Kommentar Hochwasserschutz: So langsam zieht Vernunft ein
Endlich: Der Bund stellt 300 Millionen Euro zur Verfügung, damit die Länder neue Überschwemmungsflächen für Elbe, Rhein und Donau schaffen.

N ach jedem der sogenannten Jahrhundert-Hochwasser, die zuletzt in immer dichteren Abständen auftraten, war bisher das gleiche Spiel zu beobachten: Alle politischen Akteure beteuerten, dass dem Wasser wieder mehr Raum gegeben werden müsse, indem Deiche zurückverlagert werden. Doch anschließend wurden meist nur die bestehenden Deiche verstärkt – und das Hochwasserproblem wurde damit nur an einen anderen Ort verlagert.
Ein Grund dafür ist, dass für den Hochwasserschutz in Deutschland bisher die Bundesländer zuständig sind. Und die sind naturgemäß wenig interessiert daran, in ihrem eigenen Gebiet für viel Geld neue Überschwemmungsflächen zu schaffen, von denen dann vor allem andere, weiter flussabwärts gelegene Länder profitieren.
Darum ist es eine gute Nachricht, dass sich nach der letzten katastrophalen Flutwelle im Sommer 2013 nun die Bundesregierung in das Thema eingeschaltet hat. Sie koordiniert nicht nur die Aktivitäten der Länder, sondern nimmt mit relevanten Geldbeträgen auch direkten Einfluss darauf, dass jene Projekte umgesetzt werden, die insgesamt gesehen den größten Nutzen für den Hochwasserschutz bringen.
Auf diese Weise soll jetzt endlich vieles umgesetzt werden, was Umweltschützer schon lange fordern: Durch die Schaffung von Überschwemmungsflächen, sogenannten Poldern, und durch die Rückverlegung von bestehenden Deichen bekommen die Flüsse wieder mehr Raum. Das mildert Hochwasserwellen ab und schafft gleichzeitig neue Naturräume.
Es ist bedauerlich, dass es so viele Hochwasserkatastrophen gebraucht hat, bis die Vernunft eingezogen ist. Doch auch wenn es lange gedauert hat: Immerhin scheint die Politik diesmal am Ende aus Schaden tatsächlich klug zu werden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Wahlkampf in Deutschland
Rotzlöffeldichte auf Rekordniveau
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA entwerfen UN-Resolution zum Krieg in der Ukraine ohne jede Kritik an Russland
+++ Die USA unter Trump +++
Trump entlässt den Generalstabschef der US-Streitkräfte
Regierungsbildung nach Österreich-Wahl
ÖVP, SPÖ und Neos wollen es jetzt miteinander versuchen
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen