piwik no script img

Kommentar Googles "Chrome OS"Das unsichtbare Betriebssystem

Tarik Ahmia
Kommentar von Tarik Ahmia

Dass Google jetzt ein eigenes Betriebssystem ankündigt, ist längst überfällig – und auf jeden Fall anwenderfreundlich.

W ann haben Sie das letzte Mal über das Betriebssystem Ihrer Waschmaschine nachgedacht? Noch nie? Das ist gut so, denn die Automaten sollen schließlich waschen und nicht die Nutzer mit technischem Kauderwelsch oder der Lektüre von dicken Handbüchern nerven, wie es bei Computern meist der Fall ist.

Seit mehr als 25 Jahren drangsaliert Microsoft mit seinen klobigen und fehlerträchtigen Betriebssystemen die Welt. 90 Prozent der User sind den Launen des Konzerns ausgesetzt, der den Programmcode und die genaue Funktionsweise seiner Software strikt geheim hält, um mit diesem Wissen den Markt zu dirigieren.

Wenn Google nun ein offenes, schlankes, sicheres und Internet-affines Betriebssystem ankündigt, vollzieht der Konzern damit einen längst überfälligen Schritt. "Chrome OS" dürfte den entscheidenden Veränderungen Rechnung tragen, die Microsoft lange verdrängt hat: zum einen die Innovationen, die tausende Open-Source-Programmierer auf der ganzen Welt hervorbringen, zum anderen die überragende Rolle, die das Internet heute spielt. Google ist daher vor allem Vollstrecker einer zwangsläufigen Entwicklung, denn die technischen Grundlagen sind mit dem freien Betriebssystem Linux längst geschaffen, auf dem auch "Chrome OS" aufbauen soll.

Nur liefert die Marktmacht des 100-Milliarden-Dollar-Konzerns Google die entscheidende Zutat, die der offenen Software zum massenhaften Durchbruch verhelfen dürfte. Dass Google seine besorgniserregende Vormachtstellung im Internet mit "Chrome OS" weiter ausbaut, ist zunächst zweitrangig. Wichtig ist, ein modernes Betriebssystem als öffentliches Gut zu etablieren, das den Anwendern nicht mehr im Weg steht. Um Googles Marktmacht werden sich die Kartellbehörden dann sowieso bald kümmern müssen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • VG
    Volker Goller

    Eigentlich wollte ich selbst eien Erwiederung zu dem Kommentar schreiben. Der Artikel von in Spiegel-Online http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,635050,00.html nimmt mir viel davon ab.

     

    Google ist eine Krake, gegen die Microsoft zu seinen besten Zeiten geradewegs harmlos erscheint.

     

    Ausserdem stört mich Microsoft-Bashing. Seit dem Ende der unseeligen WIN3.1/Win95/98/ME Serie sind die Microsoft-Betriebsysteme immer besser geworden. Schon WIN2000 stürtzte kaum noch ab. Vista, das ich von Anfang an benutze, ist mir nur einmal abgestützt und das hat eine Java-Applikation verursacht. Linux ist ganz Lustig, aber letztlich zu selbstverliebt um als effektives Werkzeug zu dienen.

     

    Was mich an einem Google-Betriebsystem stört, ist das ich eine Leistung bekomme, die Rechnung dafür aber nicht offen presentiert wird. Ich kaufe lieber bei Apple oder Microsoft, da bin ich Kunde und bekomme was ich bezahle.

     

    Weder Android noch Chrome kommen mir in Haus.

  • A
    alcibiades

    google auf meinem Rechner? So weit kommt's noch. So wie die mit Informationen umgehen, lässt das kommende OS Übles befürchten. Im Prinzip ist der Open-Source-Gedanke natürlich gut, aber bei Google ist Misstrauen dennoch angesagt.

  • EL
    Erwin Lindemann

    Die Begeisterung kann ich leider nicht teilen. Es gibt und gab zu allen Zeiten Alternativen zu Windows, am Verbereitesten wohl MacOS (X), für die PC-Plattform gibt es Linux, verschiedene BSD, wovon PC-BSD es an Leistung und Funktionsumfang locker mit Windows aufnehmen kann, aber sehr viel sicherer ist, es gab und gibt auch sehr benutzerfreundliche Systeme wie BeOS (heute Zeta) und Ubuntu Linux. Warum nun ausgerechnet der Google Linux-Clone (mehr ist es nicht), der sich nur dadurch von anderen Linuxen unterscheidet, dass er möglichst viel über den Browser erledigt, und dabei fleißig mit dem Googleserver plappert und "optimierte" Reklame auf den Bildschirm zaubert diesmal einen Durchbruch erzielen sollte, erschließt sich mir nicht. Zumal die Masse an Computerspielen nicht darunter läuft. Das Thema Spiele hat ja sogar Apple komplett verschlafen, und wurde mit einem Marktanteil unter 5 % bestraft, trotz des besseren Systems.

  • HH
    Helge Hofer

    Es gibt doch schon so viele alternative Betriebssysteme, wie das erwähnte Linux (in mehr als 100 Varianten, vgl. distrowatch.com, z.B. Puppy Linux für ältere schwache PCs, das wohlumsorgte Ubuntu, für neueste Hardware sidux) oder BSD (auch in diversen Varianten). Diese sind alle gratis zu erhalten, obendrein inklusive Anwendersoftware vielfältigster Art, wei OpenOffice (ebenfalls alles gratis).

     

    Fraglich ist nur, warum diese Alternativen so wenig genutzt werden, obwohl sie doch gut laufen, meist sogar stabiler als kommerzielle Systeme. (Das teure Apple MaxOS ist nur eine Variante des Gratissystems BSD!)

     

    Computer sind auch ohne Betriebssystem erhältlich, man muss nur fragen bzw. im Internet nach Angeboten recherchieren.

     

    Aber anscheindend lieben es manche Leute, unnötig Geld zu verschwenden, trotz angeblicher Wirtschaftskrise.