tageslicht. Dabei hatte Oesterlen ja ganz bewusst auf Fenster verzichtet. Die Abgeordneten sollten sich maximal auf ihre Arbeit konzentrieren können. Wenn nun dem Glas das Wort geredet wird, angeblich um die Arbeitsatmosphäre zu verbessern, dann ließe sich das auch wenden: Die Abgeordneten wollen sich gelegentlich ins Grüne träumen.

Aber es geht doch auch um Transparenz, werden dann die Abrissfreunde ins Feld führen. Vielleicht. Aber auch das ist ein haariges Argument. Gibt es heute in der Politik mehr Transparenz als in den 1960er Jahren, als Oersterlen den Plenarsaal abschloss? Veranschaulicht die Allgegenwart des Gläsernen heute bestehende Transparenz - oder simuliert sie die zu einem guten Stück? Solange wir das nicht geklärt haben, ist das Lob des transparenten Bauens mitnichten selbsterklärend. Sondern zwielichtig.

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