Kommentar Konflikt China und Japan: Problem Fernost
Aus dem chinesisch-japanischen Konflikt erwächst die Gefahr eines Krieges. Bald könnte das Vermittlungsgeschick der Europäer gefragt sein.
W er hätte das vor Kurzem noch gedacht: Aber im Streit um ein paar läppische Inseln im Ostasiatischen Meer haben sowohl Chinas Führung als auch die von Japan verbal dermaßen aufgerüstet, dass wirklich zu befürchten ist: Es gibt für sie kein Zurück mehr.
Zwar schwelt dieser Streit um die Senkaku/Diaoyu-Inseln schon lange; doch noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs fühlte sich China so mächtig und waren zugleich die antijapanischen Proteste in China so stark wie heute. Dazu hat ganz maßgeblich das chinesische Regime beigetragen. Verwerflich ist nicht so sehr, dass der autoritär geführte Staat nun plötzlich Massendemos zulässt, während er sonst Kritik gern im Keim erstickt: Wenn die Menschen in China frei ihre Meinung äußern können, ist das immer ein Fortschritt.
Schäbig ist, dass Peking nicht die Sicherheit von Zehntausenden Japanern im Land gewährleistet, sondern selbst ganz massiv Hass schürt. Aber auch Japans Führung trägt wenig zur Entspannung bei, sondern lässt Nationalisten den Konflikt noch anheizen.
ist China-Korrespondent der taz.
Zwischen dem hochindustrialisierten Inselreich und der Volksrepublik droht also tatsächlich Krieg, so unverständlich die heftige Auseinandersetzung um diese unbewohnten Felsbrocken aus der Ferne erscheinen mag. Liefert sich die zweitgrößte mit der drittgrößten Volkswirtschaft dieser Welt einen militärischen Schlagabtausch, wird das Folgen haben, die bis nach USA und Europa reichen – ökonomisch wie auch weltpolitisch.
Die Vereinigten Staaten haben sich nun eingeschaltet und mahnen zur Zurückhaltung. Doch mit ihrem transpazifischen Hegemonialstreben gelten die US-Amerikaner selbst als zu sehr belastet. Das Vermittlungsgeschick der Europäer ist gefragt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos