Kommentar Kulturpolitik: Hamburger Teufelskreis
Weil der freien Szene die Lobby fehlt, bekommt sie nicht das Stück vom Kuchen, das sie bräuchte, um politisches Gewicht zu entwickeln.
E s ist der alte Teufelskreis, in dem viele freie Kulturschaffende stecken: Weil ihnen die Sichtbarkeit fehlt, bekommen sie nicht die Förderung, die sie bräuchten, um ihre Sichtbarkeit zu erhöhen. Das passiert im kleinen Rahmen bei einer Bühne wie dem Theater N.N., das mit seiner Förderung die Miete, aber keine Werbung finanzieren kann. Und es passiert im großen Rahmen bei einer Debatte wie der um das Geld, das die Kultur und Tourismustaxe in Hamburgs Kassen spült: Weil der freien Szene die Lobby fehlt, bekommt sie nicht das Stück vom Kuchen, das sie bräuchte, um politisches Gewicht zu entwickeln.
Aber hätten Hamburgs Freie überhaupt ein größeres Stück vom Kuchen verdient? Schwer zu sagen. Es wäre einen Versuch wert, die freie Szene einmal so auszustatten, dass sie aus ihrer Nische herauskommt. Als Barbara Kisseler als Kultursenatorin in Hamburg anfing, bestand berechtigte Hoffnung, dass es einen solchen Versuch geben könnte: Kisseler sprach sich offensiv für die Förderung der Freien aus. Und sie kam aus Berlin, also der Stadt, die berühmt ist für ihre freie Kulturszene.
In Hamburg gibt es nun immerhin 500.000 Euro Finanzspritze aus dem Elbkulturfonds und oben drauf nochmal 100.000 für die freien Theater. Das ist ein Anfang. Dafür, den Teufelskreis zu durchbrechen, wird es aber nicht reichen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel