piwik no script img

Kommentar HSH NordbankVerführerisch einfaches Feindbild

Gernot Knödler
Kommentar von Gernot Knödler

Vorstandschef Nonnenmacher taugt einfach zu gut zum Sündenbock: In den Debatten über die Krise der HSH Nordbank ist die Verantwortung der Politik zu wenig beachtet worden.

E in großer Teil der Debatten und Berichte über die Krise der HSH Nordbank hat sich an der Person Dirk Jens Nonnenmachers fest gemacht. Dadurch ist die Verantwortung der Politik aus dem Blick geraten.

Nonnenmacher gibt ein 1a-Feindbild ab. Das beginnt bei seiner Erscheinung und setzt sich fort darin, dass er trotz Krise auf eine Sonderzahlung bestand. Die verzweifelten Versuche, die Informationslecks in seiner Bank zu stopfen, lassen ihn paranoid erscheinen. Ein Meister darin, politische Gremien für sich einzunehmen ist er auch nicht .

Mit Nonnenmacher als Sündenbock sind andere glimpflich davon gekommen. Die ehemaligen CDU-Finanzsenatoren Wolfgang Peiner und Michael Freytag waren beide im Aufsichtsrat der Bank und haben das Desaster mit zu verantworten. Sie betreiben zwar keine Politik mehr, sitzen aber auf guten Posten in der Wirtschaft. Und von der Gewerkschaft Ver.di, die auf Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat sitzt, spricht gar keiner.

Sie alle waren einem neoliberalen Zeitgeist ausgesetzt, der es erschwerte, die heraufziehende Finanzmarktkrise wahrzunehmen. Trotzdem ist es erschreckend, wie der Senat, gerade unter einem Wirtschaftsfachmann wie Peiner, die Bank ins Kraut schießen ließ. Strukturelle Verbesserungen sind nötig: Der Senat muss seine Beteiligungsverwaltung mit mehr Know How und mehr Gewicht ausstatten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Gernot Knödler
Hamburg-Redakteur
Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!