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Kommentar GlücksspielautomatenRösler spielt nicht mit

Kommentar von Marina Mai

Spielhallen müssen gesetzlich zur Prävention von Spielsucht gezwungen werden. Dass das funktioniert, zeigen die Spielbanken und das Beispiel Russland.

D er Vorschlag der Drogenbeauftragten Mechthild Dyckmans (FDP) geht in die richtige Richtung: Sie will den Betreibern von bundesweit 10.000 Spielhallen strengere Auflagen machen. Sie sollen gesetzlich zur Prävention von Spielsucht gezwungen werden und spielsuchtgefährdete Personen sperren. Dass das funktionieren kann, zeigen die Spielbanken, an denen nicht an Automaten gezockt, sondern Roulette oder Poker gespielt wird: Seit 2008 müssen sie laut Glücksspielstaatsvertrag Spielerschutzbeauftragte einstellen.

Automatenspiel ist davon bisher ausgenommen. Begründung: Anders als Poker oder Blackjack gilt das Spiel an Geldgewinnautomaten nicht als Glücksspiel, sondern als Geschicklichkeitsübung. Verstehen kann man das nur nach ein paar Bier.

Außerdem will Dyckmans Spielautomaten in Kneipen, an Tankstellen und in Einkaufszentren, wo Jugendliche den Einstieg in die Droge Glücksspiel finden, abmontieren lassen. Auch das kann funktionieren, wie das Beispiel Russland zeigt. Seit die Automaten dort verboten sind, drängen nun russische Investoren auf den unregulierten deutschen Markt.

Deutschlands Glücksspielhauptstadt Berlin hat vier staatlich konzessionierte Spielbankfilialen, aber rund 500 Spielhallen und 10.000 Spielautomaten. Berlin versucht mit dem bundesweit ersten Spielhallengesetz den Wildwuchs, der ehemalige Einkaufsstraßen in sozial gefährdeten Quartieren in Spielhallenstraßen verwandelt hat, einzudämmen.

Die Möglichkeiten auf Landesebene sind aber begrenzt. Der Bund ist gefragt. Dass Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) die Position der Drogenschutzbeauftragten als ihre Privatmeinung abtut und keinen Handlungsbedarf sieht, zeigt, dass er sich mit dem Thema Spielsucht noch nicht beschäftigt hat.

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8 Kommentare

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  • F
    fromrussia

    Mit interesse habe ich den Artikel gelesen und auch den Hinweis dass die "russische Lösung" - Verbot der Glücksspielautomaten (und auch Sonderzonen für das Glücksspiel einst vollmundig von der Regierung angekündigt aber nie umgesetzt - und von der Autorin auch nicht genannt) - zum Ziel der Eindämmung der Spielsucht geführt hätten.

     

    Leider ist dem nicht so. Das Einzige was man hier in Russland immer wieder hört sind die Nachrichten wenn mal wieder ein illegaler Spielsalon ausgehoben worden ist. Ansonsten hat sich das Glücksspiel gegen Entgelt sich ins Internet verlagert. Poker-WEB-Sites mit Adressen auf den Cayman- oder Virgin-Islands sind u.a. das Ergebnis des Verbots.

     

    Auswandern der Glücksspielbetreiber gen Westen ist eher noch die Ausnahme. Mit dem Verbot allein kommt man aber eben nicht allzu weit wie das Beispiel Russland zeigt.

     

    Mit freundlichen Grüßen aus eben jenem Russland.

  • Z
    Zocker

    Wäre für alle Glückspielsüchtigen und Jugendlichen das Beste. Was nützt eine Spielsperre in der Spielbank wenn er dann in der Kneipe oder Spielhalle weiterzocken kann? Aber ich denke, dass der Bund wiedermal aufs Geld guckt und denen es komplett egal ist, wieviele sich finanziell ruinieren. Dazu kommt noch, dass Gauselmann gute Freunde in der Politik hat und dem würden es ja sehr weh tun wenn er nicht mehr soviele Millionen zu seinen Millionen hinzubekommt.

     

    Die Spielhallen und die Geräte in den Kneipen sind auf jedenfall wie Pilze aus dem Boden geschossen (sind ja jetzt auch die gleichen Geräte bzw. Spiele wie in einer Spielbank / mit sehr hohen möglichen Gewinnen) und das nicht ohne Grund, Geld schäffeln!

  • V
    ´vic

    Am Ende steht dann immer noch Brüderle im Weg, der Wirtschaftshilfeminister.

    Doch was geht das eigentlich Baby Rösler an?

  • L
    Lucia

    Mechthild Dyckmans sollte sich mal endlich mit der Cannabis-Legalisierung befassen.

     

    Wer kifft, ist nicht so blöd, sein Geld in so einen Automaten zu werfen.

     

    Daß Bundesgesundheitsclown Philipp Rösler keinen Handlungsbedarf sieht:

     

    schon klar, sein Posten sollte sowieso umbenannt werden in Pharmaschutz-Beauftragter.

     

    Daß die Zielgruppe seiner Klientel durch ihre Automaten-Sucht keine Geld mehr haben, um es zum Dealer (Apotheker) an der Ecke zu bringen:

     

    Egal, die Automaten-Industrie will auch leben...und sein FDP-Kollege Brüderle als Automatenschutz-Beauftragter ist auch zufrieden...

  • A
    Amos

    Das Problem Röslers ist weniger, dass er ein Schnösel ist,sondern dass man es ihm auch ansieht. "Die Fachkompetenz eines Reserve-Rads;man braucht es kaum,aber wenn man es braucht.ist keine Luft drin". Spielen bringt Steuergelder. Aber erkranken die Menschen an der Spielsucht, dann ist doch die FDP die letzte Partei, die für diese was übrig hat. Es gibt keine andere Partei,die so heucheln kann wie die FDP(in allen Dingen).

  • F
    FAXENDICKE

    Dieser Rösler sieht ja nicht nur aus wie ein AZUBI, der verhält sich auch noch so.

  • T
    Tim

    Die Glückspielsindustrie gehört zu den besten Spendern der FDP.

  • M
    MrGreenSocialist

    Da hat man EINMAL einen Politiker der FDP (Dyckmanns), der etwas richtig machen will, und dann darf sie nicht... Oh Gott, lass Hirn auf Dr. primitiv-liberal-Rösler regnen...