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Kommentar Koalition und LohngleichheitWorte, die sich gut anhören

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Sie wollen die Lohnlücke von 23 Prozent schließen. Prima. Nur dafür wäre ein Kulturbruch nötig. Das dürfte die neue Koalition etwas überfordern.

Wer die Lohnungleichheit bekämpfen will, muss die Minijobs abschaffen Bild: dpa

G leiches Geld für gleiche Arbeit. Die neue Koalition will es wahr machen: Schluss mit den durchschnittlich 23 Prozent Lohnunterschied, den Frauen gegenüber Männern einstecken müssen. Großartige Idee. Wie erfolgreich wird sie sein?

Betrachtet man allein, worauf sich die UnterhändlerInnen von Union und SPD gerade geeinigt haben – etwa auf mehr Gehältertransparenz –, könnte man meinen, da tut sich was. Künftig soll nämlich nicht mehr die Erwerbsbiografie Ausschlag dafür geben, wie viel jemand verdient. Sondern allein die Arbeit, die er oder sie leistet. Das heißt: Eine Frau, die nach drei Jahren Erziehungszeit in den Job zurückkehrt, soll das Gleiche verdienen wie der Kollege, der den gleichen Job macht – nur eben drei Jahre länger.

Klingt nach Sozialismus: Alle sind gleich. Warum soll heute funktionieren, was vor knapp einem Vierteljahrhundert gescheitert ist? Der Widerstand in den Unternehmen formiert sich bereits, Arbeitgeberverbände erteilen der Idee eine Absage. Darüber hinaus werden sich ArbeitnehmerInnen ohne längere Auszeit zu Recht beklagen, dass das alles nicht gerecht sei.

ist Inlands-Redakteurin für Geschlechterpolitik.

Wer wirklich etwas gegen Lohnungleichheit machen will, muss die unsäglichen Minijobs abschaffen, Teilzeit reduzieren, das Rückkehrrecht auf eine Vollzeitstelle nach der Familienphase gesetzlich festklopfen. Der muss für genügend Kitaplätze sorgen und in sogenannten Frauenberufen das Lohnniveau anheben. Die vielfach als minderwertig angesehenen Jobs in Pflege und Erziehung sowie die Teilzeitarbeit, die Frauen bis heute häufig sogar freiwillig akzeptieren, sorgt für die größte Lohnlücke.

Das zu ändern käme einem Kulturbruch, einem Paradigmenwechsel gleich – der nicht so leicht zu machen ist, wie die Koalitionäre das gerade verkaufen. Zumindest wenn die Absicht, ein Mehr an Gerechtigkeit zu schaffen, ernst gemeint ist.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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6 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • B
    bigbrother

    Teil 2

    Es ist schon erstaunlich das viele frauenpolitische Forderungen den Eindruck machen das sie aus wirtschaftsliberalen Thinktanks zu stammen scheinen. Arbeiterpool erhöhen, dadurch die Löhne senken (Angebot=Nachfrage), mehr zu versteuerndes Einkommen...

    Anstatt daraufhin zu arbeiten das eine Familie (welche Form auch immer)

    von einem Gehalt leben kann wird die "Freiheit über alles" propagiert, ohne den Leuten zu sagen das alles seinen Preis hat. Familie kostet Geld und Zeit, dafür hat man Kinder. Karriere kostet Zeit und Persöhnlichkeit, dafür hat man Geld. Alles hat Vor- und Nachteile, es wird Zeit diese Warheit auszusprechen und zu verhindern das viele in einer Welt groß werden die vor Ansprüchen an sich selbst und der Gesellschaft aus den Fugen geraten ist.

     

    Kommentar gekürzt.

  • B
    bigbrother

    Teil 1

    Guten Tag liebe TAZ und Frau Schmollack

     

    Im ersten Absatz vermisse ich den Verweis auf die bereinigte Lohnlücke die im statistischen Bundesamt einzusehen ist.

     

    Das Gehalt von der Erfahrung in dem Beruf abzukoppeln ist hoffentlich ein schlechter Witz und wie sie bemerkten würden sich einige Belegschaften zu Recht die Haare raufen.

     

    Zu ihrer Konklusio.

    1. Minijobs durch einen Mindestlohn überflüssig machen, nicht einfach abschaffen.

    2. Teilzeit reduzieren? Das was aus der feministischen Ecke kommt war in der Vergangenheit eigentlich immer pro Teilzeit ( "work-life-balance" ).

    Auch habe ich den Eindruck ( Medien u. Bekannte ) das viele Frauen, gerade Mütter, keine Vollzeit ackern wollen ( ich auch nicht ).

    3. Rückkehrrecht auf Vollzeit. Das sollte ein optionaler Gegenstand des Arbeitsvertrages werden.

    4. Kitaplätze. Mir zu anstrengend, warum nicht?

    5. Lohnniveau anheben. Ersteinmal muss ich mich wundern warum die Forderung so "Frauenexklusiv" ist. Schlachter werden ähnlich wie Friseure häufig schlecht bezahlt. Die Forderung nach einem Mindestlohn wäre die Antwort und doch vernimmt man kaum etwas in dieser Richtung.

    Neben einem Mindestlohn müssen die Beschäftigten ihre Interessen aber auch besser durchsetzen. Krankenpleger, Altenpfleger und Friseure sollten sich nicht mehr so mit Innereuropäischer Konkurenz unter Druck setzen lassen. Da ist aber auch der Gesetzgeber gefragt und no-border Aktivisten werden wohl schäumen. Das Frauen "sogar" Teilzeit akzeptieren liegt wohl daran das sich viele Frauen genau dies wünschen. Abgesehen davon ist gerade die Wahl des Studiumfachs besonders Kritisch zu sehen.

    Die Lieblingsfächer der Frauen sind nun mal nicht die typisch Geldintensiven. Da kann man als Gesellschaft wenig machen ( einer neunzehnjährigen Abiturientin Oberlehrerartig daherzukommen hat sie nicht verdient ).

  • F
    Fisch

    Dieser Kommentar - obwohl er viele wichtige Punkte anspricht - disqualifiziert sich durch die mantrahaft verbreiteten angeblichen 23% Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen. Es ist schon schlimm genug, dass der bereinigte Gender Pay Gap bei 8% liegt (darin liegt die wahre Lohndiskriminierung von Frauen) aber durch die Verbreitung des unbereinigten Einkommensunterschieds, der nicht das Einkommen bei gleicher Position, Erfahrung, etc. vergleicht, macht sich Frau Schmollack unnötiger Weise angreifbar. Dass z.B. eine Krankenschwester weniger verdient als ein Bankdirektor hat nun mal nichts mit ihrem Geschlecht zu tun. Der Skandal ist vielmehr, dass ggf. eine Krankenschwester weniger verdient als ein Krankenpfleger und die Bankdirektorin weniger als der Bankdirektor. Dieser Unterschied liegt meines Wissens aber eben nicht bei 23%, sondern bei 8%.

  • S
    silvie

    23 Prozent - diese Zahl ist nicht wahr! Sie ist wenn überhaupt verdreht. Es gibt keine Lohndiskriminierung von Frauen in Deutschland! Warum behauptet ihr dieses immer wieder? Wer will sich hier unberechtigter Weise Privilegien erschleichen?

     

    Es gibt davon abgesehen auch keine anderweitige strukturelle Diskriminierung von Frauen in diesem Land. Das ist eine ganz klare Lüge.

  • Ich fordere Gleiche Lebenserwartung. Gleichen Obdachlosenanteil, Gleiche Gefängnisbevölkerungsanteil.

     

    Ach, ich hab vergessen: Wenn Frauen wo schlechter abschneiden, ist es die kollektive Schuld der Gesellschaft; Wenn Männer schlechter abschneiden ist es die individuelle Schuld der Männer.

  • C
    C3PO

    Wenn schon im Aufmacher mit der 23% Lüge begonnen wird, lese ich den Rest erst gar nicht.