Kommentar Iran: Militäroption rückt näher
Sollte Iran zur Atomwaffenherstellung entschlossen sein, wird es sich durch Sanktionen nicht daran hindern lassen. Die verbleibenden Optionen verengen sich auf ein militärisches Vorgehen.
Die heutigen Iran-Gespräche in Genf zwischen den Vertretern Teherans und der Sechsergruppe aus USA, China, Rußland, Frankreich., Großbritannien und Deutschland sind zum Scheitern verurteilt. Voraussetzung für einen Erfolg wäre substantielle Kompromißbereitschaft zumindest einer der beiden Seiten im Konflikt um das iranische Nuklearprogramm gewesen.
Mit Barack Obamas Entspannungsgesten zu Beginn seiner Amtszeit war Hoffnung auf eine politische Lösung aufgekeimt. Zumal der US-Präsident die Forderung nach vollständiger Einstellung der iranischen Urananreicherung erst einmal rhetorisch zurückstellte. Dies reichte allerdings nicht aus, um den kompromissbereiten Kräften in Teheran zur Durchsetzung zu verhelfen. Auch weil sich Präsident Ahmadinedschad von seiner harten Linie größere Chancen für eine Wiederwahl versprach. Seit seinem durch massive Fälschungen erzielten "Wahlsieg" und den dadurch ausgelösten Unruhen dienen das Nuklearprogramm und der Verweis auf die ausländischen Feinde noch stärker als zuvor zur Ablenkung von innenpolitischen Problemen und zur Unterdrückung der Opposition.
Andreas Zumach ist UN-Korrespondent in Genf.
Hätte der UNO-Sicherheitsrat die Forderung nach Einstellung der Urananreicheung durch eine zeitlich befristete Aussetzung der entsprechenden Resolutionen offiziell vom Tisch genommen, hätte der Iran möglicherweise eine ähnliche Entscheidung mit Blick auf die Urananreicherung getroffen. Sollte Teheran tatsächlich zur Atomwaffenherstellung entschlossen sein, dann wird es sich durch verschärfte Sanktionen kaum daran hindern lassen. Dann aber verengen sich die verbleibenden Optionen auf ein militärisches Vorgehen. Es sei denn - eine vage Hoffnung - das Regime würde vorher vom Volk gestürzt.
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