Kommentar Hessens Grüne: Einsame Spitze

Tarek Al-Wazir ist nicht nur Fraktions- sondern auch Landeschef der Grünen. Das offenbart nicht etwa organisatorische Professionalität, sondern eine dünne Personaldecke.

Fraktionschef der Grünen im Hessischen Landtag ist er schon seit dem Jahrtausendwechsel. Jetzt wählte die Basis der Partei, in der einmal die strikte Trennung von Amt und Mandat propagiert wurde, den Politologen Tarek Al-Wazir auch noch zum Vorsitzenden der Landespartei. Alle Macht also auf eine Person konzentriert - das ist neu bei den Grünen. Dass Al-Wazir sich die Parteiführung nach dem Doppelspitzenprinzip noch mit Kordula Schulz-Asche teilen muss, belegt leider nicht das Gegenteil. Blieb die Ko-Vorsitzende doch bislang ohnehin blass, während Al-Wazir auch über die Parteigrenzen hinweg schon jetzt als der eigentliche Boss der hessischen Grünen wahrgenommen wird.

Mit der Personalunion sei organisatorische Professionalität demonstriert worden. Jetzt werde Landespolitik aus einem Guss gemacht, meinen die Grünen in Hessen. Mag sein. Demonstriert haben sie aber auch, wie dünn ihre Personaldecke geworden ist und wie unattraktiv das schlecht bezahlte Parteiamt. Ein Armutszeugnis für eine Partei, aus der früher einmal die eigentlichen "Macher" der Grünen hervorgegangen sind: von Joschka Fischer über Dany Cohn-Bendit bis zu Tom Koenigs, um nur einige zu nennen. Aktuell jedenfalls erklärte lediglich ein einsamer linker Grüner spontan seine Bereitschaft, gegen Al-Wazir anzutreten. Die 49 Stimmen für den Opponenten waren ein Achtungserfolg. Dass es bei den hessischen Grünen noch Linke gibt, hätte schließlich zuvor kein Mensch mehr für möglich gehalten.

Al-Wazir muss jetzt Partei und Fraktion fast allein in den kurzen und von allen Parteien ganz sicher hart geführten Landtagswahlkampf führen. Koch bekämpfen, die Linkspartei klein und die SPD bei Laune halten. An nichts weniger als der Rückführung der Grünen auf die Regierungsbänke wird er nach der Landtagswahl im Januar gemessen werden. Sein Risiko. Denn der Landtagsfraktion in einer dritten Legislaturperiode in der Opposition wird Al-Wazir wohl nicht mehr vorstehen können; als Parteichef aber ist er immerhin bis 2009 gewählt.

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