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Kommentar HaasenburgWurm im Konzept

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

Die Haasenburg ist hoch umstritten. Wenn Hamburg fast eine ganze Schulklasse deren Methoden aussetzt, ist eine Reaktivierung der Heim-Kontrollkommission das Mindeste.

H amburg schiebt 15 seiner Kinder in ein Heim im fernen Brandenburg ab – und man weiß nicht recht, wie es ihnen dort geht. Gut möglich, dass die eingeräumten Beschwerden nur die Spitze des Eisbergs sind.

In Hamburg wäre dieses Heim längst geschlossen. Allein die von der taz veröffentlichen Auszüge aus der noch 2010 gültigen Hausordnung – immer eine Armlänge Abstand halten, immer rechts gehen vom Erzieher, beim Dienst den Mund halten, keine Fremdsprache benutzen – sprechen für eine pädagogische Haltung der Heimleitung, die inakzeptabel ist. Sie wird sich nicht über Nacht ändern, nur weil man Formulierungen glättet.

Auch das immer noch gültige Konzept mit starker Ausrichtung auf Verhaltensprägung ist hoch umstritten. Wenn Hamburg fast eine ganze Schulklasse diesen Methoden aussetzt, kommt der Senat um eine Reaktivierung der Heim-Kontrollkommission nicht herum.

Es ist die die Kehrseite des gerade erst stolz vorgestellten „Ampel-Systems“: Um der Öffentlichkeit Sicherheit zu suggerieren, werden 250 so genannte jugendliche Intensivtäter unter Aufsicht der Polizei auch von Schule und Jugendhilfe in allen Lebenslagen überwacht. 15 von ihnen stehen dort auf Phase rot, genauso viele sind in der Haasenburg eingesperrt. So viele wie nie zuvor, das ist Politik dieses SPD-Senats.

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Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.
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