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Kommentar Iran-IsraelKeine Entspannung ohne Demokratie

Kommentar von Susanne Knaul

Dramatisch ist das sich verschiebende Kräfteverhältnis im Nahen Osten. Bei Geburt einer Atommacht Iran würden nicht länger die moderaten islamischen Staaten den Ton angeben.

V or Euphorie sei gewarnt. Die ersten Kontakte zwischen Iran und Israel könnten auch die letzten auf absehbare Zeit bleiben. Was schade ist, denn warum eigentlich sollte es keine Kontakte geben zwischen zwei Ländern, die nie Krieg gegeneinander geführt haben, die weder sich offene Blutrechnungen präsentieren müssten noch einen Gebietskonflikt auszufechten haben. Dazu kommt, dass die Iraner keine ausgesprochenen Antisemiten sind.

Trotzdem schimpft der Chef in Teheran auf die Zionisten, deren Staat von der Landkarte verschwinden sollte; und umgekehrt fühlt sich Israel durch die iranische Atombombe mehr bedroht als durch alle bisherigen Kriege und den Terror zusammen. Israels Problem ist, dass es sich zu gut als Projektionsfläche im innermuslimischen Machtkampf eignet. Wer am lautesten gegen den Judenstaat wettert, erntet die meisten Punkte.

Die atomar bestückten Raketen, die auf Tel Aviv oder Dimona zielen, sind nicht das einzige Problem, das die Politiker in Jerusalem wieder und wieder einen Präventivschlag ins Auge fassen lässt. Ähnlich dramatisch ist das sich verschiebende Kräfteverhältnis im Nahen Osten. Bei Geburt einer Atommacht Iran würden nicht länger die vergleichsweise moderaten islamischen Staaten den Ton angeben, sondern ein Staat, der einen Großteil seiner ohnehin beschränkten Ressourcen in die Finanzierung von Terrororganisationen außerhalb der eigenen Landesgrenzen fließen lässt.

Bild: taz

Susanne Knaul ist Israel-Korrespondentin der taz.

Das Verhältnis zwischen Israel und Iran wird sich nicht erwärmen, denn das würde den Anfang vom Ende der "Achse des Bösen" bedeuten, wie Ex-US-Präsident George Bush einst den Bogen von Teheran über Syrien zu Hisbollah und Hamas zog. Für eine Entspannung müssten im Iran die Leute das Sagen haben, die heute in den Gefängnissen des Ajatollah-Staates vergewaltigt und hingerichtet werden, weil sie sich Demokratie und Menschenrechte wünschten.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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5 Kommentare

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  • G
    Gusch

    von welchem "linken" lager ist eigentlich die rede, wenn sich zum beispiel schon taz-leser als beinharte antisemiten outen. koalition mit solchen leuten? nein danke. dann lieber jamaika.

  • D
    davidson

    Dieser Artikel ist ein kleiner Skandal.Vom ersten bis zum letzten Satz rührt die Autorin die Kriegstrommeln auf eine solch plump-eindimensionale Art und Weise, die JEGLICHE, nicht zu Letzt journalistische Seriösität, und JEGLICHEN politischen Sachverstand vermissen lässt. Dieser Text trieft nur so vor Unseriösität.

     

    "Die atomar bestückten Raketen, die auf Tel Aviv oder Dimona zielen(!!!) [Anmerkung des Kommentators], sind nicht das einzige Problem, das die Politiker in Jerusalem wieder und wieder einen Präventivschlag ins Auge fassen lässt." Sollte die Autorin in Kenntnis wichtiger Informationen sein, die bis zu diesem Zeitpunkt der internationalen Politik und Medienöffentlichkeit entgangen sind, wäre der Rest der Welt dankbar für genauere Einsichten in das iranische Atomprogramm. Sollte das nicht der Fall sein, ist es doch sicher nicht zu viel verlangt, wenn die Grammatik des Textes sich an den bisherigen Kenntnisstand der Sachlage orienttiert: Ja "ZIELT" der Iran denn schon auf Tel Aviv und Dimona? Naja, lassen wir mal Fünfe gerade sein. Und was versteht die Autorin eigentlich unter dem "(GROßTEIL)seiner ohnehin beschränkten Ressourcen" ? Versteht Sie unter "Großteil" tatsächlich den "Großteil"? Denn das ist ist einfach nicht der Fall. Ich weiß nicht worüber ich in Anbetracht solcher groben Ungenauigkeiten erschrockener sein soll: Über die (Un)Seriösität der Autorin, oder der taz.de Redaktion, die sowas einfach durchwinkt..

  • A
    Anonym

    Szenario 1:

     

    Der Iran ist im Besitz von Nuklearwaffen und der Moeglichkeit sie innerhalb weniger Minuten auf Israelischem Teretorium zu zuenden.

    Israel besitzt Nuklearwaffen und die Moeglichkeit sie innerhalb weniger Minuten auf Iranischem Boden zu zuenden.

    Ein moegliches Erstschlagszenario fuer Iran ist aufgrund See (U-boot) gestuetzter A-waffen Israels und (moeglicher nuklearer)Vergeltung durch die Nato nicht in Erwaegung zu ziehen. Umgekehrt kann ein Erstschlag durch Israel aufgrund des immensen Terretoriums Irans eine vollstaendige Zerstoerung aller A-waffen und damit Verhinderung einer Vergeltung nicht garantieren. Die Regierungen beider Laender werden weiterhin die Drohkulisse naehren; eine kriegerische Auseinandersetzung wird durch die Pattsituation jedoch immer unrealistischer. Aufgrund von Aengsten nuklearer Selbstzerstoerung beginnen die Buerger beider Nationen extremen Kraeften, auch Organisationen wie Muslimbrueder oder Hamas die Unterstuetzung zu entziehen. Da eine kriegerische Auseinandersetzung kaum wahrscheinlich ( da nicht gewinnbar) ist, gelingt es den Regierungen beider Nationen nicht mehr durch Kriegs und Feindpropaganda von Internen Konflikten und Problemen abzulenken. Fortschrittlichere Lager in beiden Laendern gewinnen an realem und politischen Einfluss.....

     

    Szenario 2:

    Ahmadinejad wacht eines Morgens auf und entscheidet sich Israel von der Landkarte zu streichen (an Redaktion: wie oft wird diese falsche Uebersetzung denn noch von Euch verwendet??) Mit dieser Entscheidung waehlt er die totale Zerstoerung seines Landes, seiner Machtposition, seines Palastes, seines Luxus, seines Lebens. Der Islam als Relegion und Lebensweise verliert saemtliche Unterstuetzung des Westens. Moderate Kraefte uebernehmen in einem blutigen Putsch die Macht in Saudi Arabien. Mit einem zerstoerten Iran hindert nichts mehr die NATO daran im nahen Osten einzumarschieren. Saemtliche Islamische Organisationen in weslichen Laendern werden verfolgt und aufgeloest......

     

    Szenario 3:

    Israel entscheidet sich (aehnlich wie im Irak) moegliche Produktionsanlagen im Iran mit einem Luftschlag zu zerstoeren. Anders als der Irak ist der Iran im Besitz einer intakten Armee, Marine und Luftwaffe; aufgrund massiver interner Konflikte und einer instabilen Machtposition, sowie moeglichem Glaubwuerdigkeitsverlust seiner schwindenden Anhaengerschaft entscheidet sich Ahmadinejad und Berater fuer einen Gegenschlag auf industriegebiete in Israel. Israel entsendet Kampfflugzeuge bekommt jedoch weder von Syrien, Irak noch der Tuerkei Ueberflugsrechte. Ein israelisches Kampflugzeug wird ueber tuerkischem Boden abgeschossen. Tuerkisch-Israelische Beziehen verschlechtern sich zunehmend. Die Tuerkei ignoriert Natobefehle und lehnt ueberflugsrechte fuer Natoflugzeuge ab. Russland warnt die Nato vor weiterem kriegerischem Vorgehen gegen den Iran......

  • W
    wahrheit

    mal wieder eine völlig einseitige pro-israel darstellung, man ists ja langsam gewohnt. israel, dieser vorgeschobene kriegshandlanger des westens mit seinen 150 atombomben, ist wohl keine gefahr für irgendwen?

    LÄCHERLICH

  • K
    Keks

    Danke für diesen Beitrag. Schön, dass sich in der Taz die Falken Israels zu Wort melden können. Es erspart mir als Zeitungsleser die Mühe die einschlägigen Medien des israelischen Außemministeriums suchen zu müssen. Ich sehe mich durch Frau Knaul bereits bestens mental vorbereitet auf den Tag X im Nahen Osten. Danke