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Kommentar IOC-Präsident BachDer Verhinderer

Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Sport hat nichts mit Politik zu tun, meint der neue IOC-Chef. Thomas Bach ist ein Verwalter, der viel Geld organisieren kann – und wenig hinterfragt.

Was will IOC-Chef Bach mitteilen? Bild: ap

Z um ersten Mal in der Geschichte der Menschheit ist ein Mann aus Deutschland zum Sportpapst gewählt worden. Wie? Sie haben nichts mitbekommen davon, haben nichts von einer Feier in schwarz-rot-gold vor ihrer Haustür gesehen oder gehört? Nicht ärgern, Sie haben keine Party versäumt. Den Menschen ist egal, dass Thomas Bach zum neuen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees gewählt worden ist.

Mit dem neuen IOC-Präsidenten verbinden sich keinerlei Hoffnungen. Sein Motto im Rennen um die Präsidentschaft lautete „Einheit in Vielfalt“. Das soll nun sein Programm sein. Mit der hohlen Phrase konnte er all diejenigen im IOC hinter sich scharen, für die es nichts Schlimmeres gibt als Veränderung.

Sie haben mit Thomas Bach einen Mann des „Weiter-So“ gewählt, einer Verwalter, einen Anti-Reformer, einen von gestern. Zwar weiß Bach, dass er es schaffen muss, wieder mehr Staaten und Städte für den Olympismus zu begeistern, dass es dem olympischen Sport gut zu Gesicht stehen würde, wenn sich wieder mehr junge Menschen für die Spiele begeistern würden.

Doch eine Revolution des Sports von oben ist von ihm nicht zu erwarten. Er ist gewählt worden, weil man ihm zutraut, genug Öl-, Gas- und Oligarchenmilliarden heranzuschaffen, um den Sport genauso weiterführen zu können, wie das bislang gemacht wurde. Die Unterstützung durch den stinkreichen kuwaitischen Sportmulti Ahmad al-Sabah ist deshalb gut angekommen bei den IOC-Mitgliedern. Die Funktionärskaste ist sich sicher, nur mit der Hilfe solch scheinbar freigebiger Typen die Zukunft ihrer ermüdenden Bewegung sicherstellen zu können.

Typischer Sportfunktionär

Bach ist keiner, der sich fragt, ob verschobene Boxkämpfe bei Olympia noch verkauft werden können. Keiner, der aktiv ein Ende des olympischen Gigantismus fordert. Keiner, der Doping als Problem anspricht, auch wenn es gerade keinen positiven Test bei einem prominenten Sportler gibt. Keiner sich dafür einsetzt, sportliche Großereignisse nur an Länder zu vergeben, die ein Mindestmaß an bürger- und menschenrechtlichen Standards garantieren.

Er ist einer jener typischen Sportfunktionäre, die ohne rot recht anzulaufen, sagen können, dass Sport nichts mit Politik zu tun hat, während gerade in Brasilien Hunderttausende auf die Straße gehen, um dagegen zu protestieren, wie das IOC das Land und die Stadt Rio de Janeiro, die Olympiastadt von 2016, regelrecht erpresst.

Bach wird auch keine Probleme haben, die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi an der Seite von Russlands Präsident Wladimir Putin zu eröffnen, ohne ihn auf die homophobe Gesetzgebung in dessen Staat auch nur anzusprechen. Nein, ein Grund zu feiern, ist die Wahl Thomas Bachs wahrlich nicht.

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Andreas Rüttenauer
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4 Kommentare

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  • A
    ama.dablam

    Ich kenne ihn beruflich als Aufsichtsratsvorsitzenden eines Maschinenbauers. Er ist professionell und weiß, was Compliance bedeutet. Ich traue ihm zu, diese auch im IOC umzusetzen

  • Im Gegensatz zur Meinung des Redakteurs A. Rüttenauer sehe ich natürlich den persönlichen Erfolg des Aufstieges zur wichtigsten Person im weltweiten Sport als einen riesigen Sieg an, der allerdings gleichzeitig der Beginn eines völlig anderen Lebensabschnittes bedeutet und Änderungen in privaten sowie gesellschaftlichen Bereichen mit sich bringen wird.

    Der frühere sehr erfolgreiche Sportler, der es zu vielen Medaillen bei Olympia-, Welt-, Europa- und anderen Meisterschaften brachte, sollte erst einmal in Ruhe diesen Sieg genießen dürfen! Er gelang bekanntlich in der gleichen Stadt, wo er auch schon als Florettfechter den bereits als verloren geglaubten Endkampf bei der WM 1977 mit einem klaren 1:7 Rückstand mit seinen Jungs noch zum Gewinn umwandeln konnte.

     

    Es liegt die Vermutung nahe, dass es schon auch ein zukünftiger Vorteil für unser Land sein könnte, die Entscheidungsperson des IOC besonders gut zu kennen….Viele, viele unangenehme Aufgaben und Entscheidungen werden allerdings auch auf ihn warten. Es ist ihm dabei zu wünschen, dass er diese intensiver und eindeutiger lösen wird, als sein vor zwölf Jahren in dieses Amt gewählte, damaliger belgischer Hoffnungsträger, Rogge! Dazu zählen u.a. natürlich die leider weit verbreitete Korruption, das kaum zu packende Dopingproblem und der sich global ausgebreitete sportpolitische Machtmissbrauch.

     

    Obwohl das im Bericht stehende Bild auf seine perfekt vernetzte Schlitzohrigkeit hinweist, würde ich ihm als Insider wünschen, der bei ADIDAS von 1985 bis 1987 als Direktor für internationale Zusammenarbeit arbeitete, endlich bei den – sehr vorsichtig ausgedrückt – „Ungereimtheiten“ der später insolventen ISL-Truppe mit Herrn Dassler an der Spitze, die zur bis heute unaufgeklärten „Schmiergeldaffäre bei der FIFA um „Sonnenkönig“ Blatter führte, Licht in`s Dunkle bringt!

     

    Das hat leider bisher keine andere Person geschafft……….…….

  • L
    lowandorder

    D áccord Herr Rüttenauer.

    Unser Floretti - des paßt scho;

     

    aber welche " Bewegung " bitte?

    solches war dieses Olympiergehuber nie.

     

    Und das IOC ja wohl schon gar nicht.

  • M
    Marilo

    Ist Bach vielleicht der Zwillingsbruder von Merkel? Quasi zwei Seelen und ein Gedanke für Sports and Politics? Mit unerschöpflicher nichtssagender Wortwahl auch noch wenig, oder gar nichts, bewegen?