Kommentar Koalition gegen IS: Türkei marschiert ins Abseits

Die Türkei will bei der Koalition gegen die Terrormiliz IS pro forma dabei sein. Dennoch schließt der Frontstaat jede militärische Hilfe aus.

Während am Montag die Anti-IS-Koalition in Paris tagte, besuchte Erdogan lieber den Emir von Katar. Bild: dpa

Der Kampf einer internationalen Koalition gegen die Terrortruppe des Islamischen Staates (IS) rückt näher, doch einer der wichtigsten Frontstaaten, die Türkei, wird nicht dabei sein. Zwar erklärte die Türkei während des Nato-Gipfels in Wales pro forma, sie werde bei der Anti-IS-Koalition dabei sein, tatsächlich schließt sie aber jede militärische Hilfe aus. Das geht so weit, dass die USA ihre Luftwaffenairbase in Incirlik in der Südtürkei – geografisch der den IS-Hochburgen in Syrien und im Irak nächstgelegene US-Stützpunkt – nicht benutzen dürfen.

Die Haltung von Präsident Tayyip Erdogan und seiner Regierung hat die Obama-Administration zutiefst frustriert. Die New York Times veröffentlichte am Wochenende eine Recherche über die Ölverkäufe von IS in der Türkei, und der frühere US-Botschafter in Ankara, Francis Ricciardone, ätzte im Wall Street Journal über den „sogenannten Verbündeten“, der trotz amerikanischer Warnungen mit Geld und Waffenlieferungen die islamistischen Terrortruppen in Syrien erst mit groß gemacht habe.

Offiziell verweist die türkische Regierung als Grund für ihre Zurückhaltung immer auf die Geiseln, die IS seit der Stürmung des türkischen Konsulats in Mossul in ihrer Gewalt hat. Doch der eigentliche Grund geht tiefer. Während am Montag die Anti-IS-Koalition in Paris tagte, besuchte Erdogan stattdessen am gleichen Tag den Emir von Katar.

Beide Staaten gelten als Unterstützer der Islamisten, um mit deren Hilfe ihren Einfluss im Nahen Osten auszubauen. Nachdem Erdogans eigentliche Verbündete, die Muslimbrüder, sowohl in Ägypten als auch in Syrien scheiterten, fällt es dem türkischen Präsidenten nun erkennbar schwer, sein gefährliches Spiel mit IS zu beenden. Unter Erdogan ist die Türkei deshalb dabei, sich vom Westen zu verabschieden.

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