Kommentar LGBTI und AfD: Homo-Projektionen
Alice Weidel hält die AfD für die einzige Schutzmacht der Angehörigen sexueller Minderheiten. Das ist mehr als abenteuerlich.
E s ist ungefähr die lächerlichste Behauptung, die die AfD in diesem Wahlkampf lanciert: dass sie „die einzige echte Schutzmacht für Schwule und Lesben in Deutschland“ sei. Das sagt Spitzenkandidatin Alice Weidel, und sie sollte sich auskennen, denn sie ist eine unversteckt lesbische Frau – und jener, der sie diese Abenteuerlichkeit sagen lässt, ist der Publizist David Berger, sowohl bekennendes CDU-Mitglied wie auch AfD-Wähler.
Tatsächlich meinen beide damit, dass die AfD die sie wählende Gunst weiblicher wie männlicher Homosexueller verdiene, weil sie als einzige Partei auf die Gefahr durch sogenannte muslimische Gangs hinweise und sie beseitigen möchte. Die politische Forderung kollidiert allerdings mit den Realitäten der Bundesrepublik: Keine Statistik belegt, dass die böse gesinnten Thesen Weidels wie Bergers zutreffen.
Es gibt im bundesdeutschen Alltag hässliche Szenen gegen offene Lesben und Schwule und Trans*menschen. Und sehr oft von migrantischen Jugendlichen gegen alles, was sie für weich und schwächlich halten. Unwahr ist jedoch, dass es ein exklusiv muslimisch grundiertes Mobbing gegen Homosexuelle gibt.
Worüber von Weidel nichts zu hören ist: Die AfD will in Schulen alles getilgt sehen, das der Aufklärung über und mit Homosexuelle(n) dient. Genderwahn heißt es dann. Die AfD ist es, die den hasserfüllten Skeptizismus gegen alles schürt, was nicht die völkisch-heterosexuelle, bevölkerungspolitisch orientierte Norm erfüllt.
Wie können sie nur als Schwule und Lesben!
Jedoch: Ein Staunen darüber, dass Menschen wie Alice Weidel und David Berger für die AfD kämpfen – Motto: Wie können sie nur als Schwule und Lesben! –, verfehlt den Gedanken, dass Angehörige sexueller Minderheiten, und lebten sie ihre Homosexualität auch noch so unverhüllt, ebenso reaktionär, lügnerisch oder rechtspopulistisch sein können. Es steht ihnen sogar zu, ob es einem behagt oder nicht.
Dass die AfD mit derartigen Thesen überhaupt Wahlkampf machen kann, hat andererseits auch damit zu tun, dass linke und libertäre Kräfte in der Bundesrepublik es vielfach versäumt haben, Ängste von LGBTI ernst zu nehmen – besonders jene vor homophob agilen Menschen, die aus Ländern stammen, in denen Schwule mit dem Tod bedroht werden.
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