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Kommentar Israel und die UNIsrael will wieder dazugehören

Kommentar von Susanne Knaul

Auch die UN-Kommission zum Angriff auf die Gaza-Flotille wird Israel nicht reinwaschen. Die von den Soldaten eingesetzte Gewalt war schlicht unproportional.

D ie israelische Entscheidung, mit der UN-Untersuchung des Marine-Disasters vor der Küste Gazas zu kooperieren, ist eine gute. Regierungschef Benjamin Netanjahu ist bereit, den Preis zu zahlen, den es kostet dazuzugehören.

Trotzdem sind es die falschen Gründe, die Netanjahu zum Umdenken brachten: die internationale Isolation, der Druck des Weißen Hauses und die Furcht vor einem erneuten imageschädigenden Bericht. Um wie viel glaubwürdiger wäre er, hätte er den internationalen Prüfern gleich nach dem Militäreinsatz die Türen geöffnet, eben weil Israel, wie er sagt, nichts zu verbergen hat. Hatte es das wirklich nicht?

Der Goldstone-Report nach dem Gazakrieg war verheerend für das Ansehen des Staates. Über Kriegsverbrechen und gar Verbrechen gegen die Menschlichkeit berichtete das von der UN eingesetzte Team. Ein Zutun Israels bei der Untersuchung hätte den Schaden mildern können. Ihn ganz abzuwenden war von vornherein aussichtslos, denn es sind Verbrechen begangen worden.

Bild: privat

Susanne Knaul ist Nahost-Korrespondentin der taz.

Auch die UN-Kommission, die untersucht, wie es zur Tötung der neun propalästinensischen Aktivisten gekommen ist, wird Israel nicht reinwaschen. Die von den Soldaten eingesetzte Gewalt war unproportional. Und über die Fehler der Armee und der Nachrichtendienste berichtet ein eigens vom Militär eingesetzter Ausschuss bereits selbst.

Zu der UN-Kommission soll ein Israeli und ein Türke gehören. Seite an Seite demonstrieren die beiden Staaten guten Willen, die Fehler zu finden und daraus zu lernen. Beide wollen die Beziehungen aus der Krise holen. Noch bevor die Kommission ihre Arbeit aufnimmt, hat sie einen Teil ihres Zwecks schon erreicht.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

7 Kommentare

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  • E
    end.the.occupation

    Israel gehört nicht zu uns.

     

    Wir enteignen keine Beduinen, wir zerstören keine Beduinendörfer und wir haben kein Komittee gegen Hauszerstörungen - ICAHD - weil wir das nicht nötig haben. Wir haben auch nicht 67 die andere Hälfte unserer Hauptstadt erobert, und die Bewohner zu Staatenlosen gemacht, wie etwa Firas Marahgy.

    Deswegen haben wir auch kein Terrorproblem, dass dem israelischen auch nur entfernt gleichkäme - und wir müssen uns auch nicht andauernd gegen Polen oder Frankreich selbstverteidigen.

     

    Fazit: Es gehört nicht zu uns - ob mit oder ohne untaugliche UN-Untersuchung. Und das sollte es auch nicht, bis es zu einer Demokratie geworden ist.

  • PM
    Peter Maas

    @grifter

     

    "Sie hätten alles Recht der Welt gehabt, dass Schiff total zu versenken."

     

    Von welchem Recht sprichst du? Hast du's etwas genauer?

     

    "Aber Frau Knaul mit ihrem großen herz für die arme Gazabevölkerung wird das nie begreifen."

     

    Es gehört ein großes Herz dazu, Mitgefühl mit Kindern zu haben? Nee, das ist schon in der Sparvariante eingebaut. Auf dein Herz kann sich jetzt jeder selbst einen Reim machen. Danke für die Selbstentlarvung.

     

    Ich erinnere mich, dass Frau Knaul hier schon mal als einseitig proisraelisch kritisiert wurde. Wer es schafft, sicht mit seinen Artikeln die Geiferer aus beiden Lagern zu Feinden zu machen, leistet wahrscheinlich gute Arbeit.

  • S
    somairot

    Gut dass Frau Knaul vorsichtshalber schon mal klarstellt, dass die Kommission Israel nicht reinwaschen wird. Wo kämen wir denn dahin, wenn nicht von vornherein klar wäre, dass Israel schuldig ist?

     

    @Herr Wagner: in einem Konflikt der von einer Seite geschürt wird, kann sich nun mal nur die andere Seite auf Selbstverteidigung berufen.

  • O
    oma_Kruse

    Es ist ein bisschen verlogen, so zu tun, als seien die UN im Hinblick auf Israel neutral. Das hat auch der skandalöse Bericht des Apartheid-Richters Goldstone letztes Jahr wieder gezeigt.

  • T
    Tajmahal

    @ Grifter: Sie schreiben: 'Das Israel nur die neun Terroristen getötet hat war ein Entgegenkommen. Sie hätten alles Recht der Welt gehabt, dass Schiff total zu versenken'. Bei einem militärischen Angriff auf ein Schiff eines Nato-Staates in internationalen Gewässern hätte und hat dagegen die NATO alles Recht der Welt, den Bündnisfall aufzurufen und seine Mitgliedsstaaten vor der Atommacht Israel militärisch zu schützen und zu verteidigen. Es geht nicht an, dass eine Atommacht Nato-Staaten problemlos angreift und man in Brüssel nur die Däumchen dreht. Wozu gibt es diesen Verein?

  • G
    grifter

    Das Israel nur die neun Terroristen getötet hat war

    ein Entgegenkommen. Sie hätten alles Recht der Welt gehabt, dass Schiff total zu versenken . Aber Frau

    Knaul mit ihrem großen herz für die arme Gazabevölkerung wird das nie begreifen.

  • ER
    Erich R.Wagner

    Bezüglich Zugeständnis Israels zu UNO Untersuchung.

    Nun jede Kritik an Israel wird mit der Antisemitenkeule niedergeschlagen.Und das fonktioniert,was dazu führt dasdie Unrechtshandlungen nie aufhören werden befor sich dies ändert und Israel(nicht Iran ) endlich mit Sanktionen bestraft wird;was wiederum durch die Koplitzenschaft der USA verhindert wird.

    Eines von vielen Beispielen:nahezu jede Woche haben die Israelis ein halbes Dutzend Palästinenser "gefangen"(von den durch die vorgeschickten Morder getöteten abgesehen).Da fangen dir Palästinenser einen Juden mit Uniform.Es werden massive Konsequenzen angedroht wird er nich sofort freigelassen.Libanon wird überfallen 1.300 Zivilisten werden getötet ca,1,3 Milliarden € Schaden verursacht.Keine Konsequenzen von der Völkergemeinschaft-sondern eine "Geberkonferenz".

    Beim Abzug hat man schnell noch in e4iner Breite von ca.30 km Streubomben verteilt.Gleiches Vorgehen im Gazastreifen:es wurden die "Ofenrohr"Raketen geradezu gepfegt immer wieder der Öffettlickeit vor geführt,gerade dies hat man gebraucht um Gaza weiter zu zerschlagen.UNO Kommission:Kriegsverbrechen,Verbrechen gegen die Menschlichkeit etc.etc.wie gehabt und so wird es weitergehen.Was hört man:Israel hat das Recht auf "Selbstverteitigung".Die andere Seite hat dies nicht?