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Kommentar KultusministerkonferenzDer Feriendiebstahl

Kommentar von Richard Rother

Die neue Regelung für die unterrichtsfreie Zeit im Sommer ist ein Schlag ins Gesicht von Schülern, Eltern und Lehrern. Nur die Hoteliers freuen sich.

Schöne Ferien? Von wegen! Bild: dpa

W ofür sind Sommerferien da? Damit Hoteliers in den deutschen Urlaubsregionen, vor allem an den Küsten, gute Geschäfte machen - oder damit sich Schüler erholen, um mit neuer Kraft im neuen Schuljahr ordentlich zu lernern?

Mit ihrer langfristigen Sommerferienlegung für die Jahre 2018 bis 2024 hat sich die Kultusministerkonferenz festgelegt: Wirtschaftliche Aspekte sind ihr wichtiger als schulische. Künftig wird der Ferienzeitraum noch weiter ausgedehnt als bislang.

Die Bildungminister der Bundesländer verärgern damit Schüler, Eltern, Lehrer und Schulleiter. Sie alle wollen keine Sommerferien, die im Juni noch vor dem kalendarischen Sommeranfang beginnen, wie dies mehrfach der Fall sein wird.

Es ist heiß? Ab in die Schule!

Extrem frühe Sommerferien bedeuten ja: Das Schuljahr ist kurz, vor allem das zweite Halbjahr, und bereits Anfang August - oft die heißeste Zeit des Jahres - müssen die Kinder und Jugendlichen schon wieder zur Schule, anstatt mit ihren Familien oder Freunden draußen zu sein. Den Schülern wird damit schlicht der klassische Ferienmonat August geklaut.

Wer die Sommerferien - als wirkliche Ferien im Sommer - retten und den bisher dafür vorgesehenen Zeitraum von Ende Juni bis Anfang September sinnvoll nutzen will, muss ohnehin umdenken.

Eine Verlängerung der Sommerferien von sechs auf acht Wochen, wie es jahrzehntelang in Ostdeutschland funktionierte, brächte Entspannung für alle. Im Gegenzug bräuchten nur die sinnlos langen Herbst- oder Osterferien um je eine Woche verkürzt werden.

Wetten, dass gegen einen solchen Vorschlag nicht nur Druck aus den Kirchen, sondern auch aus der Wirtschaft käme? Die alpinen Skigebiete brauchen schließlich Ostergäste, die Fluggesellschaften wollen im Herbst verstärkt Passagiere ans Mittelmeer fliegen, und die Weinbauregionen freuen sich im Herbst über Inlandstouristen.

So bleibt es beim zeitlichen und regionalen Ferienflickenteppich in Deutschland. Nur Baden-Württemberg und Bayern nehmen sich mal wieder das Sonderrecht angenehmer und wenig flexibler Sommerferienzeiten heraus. Alle anderen müssen rotieren.

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Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.
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7 Kommentare

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  • Auch wenn ich unternehmenskritisch bin, kann ich diesen Kommentar irgendwie nicht nachvollziehen. Ist es nicht auch für Eltern und Schüler sinnvoll, dass njicht alle Bundesländer zeitgleich Sommerferien haben? Dann sind doch alle Ferienorte völlig überlaufen und der Reisestau geht ins unendliche. Hat man im Juni jetzt nicht vielleicht eher noch mal die Möglichkeit, einen günstigeren Urlaub zu verbringen als in der absoluten Hauptreisezeit?

     

    Ja, im August ist es warm und man möchte lieber am See sein als in der Schule. Aber gerade im Juni ist es ja nun auch warm, gerade jetzt zu Pfingsten. Wenn ich mir die Durchschnittstemperaturen so anschauen, so liegen diese in Deutschland im Juni bei circa 16 Grad, im August bei 18 Grad. Das ist nun auch nicht so ein großer Unterschied, dass ich stattdessen lieber alle Schüler gleichzeitig in die Ferien schicke.

     

    Und ob jetzt 8 Wochen Sommerferien und Streichung von Herbst- und Osterferien so sinnvoll sind, möchte ich mal anzweifeln. Häufig ist nach 6 Wochen schon viel vergessen vom alten Schuljahr und eine weitere Verlängerung finde ich fragwürdig. Und gerade die Pausen im Jahr sind doch angenehmer für die Erholungsphasen der Schüler.

    • @Dubiosos:

      Frankreich hat im GESAMTEN Land im August Sommerferien und es scheint zu funktionieren.

       

      In D. dagegen funktionieren gemeinsame Sommerferien von Familien, die in verschiedenen Bundesländern leben schlecht oder gar nicht. Teilweise enden die Ferien in einem Bundesland und fangen dann erst in einem anderen Bundesland an. Wie bescheuert ist das denn?

       

      Vor paar Jahren endeten hier die Ferien Ende Juli und die Hitzewelle begann mit der Schule im August. Folge: Hitzefrei rund um die Uhr in den Grundschulen, apathische Schüler in den Oberschulen. So blöd läuft Schulpolitik in D.

  • Auch hier zeigt sich mal wieder:

     

    Politiker jeder Coleur sind Marionetten und Handlanger des Kapitals aber keine Volksvertreter!

     

    Es ist Zeit, diese Kaste abzuschaffen!

  • 14 der 16 Kultusminister sind absolut rückgratlose Flachzangen. Warum kümmern sich die anderen Bundesländer (außer BW und Bayern) eigentlich um die Tourismusindustrie? Ich finde den stetigen Wechsel unpassend und verlange Sommerferien von Anfang Juli bis Mitte August.

  • "Sie alle wollen keine Sommerferien, die im Juni noch vor dem kalendarischen Sommeranfang beginnen[...]"

     

    Doch. Wir. Wir fahren immer nach Sued-Italien. Da wohnt unsere Familie. Da isses im August tierisch heiss. Juni ist besser.

     

    "Eine Verlängerung der Sommerferien von sechs auf acht Wochen, wie es jahrzehntelang in Ostdeutschland funktionierte, brächte Entspannung für alle.[...] "

     

    Fuer uns nicht. Wo soll ich den ganzen Urlaub an einem Stueck hernehmen ? Ich bin berufstaetig.

    • @el_duderino:

      Das soll auch nicht heißen, dass jeder 6-8 Wochen Urlaub nimmt, sondern dass der Zeitrahmen dafür 6-8 Wochen ist.

      • @vic:

        Trotzdem wird dadurch Jeder, der schulpflichtige Kinder hat, gezwungen, seinen Jahresurlaub noch stärker auf die Sommerferien zu konzentrieren. Die übrigen Schulferien wären einfach zu kurz für einen anständigen Urlaub.