Kommentar Islamisten-Alarm: Obskure Angst vor dem Prediger
Pierre Vogel, der Popstar unter den deutschen Islamisten, darf doch nicht ins Kieler Audimax. Und jetzt? Tritt er eben woanders auf.
A m Ende haben sich die Kieler Studierenden also doch noch durchgesetzt, gegen ein, wie es scheint, zögerndes Uni-Präsidium: Pierre Vogel, der Popstar unter den deutschen Islamisten, darf nun doch nicht ins Audimax. Und jetzt? Tritt er eben woanders auf.
Es ist wahr, Pierre Vogel stellt die Scharia über das Grundgesetz. Aber evangelikale Christen oder der Papst sind da womöglich nicht besser. Christen kommen in die Hölle? Es gibt Christen, die glauben das selbe auch von Muslimen.
Wenn einem nichts mehr einfällt, ruft man in Deutschland "Verfassungsfeind". Doch wer will schon in einer Pierre-Vogel-Welt leben, in der Frauen sich voll verschleiern und Ehebrecher gesteinigt werden? Wahrscheinlich nicht mal die Salafisten selbst.
"Ich mach ja nur den Vorschlag", sagte Vogel pfiffig, als er der Bundeskanzlerin die Scharia für muslimische Jugendliche im Bezirk Neukölln empfahl. Vogel ist kein Politiker, er ist ein Mann des Showbusiness - ähnlich wie der amerikanische Prediger Billy Graham, der auch viel von Verdammnis sprach.
Die Kieler Uni hat sich die Chance entgehen lassen, selbst als Veranstalter einzuspringen. Dann allerdings hätte sie die Bedingungen diktieren können: keine Geschlechtertrennung, keine Kleidervorschriften. Vielleicht wäre es interessant geworden. So aber: passiert nichts.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Fortschrittsinfluencer über Zuversicht
„Es setzt sich durch, wer die bessere Geschichte hat“