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Kommentar Grüne RegierungsbeteiligungLeiser Abschied vom Sozialen

Ulrich Schulte
Kommentar von Ulrich Schulte

Sind den Grünen gut verdienende Mittelschichtsangehörige wichtiger als Hartz-IV-Empfänger? Die Wähler erwarten von ihrer Partei den Mut, die Gesellschaft umzubauen.

D er Name, den die Grünen-Fraktion ihrer Arbeitsgruppe gegeben hat, klingt fürchterlich technokratisch. Doch was die „Projektgruppe Prioritäten 2013“ seit Wochen aushandelt, ist äußerst lebensnah. Die FraktionschefInnen Jürgen Trittin und Renate Künast legen mit den wichtigsten Fachpolitikern fest, welche Reformen im Falle einer Regierungsbeteiligung als Erstes verwirklicht werden. Und ebenso wichtig: Sie beschließen, welche Ziele angesichts knapper Finanzen lieber weglassen werden.

Zwar liegt erst eine Zwischenbilanz vor, ebenso fehlt noch das Votum der Basis. Doch selbst die ersten Vorschläge der AG haben Gewicht, weil sie eine wahrscheinliche Linie für den Wahlkampf vorgeben. Und klare Schwerpunkte offenbaren: Uns interessiert die Energiewende, uns interessiert Bildung, doch Armut ist uns eher egal. Immer wenn es in dem Papier um Sozialpolitik geht, dimmen die Grünen die Erwartungen herunter. Und verabschieden sich leise von einst mit Verve vertretenen Idealen.

Hartz-IV-Erhöhung? Reicht erst mal auch ein Miniaufschlag. Kindergrundsicherung? Im Moment nicht machbar. Garantierente? Prüfen wir noch. Dieses schwammige Vielleicht folgt durchaus einer Logik. Zunächst ist nachhaltige Sozialpolitik immens teuer, und die Grünen haben sich ein enges Finanzkorsett angelegt.

Ulrich Schulte

leitet das Parlamentsbüro der taz.

Vor allem aber verbirgt sich dahinter die strategische Überlegung, dass der eigenen Klientel – oft gut ausgebildete, gut verdienende Mittelschichtsangehörige – Ökostrom und Elektroautos wichtiger sind als das Wohl und Wehe von Hartz-IV-Beziehern.

Dies aber ist ein Fehlschluss. Gerade Grünen-Wähler erwarten von ihrer Partei mehr als brave Orientierung an Sachzwängen. Nämlich den Mut, die Gesellschaft umzubauen.

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Ulrich Schulte
Leiter Parlamentsbüro
Ulrich Schulte, Jahrgang 1974, schrieb für die taz bis 2021 über Bundespolitik und Parteien. Er beschäftigte sich vor allem mit der SPD und den Grünen. Schulte arbeitete seit 2003 für die taz. Bevor er 2011 ins Parlamentsbüro wechselte, war er drei Jahre lang Chef des Inlands-Ressorts.
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36 Kommentare

 / 
  • D
    Detlev

    "... doch Armut ist uns eher egal"

     

    Der Kommentator Ulrich Schulte hat's erfasst. Und das ist in der Tat ein Fehler, denn solange 1-EURO-Jobs, 400-Euro-Jobs, niedrige Entgelte, Tariflosigkeit, Ausleih- und Zeitarbeit plus unfähige Jobcenter am Start sind, nimmt der Staat drastisch weniger Steuern ein und hat damit auch viel weniger Spielräume die anderen Projekte der Grünen zu verwirklichen. Das wird eine Renat Künast zwar vom Tisch wischen, aber in Berlin wurde sie ja für ihre kühne Art schon mal bestraft.

     

    Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Grünen keine sozialpolitische Agenda mehr haben und auf einen schlechten Ist-Zustand mit Ratlosigkeit und Bonbons für ihre vermeidliche Wählerschichten antworten. Aber das Beispiel FDP hat das auch schon gezeigt: Das rächt sich.

     

    Eine Partei, die für den Wähler ein Luxus ist, die kommt nicht weit. In Kreuzberg, St. Pauli und Prenzlauer Berg wohnen auch viele linke WählerInnen der Grünen, waren mal grüne Hochburgen oder sind's noch. (wie lange?)

  • I
    IstDochOK

    Die Kritik hier ist nicht nachvollziehbar. Die Grünen machen genau das, was ihre Wähler wollen: Energiewende, Biosupermärkte, mehr Geld für Unis und Schuldenbremse.

    Wer sozial und öko haben will, soll halt die Linke wählen.

  • J
    Jutta

    @ von Gästin

     

    Übrigens sind jede Menge AkademikerInnen und andere gut Ausgebildete heute Hartz-IV - Sklaven.

     

    Sie leiden unter verfassungswidrigen, menschenunwürdigen Gesetzen, die B90/ DIE GRÜNEN und die SPD ihnen eingebrockt haben !

     

    Die wählen garantiert nie mehr die Grünen oder die SPD, sondern gehen zu den Piraten oder zur Linkspartei.

  • Z
    Zirkus

    Die Grünen sind genauso vor den kapitalistischen Karren gespannt, wie alle anderen Pfeifen-Parteien auch. Einer der letzten Vorzeige- Grünen ist Jutta Ditfurth. Die rudimentären Grünen sind zu großspurigen Schwätzern verkommen. Sollte man die Spenden nicht lieber an die Heilsarmee geben, als an diese Bonzenzäpfchen?

  • A
    Antonia

    @ gase:

     

    Die Grünen gehören längst zum unwählbaren größten Übel dazu!

     

    - Oder hast du die unsoziale, neoliberale Politik dieser Pseudo - Ökopartei seit 1998 nicht mitgekriegt?

     

    Eine Pseudo-Ökopartei sind die Grünen, weil sie gegen den Atomausstieg 2017 gestimmt haben. Und mit Schwarz-Gelb für den Ausstieg aus der lebensgefährlichen Atomindustrie erst 2022 !

     

    Außerdem zerstören sie nicht nur im Stuttgarter Schlosspark die Stadtnatur, sondern fast überall da, wo sie mitregieren!

     

    Sobals sie regieren sind sie wie CDUFDPSPD. In der Opposition sind sie jetzt auch schon bescheuert - siehe das unsoziale Positionspappier von Dosen-Trittin und Berlin-Wahlverliererin Künast. Und die gehirnamputierte Basis der Grünen nickt ja seit Jahren mehrheitlich alles ab, was ihnen ihre "grünen" FührerInnen vorsetzen.

     

    KEINE STIMME MEHR FÜR DIE BÜRGERINNENVERARSCHUNGSPARTEI DIE GRÜNEN !

     

    (ZITAT gase auf das ich mich beziehe:

    "was soll denn dieses Eingedrösche in den Kommentaren auf die Grünen? Bei der Wahl wird das kleine Übel gewählt, eben grün.")

  • W
    wessinger

    Verlogene machtgierige egoistische karrieristische Sippe die Grünen. Zur Hoelle mit ihnen!

  • F
    Flo

    Grüne, das kleinere Übel? Das ich nicht lache.. Diese verlogene, spießige Partei hat Deutschland wieder in den Krieg geführt, den Abbau vieler sozialer Standards zu verantworten und somit ihren Teil dazu beigetragen, das Leben im Kapitalismus noch ein bißchen weniger lebenswert zu machen.

  • M
    marc

    Ob die Grünen-Wähler das erwarten weiß ich nicht, will es aber schwer hoffen. Denn dabei geht es um Zivilisation, nict im irgendein Theme neben E-Fahrzuegen usw.! Eine Gesellschaft von der Flachheit und Abgestumpftheit, wie sie sich im politischen Handeln des letzten Jahrzehnts ausdrückt, ist schlicht nicht lebens- und liebenswert, und hat sich von Progressivität verabschiedet.

    Dass nachhaltige Sozialpolitik "immens teuer" sei, konterkariert aber die Aussage des Artikels. Ich verstehe die Ausage auch gar nicht. Die Frage ist doch "für wen?" ist das "teuer"?. Die aktuelle Politik ist unendlich teuer für die ca. 10 Millionen in unserem stinkreichen Pracht-Land denen es mies geht. Und ist eine Bedroheung für alle die auch mal in diese Gruppe geraten können. Trotz Fleiß und gutem Willen. Es geht auch nicht nur darum Kapital von den unverschämt Reichen umzuleiten sondern auch IDEEN zu entwickeln wie die Abgehängten als vollwertige Bürger teilhaben können. Z.B. neue und würdige Angebote zur Mitarbeit entwickeln usw.. Wenn man schon von Nachhaltigkeit spricht.

  • V
    vic

    Das Buch:

    "Krieg, Atom, Armut.

    Was sie reden, was sie tun: Die Grünen"

    (Autorin Jutta Ditfurth)

    Schmerzhafte Wahrheiten über die Grünen von einer der letzten echten Grünen- sehr zu empfehlen.

  • G
    gase

    was soll denn dieses Eingedrösche in den Kommentaren auf die Grünen? Bei der Wahl wird das kleine Übel gewählt, eben grün. Klar, dass Unzulänglichkeiten bleiben, deshalb macht man ja auch nicht mit bei dem Verein.

    @dem eigentlichen Autor des Artikels: Eine Gesellschaft wird doch nicht von irgendeinen Partei verändert. Wie soll dass gehen? "So jetzt mal alle nach links gehen! Danke reicht!"

  • G
    Gallier

    "Die Grünen" waren doch schon immer ein Heuchel-Verein, eine Partei der Kaviarsozialisten und (eher naiven) Wohlstandsweltverbesserer. Die Grünen waren es auch, die die Gesetzesentwürfe zu Hartz abgenickt haben. Vielen diente die Partei zu sozialem Aufstieg, Beispiel Joseph Fischer.

    Diese seltsame Partei sollte sich jedoch wieder auf ihre Kernbestimmung konzentrieren, nämlich den Umweltschutz; da gibt es noch viel zun. Die allgemeine Politik sollte sie anderen überlassen.

    Kaviarsozialisten sind nicht mehr zeitgemäß.

  • UF
    Ullrich F.J. Mies

    Bester Herr Schulte,

     

    ja wie soll das denn mit dieser Partei und deren Personal gehen.

    Letztere kriechen der Macht doch so beherzt zu Kreuze, dass man kritische

    Stimmen in der neoliberalen Grünen Partei wie die berphmte Stecknadel im Heuhaufen suchen muss.

     

    Vergessen Sie diese Partei für einen Gesellschaftswandel.

    Die meisten Wähler dieser Partei sind wohl kaum besser:

     

    Doppelname, Vollwertkost, 40+ Spätgebähren, Impfverweigerer, Naturkosmetik, Friedensbomben- und Raketen Humanitätsmilitär-Interventionsfreund, Grünenwäher, 4-weel-drive.

     

    Noch was vergessen?

  • K
    k.o.t.z.

    Was man der FDP vorwirft wird bei den Grünen perfektioniert.

    BLAAAAAAGGHHHHH

    ich geh seiern

  • W
    Wähler...

    Wenn die Wähler das ausgerechnet von der partei erwarten, die Hartz IV überhaupt erst eingeführt hat, dann wäre "selbst schuld" noch verdammt zurückhaltend ausgedrückt....

     

    Falls das überhaupt stimmen sollte und hier nicht mal wieder ein Journalist irgendwas herbeizuschreiben versucht.

    (Kleiner Tipp: klappt nicht.)

  • K
    Karl

    Die Grünen-Wähler sind gut verdienende Mittelschichtsangehörige? Mitnichten!

    Die meisten Grünen-Wähler bilden sich nur ein zu dieser Schicht zu gehören. Das Spielchen läuft genau andersrum, so nach dem Motto: "Schaut her, würde ich denn eine Partei der Winner wählen, wenn ich selber keiner wär?"

    Ich auf jeden Fall kann mir die Grünen nicht leisten!

  • W
    wolfgang

    Lieber Ulrich Schulte,

     

    Sie schreiben:

    "Dies aber ist ein Fehlschluss. Gerade Grünen-Wähler erwarten von ihrer Partei mehr als brave Orientierung an Sachzwängen. Nämlich den Mut, die Gesellschaft umzubauen".

     

    Das glauben Sie doch nicht im Ernst!

     

    Die Grünen-Wähler haben das höchste Durchschnittseinkommen aller Parteien, viel höher als FDP-Wähler.

     

    Es gilt immer noch der Satz von Karl Marx: Das Sein bestimmt das Bewusstsein.

     

    Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ein Grüner-Bildungsbürger seine Kinder mit der Unterschicht in eine Schulklasse steckt. Man liebt guten Rotwein, Latte Macciato, gute ökologische Lebensmittel, die billigen mit Gen-Technik sollen doch die anderen fressen, man wohnt im renovierten Altbau, mit Parkett und Stuck.

     

    Zu meiner Beschreibung der grünen Verhältnisse können Sie ideale Milieu- /Feldstudien in Berlin-Mitte und im Freiburger Vauban-Viertel machen. Wenn Sie wirklich Feldstudien im grünen Umfeld machen würden, dann schreiben Sie so etwas nicht mehr.

     

    Viele Grüße, Wolfgang

  • E
    Eremit

    Hahaha!

    Zeit zum Aufwachen, Wähler der Grünen: Trittin & Co. haben gerade Gauck installiert: unökologisch, erzkonservativ, neoliberal - der Hindenburg unserer Zeit.

     

    SO verdient man sich sein Ticket zur Bilderberg-Konferenz.

    "Gauck ist die Personifizierung des grünen Freiheitsbegriffs", tönte Künast. Er ist auch die Personifizierung des Grünen Gerechtigkeitsbegriffs.

     

    Medien! Hört auf, auf Linke einzudreschen. Die Grünen sind die wahrhaft überflüssigste Partei im Spektrum. Denn da ist nichts mehr von den Wurzeln übrig. Nachhaltig hat man alles über Bord geworfen, für die Fleischtöpfe der Funktionäre und für CIA-Cem.

     

    Und Roth ist eventuell ehrlich, aber sonst in jeder Frage indiskutabel.

  • RD
    Rudi Dutschke

    Die Grünen sind eine anti-soziale und unökologische Partei.

     

    Als sie regierten auf Bundesebene haben sie für die sehr gut Verdienenden, die es nicht gebraucht hätten, den Spitzensteuersatz gesenkt. Sie haben Hedge-Fonds erlaubt und die finanzmärkte dereguliert - im Interesse der Reichen. Sie haben die Bundeswehr erstmals nach 1945 in zwei Kriege gezwungen.

     

    Andererseits haben die Grünen mit der Agenda 2010 Niedriglöhne, Leiharbeit, Minijobs usw. eingeführt. Dadurch haben sie bis heute nachhaltig jede Menge sozialversicherungspflichtige anständig bezahlte Arbeitsplätze vernichtet!

     

    Wer arbeitslos wird, sieht seit den rot-grünen Hartz-IV-Gesetzen keine Sonne mehr, u.a. da er problemlos durch verfasssungswidrige Zwangsarbeit

    gedemütigt werden kann. Außerdem kann man von dem verfassungswidrig niedrigen Hartz-Iv-Satz nicht leben und muss in die Armutsküchen ("Tafeln") um sich Lebensmittel zusammen zu betteln.

     

    DANKE Grüne und SPD !

     

    Wer heutztage noch die Grünen oder die SPD wählt, der hat entweder kein Hirn oder kein Herz. Oder beides.

  • LM
    Lieschen Müller

    Ich frage mich schon seit Jahren, wer noch so blöd ist und die Grünen wählt. Seit 1998-2005 (Schröder-Fischer-Regierung) ist klar, dass die Grünen eine neoliberale Verräter-Kriegspartei sind, denen das Soziale, denen die Lebensbedingungen der Menschen scheißegal sind!

     

    Zufällig habe ich mich kürzlich mit dem Manager eines Forschungsinstituts unterhalten, der sich mir als Grünen-Wähler vorstellte. Er meinte allen Ernstes, die offiziellen Statistiken zur angeblich enorm schwindenden Arbeitslosigkeit seien realistisch. Seine Begründung: Alle arbeiten ja mit diesen Statistiken.

     

    So schlichten Gemütes können Volkswirtschaftler sein! - Aber das sieht man ja auch an der Finanzkrise, die die Grünen gemeinsma mit der SPD im Vorfeld auch mit verursacht haben durch ihre idiotische Finanzmarkt-Deregulierungspolitik, als sie regiert haben.

     

    Ergebnis: Die Finanzkrise.

     

    Übrigens für die unendliche hunderte Milliarden Euro schwere

    Rettung der Banken, dafür wollen die Grünen stets Steuergelder ausgeben. Alternative Ideen in der Finanzpolitik kommen nur von der Linkspartei!

     

    Aber für die finanziell Armen (die auch durch rot-grüne Agenda 2010 - Arbeitsmarkt und "Sozial"- Politik) arm gemachten Menschen haben die Grünen keine Steuergelder übrig!

     

    NIemals wähle ich mehr die Grünen, die sind genauso schlimm wie die FDP. Nur noch verlogener.

  • S
    Schenkelklopfer

    Hahaha! Hahahahahahaha! Ah, der war gut: "Gerade Grünen-Wähler erwarten von ihrer Partei (...) den Mut, die Gesellschaft umzubauen."

     

    Ein echter Schenkelklopfer. Ein bisschen Ökostrom, ein bisschen Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Lebensentwürfen, ein bisschen sozialkompatible Schulreform, ... Und noch ein paar andere Bisschen erwarten die Grünen-Wähler von ihrer Partei - um sich gegenüber den spießigen CDU-Nachbarn als was Besseres vorkommen zu können.

     

    Die Grünen-Wähler in meinem Bekanntenkreis erwarten aber vor allem, dass sie auch in fünf Jahren noch Geld genug haben, um ihre Zweitwohnung und/oder ihr Ferienhäuschen in Umbrien abzubezahlen, und sich auch weiterhin guten Rotwein leisten zu können.

     

    Die Grünen (und der Hauptteil ihrer Wählerschaft) haben, was das Soziale angeht, mittlerweile locker zur SPD aufgeschlossen. Ihre heutige soziale Maxime lautet:

     

    "Wir haben alle Kraft genug, um die Leiden anderer zu ertragen." (La Rochefoucauld)

  • AS
    Andreas Suttor

    Genau den Umbau der bestehenden Gesellschaft will die Grünen-Klientel eben nicht. Denn sie ist etablierter Bestandteil dieser Gesellschaft, bewegt sich vor allem in der höheren Beamtenschicht und hat vor allem zwei Interessen: pseudoökologische Alibipolitik zur Beruhigung des eigenen Gewissens und als Ausweis der eigenen Progressivität und Besitzstandswahrung im Bereich des sozialen Status. Zweiter Punkt ist derzeit im öffentlichen Bereich - noch - kein Thema, daher ersterer umso wichtiger. Daß die Grünen offensichtlich allmählich verstehen, wer sie wählt und welche Interessen diese Wähler haben, spricht für den Realitätssinn der Partei.

  • H
    Humbug

    Wer kann sich denn noch über die Grünen wundern? Glaubt man etwa, sie seien seit der gemeinsamen Politik mit Schröder geläutert? Ein Haufen Hanswürste sind das, die wie fast alle nur für ihr eigenes Wohlergehen regieren wollen. Der Wähler kann ihnen einen Denkzettel verpassen, wenn er nur will. Wer SPD oder Grünen wählen will, der kann auch bei Merkel bleiben. Wer den "Fortschritt" will, der sollte erst mal aus seinen Fehlern lernen. Die Agenda 2010 war ein Rückschritt für Europa und hat Deutschland zum Zahlmeister gemacht. Das Sozialsystem wird durch diese Politik zerstört und hat Armut über Europa gebracht.Anstatt gegen die Fehler im System anzugehen, wird schon ausbaldowert wie man noch mehr zugunsten des Großkapitals einsparen kann.So kann und darf es nicht weiter gehen.

  • N
    noname

    achja.

     

    was haben wir damals gejubelt, als endlich olle kohl und seine mauscheltruppe abgewählt wurde und wir mit rot-grün in eine ökologischere neue, bessere und gerechtere welt starteten.

     

    mir wird heut' noch übel bei der erinnerung.

  • HL
    Herr Lehmann

    Lieber Herr Schulte,

     

    so sehr ich ihre Kommentare zu den Grünen schätze, so deutlich möchte ich hier widersprechen. Bildung und Energiewende sind, auf lange Sicht, sehr wohl soziale Programme, die die Gesellschaft radikal umbauen. Das bisher beste Aufstiegsprogramm mit breitem Wohlstand der Bundesrepublik waren die Bildungsreformen der siebziger Jahre. DIe Aufstiegsmobilität ist leider durch Schließungstendenzen der Aufgestiegenen wieder zum Erliegen gekommen, hier gehört eine Gegensteuerung hin.

     

    Gleiches gilt für die Energiewende. Natürlich ist diese teuer, aber bei absehbarer Ressourcenverknappung alternativlos, weil auf lange Sicht sonst Energie nicht mehr bezahlbar ist. Mit Grausen denke ich auch an die Kosten, die allein in der Asse entstehen. Insofern machen die Grünen hier Mittel für die Zukunft frei.

     

    Und zum Hartz-IV-Satz. Es entgeht den großen Leitartiklern in Deutschland leider vielfach, dass dieser Satz nicht das einzige Problem im Land ist (Mindestlöhne, Arbeitszeitmodelle, etc. sind auch wichtig.) Aber das drängendere Problem stellt sich auch wieder langfristig in der Generationengerechtigkeit. Ich sorge privat für meine Rente vor, werde bei meinen Eltern zuschießen müssen, und spare zugleich für die AUsbildung meiner Kinder (mit einer 2/3 Stelle im öffentlichen Dienst, auf ein Jahr befristet - von wegen gut bezahlter Mittelschicht). Ich persönlich finde den hartz-IV-Regelsatz (der ja noch durch diverse Leistungen deutlich höher ausfällt als 374 oder 391,-) als Zentralinidikator für Sozialpolitik einfach zu kurz gedacht.

     

    Die Aufschwunggenerationen der Bundesrepublik bis hin zur Generation Golf haben schon genug Schulden angehäuft (ökonomisch wie ökologisch), denken Sie bei Sozialpolitik also bitte nicht ausschließlich an Daseins- sondern auch an Zukunftsfürsorge, hier sind die Grünen nach wie vor herausragend und dafür bin ich als Wähler auch dankbar.

  • M
    max

    ich halte das für sehr fraglich, ob die grüne wählerschaft das soziale noch will. vielleicht wird sich die grüne wählerschaft ja auch einfach mal darüber klar, dass die grünen sich geändert haben. ein teil der wählerschaft hat das bereits getan. andere halten die agenda 2010 noch immer für einen ausrutscher, den die sozialdemokraten zu verantworten haben. mal sehen, wie lange das noch anhält.

  • C
    Crescendo

    erinnere mich heute noch sehr gut an die empörten, äußerst aufgebrachten Reden von Trittin, Roth und Künast im Bundestag in Richtug v.d.Leyen nach deren verfassungswidrigen Neuberechnung der Hartz 4 Sätze nach Urteil des BVerG.

     

    Ohne weitere Worte, spricht für sich.

  • C
    Crescendo

    erinnere mich heute noch sehr gut an die empörten, äußerst aufgebrachten Reden von Trittin, Roth und Künast im Bundestag in Richtug v.d.Leyen nach deren verfassungswidrigen Neuberechnung der Hartz 4 Sätze nach Urteil des BVerG.

     

    Ohne weitere Worte, spricht für sich.

  • C
    clush

    Diese Partei hat sich von sozialen Zielen doch schon vor Jahren verabschiedet. Ich habe nie verstanden, wieso Hartz IV immer nur mit Schröder und der SPD assoziiert wird. Die Grünen haben den Sozialstaat damals mit ebenso viel Nachdruck dementiert wie die angeblich "sozial"-demokratische Partei. Oder sollte ich den Widerstand dagegen damals nicht bemerkt haben? Für mich sind sie jedenfalls schon lange nicht mehr wählbar ... (obwohl ich zu ihrer klassischen Zielgruppe gehöre).

  • C
    Celsus

    Ein guter Artikel. Das Sparen am Sozialen sollte immer wieder thematisiert werden. Wirsollten aber nie übersehen, dass es auch immer darauf ankommt, wofür und für wen da gespart wird:

     

    Bei der Einführung von Hartz IV konnte das Projekt der Grünen, den Spitzensteuersatz zu senken, verwirklicht werden. Steuersenkungen für Normalverdiener laufen doch nur unter Minisummen, die durch Mehrausgaben bei Mehrwertsteuer und Co. konterkarierrt werden.

     

    Das suggerierte Senken der Staatsschulden bei Steuersenkungen tritt hingegen nie ein. Kann es auch nicht, wenn überall außer im Sozialbereich die Ausgaben explodieren und die Steuern gesenkt werden.

     

    Bei vielen Politikern kommt dann fast schon der Verdacht auf, dass bereits die Note beim Rechnen aus der Grundschule gefälscht ist und nicht erst der Doktortitel.

  • D
    Dan

    Aber immer nur den Hartz IV Satz zu erhöhen hat auch nicht viel mit "Mut zum Umbau der Gesellschaft" zu tun.

    Da ist das Geld für die Universitäten deutlich besser investiert.

  • B
    bempo

    Gerade Grünen-Wähler ERWARTETEN von ihrer Partei mehr als brave Orientierung an Sachzwängen. Nämlich den Mut, die Gesellschaft umzubauen. Diese Wähler einstmals Gutgläubigen (wie ich Trottel), von denen Sie hier sprechen, wählen aber nicht mehr die Grünen!

  • Z
    zinowski

    leiser abschied?die grundsteine für den ausufernden niedriglohnsektor,den anfang für den ausstieg aus der sozialpartnerschaft.1-euro jobs um dem arbeitslosen deutlich zu machen was er wert ist.die liste der sozialen errungenschaften ist lang,die die neoliberalste regierung nach dem krieg(schröder/fischer) aufweist.einer fusion mit den liberalen steht eigentlich nicht erst seit heute einzig die energie/atompolitik im wege.sozial sind die grünen genauso wie die spezialdemokraten in der opposition,und nur dort.

  • V
    vic

    "Eure Armut kotzt mich an", sagen die Grünen.

    So wird man Ersatz-FPD.

    Gut, dass man`s weiß.

  • W
    w.mertin

    Abschied vom Sozialen?

    Kein Wunder wenn führende Köpfe der Grünen, wie Herr Trittin und Herr Özdemir, auf Tagungen der antidemokratischen und

    neoliberalen Logenbrüder der Atlantik-Brücke mitmachen.

    Da brauchen die Grünen sich nicht wundern das ihre Wählergunst schwindet, wenn das Grüne bei ihnen nur noch aus bunten Kleidchen besteht und sich immer mehr dem Konservatismus anbiedern.

  • G
    Gästin

    Jo. Ich wähle sicher nur eine Partei, die gute, vernünftige, nachhaltige Sozialpolitik anstrebt, und zwar entschieden und konsequent.

     

    Ebenso Tierrechte.

     

    Bin übrigens keine Hartzerin, sondern Akademikerin im Beruf und habe früher auch grün gewählt.

  • T
    T.V.

    Das dargestellte Bild von Grünenwählern ist wohl schon länger nicht mehr zutreffend. Solche Leute gehen heute nicht mehr wählen, weil sie oft genug enttäuscht wurden.