Kommentar Hauptstadt-Wahlkampf: Blaues Auge für Renate
Im Streit um Grün-Schwarz zerlegt sich die Partei derzeit selbst. Aber genau das könnte ihre Spitzenkandidatin Renate Künast vor dem Totalabsturz retten.
D er Traum der Grünen in Berlin war: Ihre Spitzenkandidatin Renate Künast macht das Rennen; auf der Erfolgswelle ihrer Partei surft sie als Siegerin ins Rote Rathaus der Stadt. Dort sucht sie sich dann den passenden Koalitionspartner aus – CDU oder SPD, je nachdem, zu was es reicht. Doch dieser Traum ist in den vergangenen Wochen zerronnen.
Erst fielen die Grünen in den Umfragen weit hinter die SPD zurück: teils aus eigenem Unvermögen, teils, weil ihr Konkurrent Klaus Wowereit seinen Amtsbonus geschickt ausspielte. Es scheint, dass er wohl Bürgermeister bleibt - und es für die Grünen bestenfalls zum Juniorpartner reicht.
Selbst das ist aber nicht sicher: Bundesweit liegen die Grünen in Umfragen derzeit bei 22 Prozent. Ausgerechnet in ihrer Hochburg Berlin aber könnten sie nun deutlich unter diesen Wert sacken. Renate Künast droht ein Desaster. Und nun kündigen einige linke Abgeordnete ihr auch noch mehr oder weniger offen die Gefolgschaft auf, weil sie partout keine Koalition mit der CDU wollen. Zerlegt sich die Partei drei Wochen vor der Wahl selbst? Ja. Aber genau das könnte sie vor dem Totalabsturz retten.
Die Aussicht auf eine grün-schwarze Koalition irritiert einen großen Teil der grünen Stammwähler - und Renate Künast konnte diese Option auch nicht recht plausibel machen. Zwar kann die Parteiführung nicht auf die Option mit der CDU verzichten. Andernfalls würde sie sich gänzlich der SPD ausliefern - und ihre Spitzenkandidatin Renate Künast demontieren.
Dennoch kann Künast den Parteilinken sogar dankbar sein. Deren Drohung, ein grün-schwarzes Bündnis zu sabotieren, könnte die Stammklientel beruhigen. Damit bleibt die Chance, dass Künast wenigstens mit einem blauen Auge davonkommt.
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