Kommentar Jugendgewalt: Kein Interesse an Feinheiten

Wenn Polizei und Jugendhilfe so offen zusammenarbeiten, kostet das das Vertrauen der Jugendlichen.

Sozialarbeit und Polizei haben verschiedene Rollen. Die Polizei muss Straftaten aufklären. Jugendhilfe und Jugendgerichtshilfe haben den Auftrag, zu entdramatisieren. Sie sollen Beziehungen zu jungen Menschen aufbauen und ihnen Mut machen, ihr Leben zu leben.

Was die Stadt unter der Überschrift „Handeln gegen Jugendgewalt“ betreibt, verletzt diese bewusst geschaffene Abgrenzung. Die Datenschutzvorschriften werden als unnötiger Ballast gesehen, die penibel eingehalten nur verhindern, dass Jugendkriminalität bekämpft wird.

Mag sein, dass die Zusammenarbeit bei Ampel-System und Fallkonferenzen in der Praxis tatsächlich ohne Reibung funktioniert. Welcher Jugendliche, der Thema einer Fallkonferenz ist, geht schon zum Anwalt und klagt seine Datenschutzrechte ein. Der Schaden setzt früher ein. Wenn Pädagogen so offen mit der Polizei zusammenarbeiten, nehmen auch die Jugendlichen sie irgendwann nur noch als Hilfs-Sheriffs wahr und fassen kein Vertrauen.

Es ist gut, dass der Datenschutzbeauftragte das kritisiert. Beunruhigend ist, dass dies offenbar wenig Wirkung zeigt und die Senatsvertreter suggerieren, es gäbe kein Problem. Wahrscheinlich, weil das öffentliche Interesse an diesen Feinheiten fehlt. Delinquente Jugendliche sind nur dann interessant, wenn sie etwas verbrochen haben.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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