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Kommentar Kristina SchröderFamilienpolitik war nicht ihr Ding

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Ehegattensplitting, Elterngeld und Co.: Eine Politik, die Frauen und Familien wirklich zugute kommt, zählten nicht zu den Leidenschaften Kristina Schröders.

Alles prima: Kristina Schröder interpretierte die Evaluation ihrer Familienpolitik etwas anders als die ForscherInnen. Bild: reuters

E x-Familienministerin Kristina Schröder hat sich just nach dem 22. September von ihrem Ministerinnensessel in Richtung Familie verabschiedet. Ihrer eigenen wohlgemerkt. Gleichwohl ist die CDU-Politikerin noch immer präsent – immer dann, wenn es darum geht, was von ihr bleiben wird. In erster Linie wohl das: Eine Politik, die Frauen und Familien wahrhaft zugute kommt, waren nicht Schröders Ding.

Mit jedem öffentlichen Auftritt gewann man mehr und mehr den Eindruck, als sei die Ministerin froh, wenn die Legislatur ein Ehe und Kristina Schröder endlich ihre Ruhe habe vor all dem „Gedöns“. Oder wie soll man es verstehen, wenn sie schon im Juni erste Ergebnisse der von ihr in Auftrag gegebenen „Evaluation familienbezogener Leistungen“ präsentiert und so kommentiert: Alles prima, wir haben es richtig gemacht.

Die ForscherInnen indes, die die Evaluation durchführten, kommen zu einem anderen Ergebnis: Nichts ist prima, im Gegenteil, es besteht jede Menge Nachhole- und Reformbedarf.

Jetzt liegen alle Ergebnisse der Untersuchungen auf dem Tisch und beide Seiten bleiben bei ihrer ursprünglichen Wertung. Man reibt sich verwundert die Augen und fragt sich: Wem kann man glauben?

Kristina Schröders eigenwillige Interpretation

Zunächst einmal den Daten. Die sind belastbar, die kann man vergleichen, die kann man auswerten. Man kann sie aber auch interpretieren. Das hat Kristina Schröder getan – in ihrem Sinne. Das ist schon okay, sie wäre keine Politikerin, wenn sie das nicht täte. Das machen andere genauso.

Die Frage ist nur, wie geschickt man eine Eigeninterpretation tarnt und wie gut man sie verkauft. Das aber wollte der Familienministerin nicht so recht gelingen.

Wenn sie zum Beispiel stur behauptet, die von ihr so hoch gehaltenen familienpolitischen Leistungen kommen bei Frauen, Männern und Kindern „in der Gesamtheit“ gut an. Wenn sie im Gegensatz dazu orakelt, dass nichts, was der Staat tut, dazu beitrage, dass junge Paare Kinderwünsche tatsächlich in die Realität umzusetzten. Und wenn sie das Betreuungsgeld als „Wahlfreiheit“ verteidigt.

Keine höhere Geburtenrate mit Sonntagsreden

Die ForscherInnen halten dagegen: Keine noch so gute staatliche Leistung kann mit einem selbst verdienten Einkommen mithalten. Eine höhere Geburtenrate erreicht man nicht mit Sonntagsreden, sondern vor allem mit guten Betreuungsplätzen und mit tiptop ErzieherInnen. Und Wahlfreiheit ist dann gegeben, wenn Frauen nicht mehr gezwungen sind, sich zwischen Job und Kindern entscheiden zu müssen.

Die Kluft zwischen den Aussagen der Ministerin und den ForscherInnen ist leider zu deutlich. Aber das ist ja nun vorbei. Jetzt kümmert sich Kristina Schröder erstmal mehr um ihre eigene Familie und kann so in aller Ruhe testen, was sie in ihrer Amtszeit alles geleistet hat.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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18 Kommentare

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  • G
    Gusti

    Frau Schröder hatte ganz gute Ideen, das mus man ihr eigentlich zugestehen. Ich vermute, dass sie dem knallharten Geschäft namens Politik einfach auf die Dauer nicht gewachsen ist. Und Frau von der Leyen, der lächelnde Rottweiler, wird ihr Übriges getan haben, Frau Schröder das Leben schwer zu machen.

    Ich finde es beachtenswert, dass Frau Schröder so konsequent ist und die Familie, die ihr am Herzen liegt, vorzieht. Ihre Kinder werden es ihr danken.

  • S
    Sören

    Kristina Schröder war eine schwache Ministerin, die kein Interesse an den Themen ihres Ministeriums hatte, und die jede Dynamik vermissen ließ. Leider waren dies 4 verlorene Jahre für Kinder und Familien.

     

    Bei der Frage, ob Mütter zu Hause bleiben sollten, gibt es sicher einen ökonomischen Aspekt - gerade für Geringverdiener und Alleinerziehende. Aber es geht auch um Selbstverwirklichung. Frauen wollen eben vielfach nicht mehr wählen müssen, und eine längere Auszeit vom Beruf ist viel schwieriger zu realisieren als früher. Wenn man die Geburtenrate als Indikator für den Erfolg der Familienpolitik nimmt, sind wir als Land sehr erfolgslos, und machen offensichtlich etwas falsch. Länder, die höhere Geburtenraten haben, setzen auf eine bessere Infrastruktur für Familien, und nicht auf Geldleistungen.

     

    Das Betreuungsgeld ist ideologisch motivierter Unsinn. Es wird eben nicht gezahlt, wenn man sein Kind selbst betreut, sondern wenn man es nicht in eine KiTa gibt. Obs dann von der Oma oder einer Nanny betreut wird, ist egal. Das Geld ist falsch angelegt, sinnvoller wäre es, Kindererziehungszeiten besser bei der Rente zu berücksichtigen. Davon hätten Mütter, die ihr Kind für längere Zeit selber betreuen wollen, wesentlich mehr.

  • Auch wenn ich Frau Schröder keine großen Sympathien entgegen bringe, verstehe ich die ganze Aufregung um das Betreuungsgeld nicht. Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein und den soll bitte jedeR nehmen, der/die sein Kind einige Zeit zuhause "betreut". Ein Kitabeitrag der Eltern wird niemals die Kosten für diesen Platz decken. Aber darum geht es auch nicht. Denn ich bin sehr wohl für die Wahlfreiheit, aber die kann nicht bedeuten, dass alle Mütter jetzt vor und nach der Geburt arbeiten müssen. Vorher, damit das "tolle" Elterngeld zieht, und nachher, damit das Kind auch ja in eine Kita geht. Es könnte ja ansonsten mit dem Kind was passieren. In Deutschland gehen fast alle Kinder ab 3 Jahren sowieso in einen Kindergarten. Die können und sollen ruhig zu schönen Ganztagskindergärten umgebaut und mit mehr Personal mit besserer Aus- und Fortbildung ausgestattet werden. Aber dieses "Alle Mütter (Eltern) müssen arbeiten und alle Kinder müssen in eine Kita" finde ich einen ganz falschen Ansatz. Ausnahmsweise bin ich mal froh über die Sturheit in unserem Lande.

     

    "Und Wahlfreiheit ist dann gegeben, wenn Frauen nicht mehr gezwungen sind, sich zwischen Job und Kindern entscheiden zu müssen." Ja, das sehe ich auch so, allerdings nur als Angebot.

     

    Die ForscherInnen schlagen ja auch vor das Kindergeld zu streichen, weil das die Eltern davon abhält beide arbeiten zu gehen.

     

    Waren sie schon mal in einer jungen Familie mit mind. zwei Kindern, in der die Eltern insgesamt mind. 70 Stunden arbeiten gehen? Es kommt sehr darauf, wieviel diese Eltern an Einkommen in ihren Jobs verdienen und wie es um die Persönlichkeiten und Gesundheit in der Familie bestellt ist. Es gibt Eltern und Kinder, die solch ein Familienmodell einfach nicht schaffen, ohne schwer krank zu werden oder ADHS-Symptome zu bekommen. Und in solchen Fällen wird dann auf die Familien geschaut, die zu wenig Zeit haben und lassen.

     

    Wie denn nun?

  • M
    Momo

    um was geht es hier ?

     

    "Eine höhere Geburtenrate erreicht man nicht mit Sonntagsreden, sondern vor allem mit guten Betreuungsplätzen und mit tiptop ErzieherInnen."

     

    um staatliche Zuchtprogramme ?

    um Erfüllung der Forderungen von Wirtschaftsverbänden, Familienförderung zurückzuschrauben, damit auch jedes Kind in staatliche Obhut genommen werden kann ?

     

    Etwa um Kinder ????

    Oder Mütter ?

     

    Wie mich dieser von Wirtschaftsverbänden gekaufter Journalismus ankotzt.

     

    Es geht um nichts anderes als um Geld, Geld, Geld...

     

    Geld was in die Taschen anderer fließen soll.

  • "Freie KITA fuer Alle" (FDP Weisser Hirsch)

    • R
      Robert
      @fritz:

      Es geht um eine Politik für Männer, Frauen und Kinder, nicht um Politik für Familien und Frauen. Ich kommen aus einem Landkreis, den man auch als rot/grünem LAndkreis bezeichen könnte. Von tiptop Erzieherinnen konnte da keine Rede sein. Es gab einen Kindergarten und wenn sich Kinder sich in der Kleinsten-Gruppe daneben benamen wurden sie eins hoch geschaufelt. Da gab es dann statt backe backe Kuchen backe backe Waffeln... da würde die taz dann aber ein Tuch drüber werfen...

      • R
        Ruhender
        @Robert:

        Wie bidde? Backe backe Kuchen, backe backe Waffeln??? Was zum Teufel... wollen Sie überhaupt sagen?

  • R
    Ruhender

    Was kommt Frauen und Familien zugute? Wenn die Frau schuften gehen und das Kind in die Kita schicken muß, nur damit die Familie überhaupt finanziell durchkommt? Ist das das ideale Familienbild der Zukunft?

  • Fand sie irgendwie suess, ein Grund auf die CDU-Wahlkampffeier zu gehen statt in die Ollenhauerstrasse gegenueber und sicherlich nicht schlechter als die korrekte Politik der geschmeidigen Dopperlnamen-Eckert.

    • F
      Frauenbetörer
      @fritz:

      Ja, hübsch ist sie. Konnten Sie auf der Wahlparty denn bei ihr landen?

  • E
    Eisvogel

    Die Frau ist ein beängstigend perfektes Beispiel für eine Technokratie, in der Bürgerlichkeit ohne Standpunkte, Hochschulabschlüsse ohne Bildung, Doktortitel ohne tiefere Interessen, Parteiämter ohne Lebenserfahrung und Mandate als reiner Karriereeinstieg als die totale Normalität durchgesetzt werden. Sie dürfte jetzt in vollkommener Selbstverständlichkeit ein Häkchen hinter die Abgeordnetenpension als persönliche Grundsicherung setzen - und sich mit ihrer Ministerzeit im Lebenslauf nun lukrativeren Gefilden zuwenden, um das richtige Vermögen aufzubauen. Als völlig schlüssigen nächsten Schritt zum Ziel: früh Millionär durch frühes Mandat. Als schnippische Kindfrau fällt sie damit natürlich besonders unsympathisch auf, aber was meint Ihr, wie viele von denen wir noch zu sehen bekommen. Die ganze Jungriege der Parteien geht direkt von der Uni in die Parteien. Da kommen noch richtig schreckliche Regierungen auf uns zu!

  • Was soll schon dabei rauskommen, wenn Wirtschaftsverbände eine Studie zur Familienpolitik vorlegen? Natürlich nichts anderes als die Forderung daß Eltern gefälligst arbeiten sollen, anstatt sich um ihre Kinder zu kümmern. Genau deshalb werden dort ja Kita-Ausbau und die Ganztagsschulen gefordert.

    Die Wirtschaft ist hier eine Allianz mit dem Feminismus eingegangen. Für letzern gilt das Primat der wirtschaftlichen Unabhängigkeit von Mann. Daher sind Feministinnen auch für den Ausbau von Kita und Ganztagsschulen.

    Kinder? Ach, fast vergessen, die gehören ja irgendwie schon mit zur Familienpolitik, obwohl sie für Wirtschaft und Feminismus längst zu einer eher lästigen Dispositionsmasse geworden sind, die man wegorganisieren will.

    Studien zur Schädlichkeit von Krippen? Werden nach wie vor ignoriert, Krippen haben gefälligst dem Kindeswohl zu dienen, basta.

     

    Tja, liebe Kinder, die nachfolgende Elterngeneration wird euch wohl nicht mehr erziehen. Dafür jedoch dürften Mama und Papa sich gegenseitig auf dem Arbeitsmarkt Konkurrenz machen und, wie seit 20 Jahren "erfolgreich" praktiziert, die Löhne drücken, sodaß leider beide Eltern arbeiten müssen, und über die generierten Steuern auch noch Krippe und Ganztagskita bezahlen dürfen.

    Glückwunsch zu dieser "besseren Familienpolitik".

    • MS
      manche sind eben gleicher
      @Horsti:

      "Die Wirtschaft ist hier eine Allianz mit dem Feminismus eingegangen."

       

      Ich würde eher meinen, die Wirtschaft hat sich ihren „eigenen“ Feminismus erschaffen.

      Journalistinnen und Politikerinnen wurden als Multiplikatorinnen einer neoliberalen Gleichstellungspolitik gewonnen. Die Aussicht durch Quote, die eigene Position zu verbessern und durch zusätzliche Machtoptionen gesellschaftliche Veränderungen zu befördern, die letztlich nur dem eigenen Machterhalt dienen - zeigt auf, dass zumindest in der Korruption Gleichstellung der Geschlechter schon heute erreicht wurde.

       

      http://www.youtube.com/watch?v=xCw6bMlbQsk

    • G
      G
      @Horsti:

      Was soll an der wirtschaftlichen Unabhängigkeit eines Menschen (nicht nur von Mann/Frau,sondern allgemein) schlecht sein?

      • @G:

        Im Prinzip nichts. Dann sollte man das aber nicht als Familienpolitik verkaufen, und dazu noch die Kinder vorschieben, sondern als das deklarieren was es ist: Praktizierter Feminismus unter dem Deckmäntelchen der Familienpolitik.

         

        Zudem stellt sich mir die Frage ob Elternteile wirklich wirtschaftlich unabhängig werden, wenn sie sich auf dem Arbeitsmarkt gegenseitig Konkurrenz machen? Früher konnte Papa mit seinem Einkommen noch eine Familie ernäheren. Seitdem Frauen massenhaft auf den Arbeitsmarkt kommen, sinken die Löhne rasant, sodaß heute meist beide Eltern arbeiten müssen. Wirtschaftliche Unabhängigkeit wenn beide Eltern wenig verdienen? Ein Phyrrussieg.

        • G
          G
          @Horsti:

          Gut,dann sollen eben die Männer sieben Jahre Berufstätigkeit den Kindern schenken,um den Arbeitsmarkt zu entlasten. :D

           

          Die Gründe der stetig sinkenden Löhnen ist jedenfalls ganz woanders zu suchen,nicht bei den Frauen.

          Ich gehe übrigens sehr gerne arbeiten,schließlich wurde ich dafür auch lange und teuer ausgebildet,möchte weder von Papa,noch vom Daddy das Geld haben.

    • S
      Stella
      @Horsti:

      Staat und Wirtschaft haben einmalige Gelegenheit, auf die Kinder und so auch auf ganze Familien Zugriff zu haben und so manipulatorisch eigene Interessen 1a durchzudrücken.

      Kindheit und Elternzeit ist etwas anderes!

  • H
    Horstiborsti

    Was sie geleistet hat, ist doch völlig egal. Für sie ist auf jeden Fall gut gesorgt.