Kommentar Jubelfeier Deutsche Einheit: Eine Frage des Geschmacks

Schiffs-Paraden, Hopsburgen und Spielmannszugaufmärsche - originell wird die Einheitsfeier nicht. Umso dringlicher stellt sich die Frage, warum ausgerechnet ein Regime-Günstling die Sause organisieren darf.

Ästhetisch lässt sich natürlich immer etwas einwenden gegen politische Großfeten: Wie bei der 750 Jahr-Feier von Berlin (Ost), die er mitgestaltete, hat Gerald Ponesky auch für die Oktober-Sause in Bremen gleich mehrere Paraden geplant.

Die Unterschiede sind klein: Damals paradierten die Nationale Volksarmee und Traktoristen. Diesmal werden's Schiffe auf der Weser sein und - ah, immerhin: keine Bundeswehr-Panzer!, nur Spielmannszüge aus allen Bundesländern. Das kann man doch eine Verbesserung nennen.

Auch wird es, jede Wette, im großen Kinderbereich wohl eine Hopsburg geben - und so etwas hatten die drüben nicht. Schließlich war Plaste Mangelware. Meine Güte, solangs die Leute mögen - das sind bloße Geschmacksfragen. Und die sind hier unerheblich.

Feststellen lässt sich jedoch: Das ganze wird durch einen eklatanten Mangel an Originalität geprägt sein. Und gerade der wirft die - relevante - Frage auf, ob nicht jeder andere ein derartiges Volksfest genauso gut - nein, besser hätte organisieren können als ausgerechnet Ponesky. Denn der 3. Oktober ist und bleibt ein politischer Termin. Und Ponesky half durch seine Mitarbeit an der Berlin-Feier und durch die Veranstaltung von Konzerten mit nützlichen Idioten aus dem Westen, die DDR zu stabilisieren. Er war ein Begünstigter des Regimes. Dass er das auch im Westen zu sein scheint, hat ein fieses Geschmäckle.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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