Kommentar Hess-Natur: Mit dem Holzhammer
Nach der Übernahme durch einen Finanzinvestor mahnt das Ökomodeunternehmen Hess-Natur Kritiker ab. Damit wird es Kunden verlieren.
H ess-Natur geht mit dem juristischen Holzhammer gegen seine Kritiker vor. Das Ökomodeunternehmen sieht eine Webseite, die sich mit dem neuen Firmeninvestor nicht abfinden will, als geschäftsschädigend an. Die Kritiker wurden abgemahnt. Dabei schaden nicht sie dem Unternehmen. Vielmehr schadet sich Hess-Natur mit dem juristischen Vorgehen selbst.
Denn an Firmen, Verbände und Organisationen, die sich im weitesten Sinne als politisch korrekt verstehen, haben Verbraucher den Anspruch an eine unternehmerische Verantwortung. Das gilt auch im Umgang mit Kunden und Kritikern.
Nur so ist zu verstehen, warum das juristische Vorgehen eines Umweltverbandes wie des WWF gegen einen Buchautor so hohe Wellen schlägt. Und warum von einem Händler, der ökologische Kleidung produziert, mehr verlangt wird, als pestizidfreie Ware pünktlich und in einwandfreiem Zustand zu liefern. Wer die Welt verbessern will, sollte möglichst nicht mit Abmahnungen und damit verbundenen hohen Kosten drohen.
ist Redakteurin im Ressort Ökologie & Wirtschaft der taz.
Natürlich, das juristische Vorgehen ist einfach. Es gibt eine Rechtslage, es gibt ein Gericht, es gibt eine Entscheidung. Doch es gibt noch einen anderen Weg: in den Dialog zu treten mit den Kritikern.
Ja, so ein Vorgehen kostet Zeit und den Willen, sich mit der Kritik auseinanderzusetzen. Doch mit Sicherheit werden Kritiker und Kunden es honorieren. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass nicht: Der juristische Weg steht einem Unternehmen auch dann noch offen, wenn es erst einmal den Dialog versucht hat. Andersherum ist das nicht ganz so einfach. So, wie Hess-Natur vorgeht, kann es nur verlieren – zumindest bei seinen Kunden.
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