piwik no script img

Kommentar Kristina SchröderDie Männerversteherin

Ines Kappert
Ines Kappert
Kommentar von Ines Kappert und Ines Kappert

Es ist Weltfrauentag und die Familienministerin spricht nicht über die Frauenbewegung, sondern schenkt lieber zwei Männern 5.000 Euro. Sie ist einzigartig, die Ministerin.

I ch mag sie, unsere Frauen- und Familienministerin. Sie möchte so gern anders sein als alle ihre Vorgängerinnen und wenigstens ein bisschen Geschichte schreiben. Am Weltfrauentag, hat sie sich daher überlegt, stelle ich mich nicht hin und bete nach, was die Frauenbewegung alles erreicht hat und was noch vor "uns" liegt. Kommt nicht infrage, das machen ja alle. Ich bleibe standhafte Männerversteherin, und am Frauentag kriegen zwei engagierte Väter 5.000 Euro. Zwei werden sich finden, das schafft mein Büro schon, das klappt. Ich übernehme die Schirmherrschaft.

Hat sie recht behalten? Ja, hat sie. Zwei Männer haben die Kinderbetreuung übernommen, ihre Frauen machen indessen Karriere. Jetzt kriegen diese Spitzenväter noch ein bisschen Taschengeld und kaufen ihrer Familie lebenslang ein Eis aus eigener Tasche. Sie sind jetzt Vorbild und werden all die Banker und Unternehmer mit ihren 50, 60, 70 Stundenwochen (oder waren es hundert?) beeindrucken.

Die Spitzenväter werden bei den Spitzenverdienern eine Sehnsucht nach dem einfachen Leben wecken, nach dem, um was es eigentlich geht, nämlich das Leben wieder mit Kinderaugen zu sehen. Alsbald werden sie das Berufsleben so umgestalten, dass keine Karriere mehr zwischen Kind und Eltern steht, alles wird gut.

Wolfgang Borrs
INES KAPPERT

ist Leiterin des Meinungsressorts der taz.

Im Moment sieht es ja auch wieder ganz gut mit der Koalition aus, also dürfte uns Frau Schröder noch mindestens zwei Jahre erhalten bleiben. Womit wir beim 11. November wären. Weltweit, fast, wird an diesem Tag der Männertag begangen: in Trinidad und Tobago hat es 1999 begonnen, und inzwischen sind Jamaika, Australien, Indien, die USA, Singapur, Malta, Südafrika, Ungarn, Irland, Ghana, Kanada und Dänemark mit von Partie. Deutschland fehlt.

Aber nicht mehr lange, Frau Schröder, oder? Es wäre die Gelegenheit, an dem Gedenktag für die Benachteiligung von Männern und Jungen zwei Frauen mit sieben Kindern in Spitzenpositionen auszuzeichnen. Frau von der Leyen mögen Sie zwar nicht, aber sie kennen Sie immerhin schon. Der Rest findet sich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Ines Kappert
Gunda-Werner-Institut
leitet seit August 2015 das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie der Heinrich-Böll-Stiftung.   Mich interessiert, wer in unserer Gesellschaft ausgeschlossen und wer privilegiert wird - und mit welcher kollektiven Begründung.   Themenschwerpunkte: Feminismus, Männlichkeitsentwürfe, Syrien, Geflüchtete ,TV-Serien.   Promotion in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft zu: "Der Mann in der Krise - oder: Konservative Kapitalismuskritik im kulturellen Mainstream" (transcript 2008).   Seit 2010 Lehrauftrag an der Universität St. Gallen.
Ines Kappert
Gunda-Werner-Institut
leitet seit August 2015 das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie der Heinrich-Böll-Stiftung.   Mich interessiert, wer in unserer Gesellschaft ausgeschlossen und wer privilegiert wird - und mit welcher kollektiven Begründung.   Themenschwerpunkte: Feminismus, Männlichkeitsentwürfe, Syrien, Geflüchtete ,TV-Serien.   Promotion in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft zu: "Der Mann in der Krise - oder: Konservative Kapitalismuskritik im kulturellen Mainstream" (transcript 2008).   Seit 2010 Lehrauftrag an der Universität St. Gallen.
Mehr zum Thema

21 Kommentare

 / 
  • DD
    Donna Donnerhall

    @Siegfried Bosch

     

    Leben Sie in einem Paralleluniversum?

     

    Es geht um die Gleichberechtigung der Geschlechter1

     

    Frau Ministerin Schröder macht nichts für die Frauen, dient sich aber stets auf peinlischste Weise den Interessen der patriarchalen Männerwelt an. Sei ist eine komplette Fehlbesetzung.

  • SB
    Siegfried Bosch

    Diese Ministerin ist -- entgegen aller Beteuerungen -- auch nicht anders als ihre feministischen Vorgängerinnen. Auch hier soll der Mann der Frau zu Diensten sein und ihr den Rücken freihalten. Auch von ihr wird die Benachteiligung der Jungen in der Schule nicht angegangen.

  • FU
    Frauke Unterdrückte

    Toll! Wir haben eine Frauenministerin, die es normal findet, dass die Bedingungen für Frauen langsam, gaaanz langsam, an die der Männer angeglichen werden müssen. Wir sind nicht etwa irgendein Kopftuch tragendes Land. Nein, wir sind ein Land im 'fortschrittlichen' Westen. Na, danke!!!

  • A
    ama.dablam

    Jetzt habe ich nochmal abgeglichen, was Journalisten über dieses Sujet geschrieben haben, und da bleibt für die Redakteurin Frau Kappert nur der Vorwurf der vorsätzlichen Falschbehauptung. Ist aber wohl nicht strafbar, keine Sorge, und ne Vuvuzela hab ich auch nicht...

  • P
    Parsival

    Jenseits der Häme: gute Väter sind unter den Männern in der Minderheit. Das liegt einerseits an langfristigen, wohl eher weggefallenen Prädispostionen, andererseits auch am noch nicht korrigiertem gesellschaftlichen Selbstverständnis. Väterdiskriminierung ist eine der Baustellen, an denen Kinderfeindlichkeit entsteht. Danke für dieses Zeichen, Frau Schröder, auch wenn es für die Politik sicher zu weit geht.

  • P
    Parsival

    Jenseits der Häme: gute Väter sind unter den Männern in der Minderheit. Das liegt einerseits an langfristigen, wohl eher weggefallenen Prädispostionen, andererseits auch am noch nicht korrigiertem gesellschaftlichen Selbstverständnis. Väterdiskriminierung ist eine der Baustellen, an denen Kinderfeindlichkeit entsteht. Danke für dieses Zeichen, Frau Schröder, auch wenn es für die Politik sicher zu weit geht.

  • C
    Comment

    Das ist ja der Hammer: Da stibitzt 'das junge Ding' den Radikalfeministinnen 10.000€ aus deren Millionen schweren Portokasse, um 2!!! Männer für deren untypisch hohen familiären Einsatz zu belohnen. Das lässt beinahe vergessen, dass 2 Mio. sogenannte alleinerziehende Mütter, von denen rund die Hälfte es nicht einmal zu einem Ausbildungsabschluss geschafft hat, mit Staatsknete nur so überschüttet werden. Über die warmen Milliarden-Regen, die alljährlich für Frauenförderung über Forschung, Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft ausgekübelt werden (wer erwirtschaftet das eigentlich?) mag ich mich nach dieser Lektüre gar nicht mehr äußern.

    Aber ich freue mich schon heute, auf den 11. November, dann gibt´s nämlich wieder auf humorvolle Weise was auf die Mütze, weil 'das junge Ding' mit Sicherheit keine zwei arme und siebenfache Mütterchen für deren Lebenswerk ehren wird.

     

    Liebe Frauen,

    geht arbeiten, dann kommt ihr nicht auf so dusselige Ideen, solche albernen Artikel wie obigen zu schreiben.

     

    MfG

  • D
    Dirk

    Zu meinen Vorrednern: Es gibt in der taz Artikle, über sie es sich lohnt zu äußern (gute wie schlechte), und es gibt solche, bei denen das nicht lohnt. Ich denke, dieser gehört zur zweiten Kategorie.

  • J
    Jengre

    Frau Kappert, Ihr Sarkasmus gegenüber Männern, die ihre kleinen Kinder betreuen und ihren Frauen den Rücken freihalten, damit diese sich wie die meisten Männer konform gegenüber anmaßenden Arbeitgeberansprüchen im Zeitalter des totalitären Ökonomismus (für die Sie kein Wort der Kritik finden) verhalten können, kotzt mich an. Glauben Sie wirklich, Vorständinnen sind soviel besser für die Gesellschaft als Vorstände? Die meisten Frauen und Männer machen keine Karriere, sondern müssen ein Einkommen erwirtschaften und das Aufwachsen ihrer Kinder, vorhandenenfalls, miterleben und wenigstens abends für sie da sein. Elitenpolitik für die Minderheit der KarrieristInnen ist zu sehr grüne und taz-Sache geworden.

  • DS
    DANi S.

    Schön! Da wird einfach mal Schröders Upside-down-Denken zu Ende geführt. Ich bin gespannt, was am 11. November passiert und wann Mütter für ihr Tun gesellschaftlich so honoriert werden wie es bei Vätern ja ganz normal zu sein scheint.

  • A
    ama.dablam

    Hallo Frau Kappert,

     

    auf der homepage des Ministeriums steht heute:

     

    Bundesfamilienministerin Kristina Schröder hat am 8. März in der Plenardebatte des Bundestages zum Weltfrauentag auf Fortschritte in der Gleichstellungspolitik hingewiesen und dabei das Thema "Frauen in Führungspositionen" in den Mittelpunkt gestellt: "2011 war in mehrfacher Hinsicht ein wichtiges Jahr für Frauen. In Deutschland ging es dabei um die Frage, wie wir mehr Frauen faire Chancen auch auf Führungspositionen eröffnen können."

     

    Lügen die oder schlafen Sie?

  • D
    deviant

    Sie müssen das verstehen...für Frau Schröder sind Männer in klassischen Frauenrollen eben irgendwie doch Frauen und keine Männer.

    Darum ist es folgerichtig, Sie am Frauentag auszuzeichnen.

     

     

    Für normale Menschen ist das natürlich unglücklich und seltsam; Männer in solchen klassischen Frauenrollen auszuzeichnen ist dabei natürlich nicht an sich schlecht, weil es ein gesellschaftliches Umdenken fördern könnte, und das am Frauentag zu tun, scheint irgendwie auch vernünftig, immerhin kommt es auch den Frauen zu Gute, wenn die Männer umdenken...und dennoch kann man es der Fettnäpfchenministerin dieses nicht wirklich zu Gute halten, weil man ihr das Engagement für die Frauen schlicht nicht abnimmt - wäre es echt, wäre vermutlich auch das Echo positiver.

  • H
    horstIN

    wäre nett auch mal männer über frauen/genderthemen schreiben zu lassen! und zwar zu 50%. na, wie wärs, tazlerINNEN?

  • BS
    Beate Schuster

    Um ein Zitat zu bemühen: "Sarkasmus ist der bucklige Verwandte der Aggression".

  • B
    Beneh

    Ein Bekannter von mir hatte vor kurzem beruflich ein Treffen mit ihr und wurde vorher gewarnt er solle nicht erschrecken über ihre Kläre und Härte gegenüber sozial Benachteiligten, die sie Immer wieder zum Ausdruck bringt. Eine seltsame Tante an der komplett falschen Stelle. Schade, sie bekommt ne Menge Geld dafür und macht einiges kaputt.

  • D
    Donald

    Ist es der taz im Laufe des Vormittags wirklich entgangen, dass Frau Schröder nach Tunesien geflogen ist, um sich dort mit Frauenrechtlerinnen zu treffen? Falls ja: Die taz ist erschreckend uninformiert (eher unwahrscheinlich).

     

    Falls nein: Der taz geht es nicht um Wahrheit und ausgewogenen Journalismus, sondern versucht durch Vertuschung und Nichterwähnung (bei Wulff nannte man das "taktisches Verhältnis zur Wahrheit") eine Ministerin zu demontieren, die ihr nicht in den Kram passt.

     

    Übrigens bin ich kein großer Freund von Schröder. Aber wer mit Menschen wie Gauck und Schröder so unredlich umgeht wie die taz, braucht sich nicht zu wundern, wenn man bei der Nennung echter Probleme nicht mehr ernst genommen wird. "Was steht da??? Achso, ist von der taz – die wollen doch nur spielen."

  • S
    Schulz

    Danke... es ist ja so unanstaendig fuer eine Frau, Arbeit dh Einkommen und Beruf und Familie... und dazu noch irgendwie ueber die finanziellen Loecher kommen zu wollen, sollen, denn alle anderen wollen Geld.

     

    Nur die Frau nicht. Natuerlich nicht. Dafuer hat Gott sie ja als Frau geschaffen. Das andere machen dann die Maenner, wenn die Frau nicht mehr... da ist. Ehre ist sowieso nicht zu erkaempfen. Es ist so unwahrscheinlich maennlich... die Frauenrolle zu spielen. Hoffentlich gibts bald keine Rollen mehr.

     

    Wulff gibts ab heute auch nicht mehr, welcher Frau zuliebe tritt er zurueck? Ueber den Wolken muss der HImmel... so grenzenlos sein. Jawohl. Wir duerfen nur noch Sieger haben, keine Verlierer. Wer verliert, muss belohnt werden. Dann wird alles besser.

  • KB
    klaus b.

    frau schröder ist gnadenlos doof, da ich mit meiner frau den von frau schröder lobgepreisten rollentausch ( gibts in ihrem debilen hirn wohl) vollzogen habe und unsere kleine tochter erziehe bzw mich um haus&hof kümmere , mich also im rollentauschen auskenne, mußte ich mich doch wieder einmal über unsre familienministerin sfrau schröder kaputtlachen. so viel einfältigkeit, in nahezu allen von ihr angeschnittenen themen, ist eigentlich grandios oder wie oben erwähnt gnadenlos doof......

     

    mfg ein rollengetauschter

  • U
    Ulli

    Eine schallende Backpfeife für alle Damen, die händeringend auf das ewiggleiche und nichts ändernde Blabla gewartet haben.

    Schön, daß sie mit recht "unorthodoxen" Mitteln zum Nachdenken anregt!

    Weiter so. Bevor die Frauenbewegung mit ihren langweilig gewordenen Themen und Forderungen komplett einschläft.

  • K
    KFR

    Geanu ! die Benachteiligung ( siehe Verfassung der BRD GG ) von Jungen durch exclusive weibliche Erziehung und Indoktrination in Haus, Kita, Schule bis zur Ministerien und Regierung bis endlich überwunden werden !

  • K
    Kaboom

    Die peinlichste Ministerin seit Merkel Umwltministerin war. Möglicherweise sogar noch peinlicher, unfähiger und dilettantischer als Merkel damals.

    Das eröffnet ihr mit einiger Sicherheit eine glänztende Zukunft in der CDU. Vermutlich wird die Dame in 15 Jahren Kanzlerin sein.