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Kommentar KlonfleischDas monopolisierte Tier

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Der Verbraucher hat nichts vom Klonen. Für die Bauern dagegen könnte es eine erhebliche Gefahr sein.

D as Klonen von Tieren verursacht unnötiges Leid: Die wenigsten Embryonen von Rindern oder Schweinen, die im Labor produziert werden, überleben. Bei einer Operation werden sie Leihmüttern eingepflanzt. Da Klontiere oft besonders groß sind, werden Komplikationen bei der Geburt zur Regel. Damit nicht genug: Viele Tiere, die schließlich trotz allem lebend zur Welt kommen, leiden an tödlichen Krankheiten.

Warum sollen Lebewesen diesen Qualen ausgesetzt werden? Der Grund ist einfach: Züchter wollen etwa von besonders schnell wachsenden Schweinen und Kühen mit außergewöhnlich hoher Milchleistung länger profitieren.

Bisher konnte das Erbmaterial solcher extrem profitablen Tiere nur begrenzt weitergegeben werden - schließlich starben sie irgendwann. Doch mit dem Klonen lässt sich immer wieder eine völlig identische Kopie des Supertiers erstellen.

Der Verbraucher hat davon nichts. Für die Bauern dagegen könnte Klonen eine erhebliche Gefahr sein. Biotech-Konzerne werden sich Klontiere patentieren lassen und so ihren Einfluss auf die Lebensmittelproduktion ausweiten. Sie werden auch dieses Instrument dazu nutzen, die Ressourcen für die Erzeugung von Nahrungsmitteln zu monopolisieren.

Glaubt man einem jetzt veröffentlichten Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, stellt der Verzehr von Fleisch von Nachkommen geklonter Tiere kein Gesundheitsrisiko dar. Aber über diesem Aspekt sollte man die ethischen und agrarpolitischen Probleme dieser Produkte nicht vergessen.

Leider scheint der EU-Rat genau diesen Fehler zu begehen: Die Mitgliedsstaaten fordern - gegen den Willen des Europäischen Parlaments - ein lebensmittelrechtliches Zulassungsverfahren für Klonfleisch. Da ist für Tierschutz kaum Platz.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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1 Kommentar

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  • A
    ARE

    Haben Sie schon mal daran gedacht, wie genial dieser Ansatz für die Fleischindustrie ist?

     

    Die Zucht kann Exemplare hervorbringen, die extrem genügsam, geduldig und gesund sind und damit sehr gut für die Mast geeignet sind: excellente Futterverwerter die "freiwillig" zur Schlachtbank laufen!

     

    Nach den Erfahrungen aus der Saatindustrie kann ich mir sehr gut vorstellen, das ein Nachkomme einer Line demnächst das "ein oder andere" Nahrungsergänzungsmittel braucht, damit es ihm gut geht bis hin zum Einbau eines "Killergens", d.h. der Notwendigkeit der Einnahme eines bestimmten Stoffes, welcher "zufälligerweise" vom gleichen Unternehmen patentiert wurde.

     

    Auch kann ich mir vorstellen, dass dann nur vom Herkunftsunternehmen patentierte Medizin Verwendung findet. So könnte man leicht den ein oder anderen Fehler einbauen und damit Prognose, Therapie und Medizin gleich mit entwickeln. Wie praktisch!

     

    Selbstverständlich gibt es dann auch spezielle Kurse im Umgang mit dem "Innovationsträger" der Fleischwirtschaft, d.h. normale landwirtschaftliche Kenntnisse reichen dann nicht mehr aus.

     

    Und natürlich werden diese Tiere nicht vermehrungsfähig sein. Das wäre ja noch schöner!

     

    Dummheit und Gier wechseln ihre Kleider nach Mode, ihre hässlichen Fratzen bleiben jedoch stets gleich.