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Kommentar GrüneTransparenz nur bei anderen

Kommentar von Stefan Alberti

Die Trunkenheitsfahrt ihres Landesgeschäftsführers ist nicht der größte Schaden für die Grünen: Das ist ihr undurchsichtiger Umgang mit dem Vorfall.

E r wird den Grünen fehlen: André Stephan hat als Landesgeschäftsführer einen guten Job gemacht. So jemand ist nicht von heute auf morgen als Wahlkampfmanager zu ersetzen. Der größere Schaden für die Grünen aber ist ein anderer. Denn der Umgang mit Stephans Beurlaubung widerspricht allen Forderungen der Partei nach mehr Transparenz in der Stadt.

"Wir brauchen Bürgernähe und Transparenz", sagte Spitzenkandidatin Renate Künast jüngst im taz-Interview. Transparenz kommt bei den Grünen überhaupt oft vor: Über 20-mal steht das Wort auf den 237 Seiten ihres Wahlprogramms.

Leider lässt die Partei diese Forderung nach Durchsichtigkeit nicht für sich selbst gelten. Einen einzigen Satz umfasst die Pressemitteilung, die über die Beurlaubung informierte. Keinen einzigen Grund nannten die beiden Parteichefs für diese Entscheidung.

Dass der abrupt ins Rampenlicht geratene Landesgeschäftsführer Stephan sich nicht äußern mochte, ist nachvollziehbar - nicht aber, dass sich am gestrigen Mittwoch lange eine Art eiserner Vorhang um Vorsitzende, Sprecher und Kommunikationsstrategen von Partei und Fraktion zog. Anrufe landeten durchweg auf Mailboxen, Erklärungen blieben mit Verweis auf Mitarbeiterrechte und ausstehende Beratungen am Abend aus.

Wenn das die neue politische Kultur sein soll, die zentrale Botschaft, mit der Künast Wählerstimmen sammeln will, dann wird daraus genauso wenig werden wie aus dem 2001 von SPD-Spitzenkandidat Klaus Wowereit versprochenen "Mentalitätswechsel".

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Redakteur für Berliner Landespolitik
Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.
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4 Kommentare

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  • C
    Carola

    Persönlichkeitsrechte bei einer Person des öffentlichen Lebens ? Einem Politiker ? Einem Vorbild ?

     

    Oder anders ausgedrückt: Bei einem Menschen, der sich nicht davor scheut, mir als Sportschützin mein Grundrecht auf Unverletzlichkeit der Wohnung zu nehmen ?

     

    Garantiert nicht.

     

    Was soll schon sein mit ihm ? Besoffen Auto gefahren, die Polizei tätlich angegriffen und versucht, zu flüchten.

  • EM
    E.D. Mund

    Transparenz ist schön und gut, aber als Arbeitgeberin hat die Partei auch Verpflichtungen gegenüber ihren Angestellten. Herr Stephan ist hier in seinen Persönlichkeitsrechten zu schützen.

     

    Ich kann trans*parenter nur zustimmen, der Transparenzvergleich hinkt und es gibt in dieser Stadt ein paar Dinge die gewiss wichtiger und interessanter für die Öffentlichkeit sind, als der Wahlkampfmanager der Grünen.

  • T
    Tegel

    Der Kommentar geht haarscharf am Publikumsinteresse vorbei.

     

    Also mal hurtig mit der Transparenz, watn nu gewesen?

     

    Ganz nackig, richtig unterhaltsam bittie.

     

    Sonst kann ich gleich Focus lesen.

  • T
    trans*parenter

    "Anrufe landeten durchweg auf Mailboxen, Erklärungen blieben mit Verweis auf Mitarbeiterrechte und ausstehende Beratungen am Abend aus."

     

    Sie setzen das zögerliche Veröffentlichen milliardenschwerer Verträge, begleitet durch einen Volksentscheid, mit einem Verweis auf Mitarbeiterrechte und einer Nicht-Reaktion innerhalb eines halben Tages gleich?

     

    Klingt ambitioniert...