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Kommentar GigalinerDer Flop auf Rädern

Zwei rot-grüne Bundesländer reichen Verfassungsklage gegen einen Feldversuch mit Gigalinern ein. Die Entscheidung wird jedoch auf der Straße fallen.

D ie unendliche Geschichte über die Zulassung von Riesenlastern, auch Gigaliner genannt, bekommt ein juristisches Kapitel hinzu: Die rot-grün regierten Bundesländer Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein reichen Verfassungsklage gegen einen Feldversuch mit diesen Lkws ein, den Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) genehmigte.

Die Länder sehen dadurch ihr Recht auf Mitsprache missachtet. Doch ganz gleich, wie Karlsruhe urteilt – die Entscheidung für oder wider die Riesenlaster fällt anderswo: in der Politik und auf der Straße. Dabei haben die Gegner dieser Laster nicht nur die besseren Argumente auf ihrer Seite, sondern auch die Realität.

Denn bislang ist der fünfjährige Feldversuch ein großer Flop. Gerademal 13 Speditionen mit insgesamt 25 Lkws beteiligen sich. Von einem riesigen Riesenlaster-Bedarf kann also kaum die Rede sein – das Thema könnte sich nach dem Ende des Versuchs von allein erledigen. Warum soll Ramsauer – oder sein Nachfolger – ein Projekt gegen heftige Widerstände durchboxen, wenn es kaum jemand braucht?

Richard Rother

ist Redakteur im taz-Ressort Ökologie und Wirtschaft.

Vom Feldversuch sind kaum neue Erkenntnisse zu erwarten: Wenn Riesenlaster zugelassen werden und – etwa bei Stau auf der Autobahn – auf Bundes- und Landesstraßen ausweichen, sind sie ein Sicherheitsproblem. Viele Kurven und Zufahrten sind zu eng, Autofahrer auf der Landstraße könnten zu gefährlichen Überholmanövern verleitet werden.

Vor allem aber schädigen die langen Laster die umweltfreundliche Bahn, die die Politik stärken sollte. Die Unternehmen können natürlich nicht jede Lkw-Fahrt durch Züge ersetzen – aber gerade für den regelmäßigen Transport voluminöser Güter, den Riesenlaster erleichtern sollen, könnten Züge durchaus infrage kommen.

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Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.
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3 Kommentare

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  • V
    vic

    Gigaliner sind eine Gefahr für alle anderen Verkehrsteilnehmer- mit und ohne Fahrzeug. Zudem zerstören sie Straßen und Seitenstreifen.

    Ramsauer hätte das niemals zulassen dürfen. Aber die Wirtschaft, die Märkte. Was will man machen als Klientelpartei...

  • I
    Indigo

    Sind da nicht zu viele Aspekte vermischt?

     

    Dass LKWs (auch Gigaliner) ein Risiko für Zufahrten und Personen sind ist ja nichts neues. Auch die riskanten Überholmanöver existieren auch jetzt schon.

     

    Aber, wenn der Versuch eh ein Flopp ist, dann wird sicherlich auch niemand der Bahn Fracht wegnehmen?

  • J
    Jörn

    Die Gigaliner sind grosse Probleme für RadfahrerInnen. Das kann jedeR z.B. in Schweden ausprobieren. Die längeren Lastzüge erzeugen deutlich mehr Windsog, so dass sie mehr Abstand (mindesten 2,5 Meter) halten müssten. Da sie aber auch länger sind, wird der Platz zum Überholen knapp - häufig wird dann jedoch dennoch überholt. Der Windsog wird dadurch lebensgefährlich und nur ein massives Festhalten des Lenkers verhindert noch Unfälle.

    Daneben kommen die offensichtlichen Problemen der Sichtbeziehungen und Kurven.

    Wem die Verkehrssicherheit wichtig ist, darf die Monstertrucks nicht zulassen.