Kommentar Frankreichs Präsi-Kandidaten: Jung, dynamisch, aber sonst?
Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron verkündet seine Präsidentschaftskandidatur – er outet sich wie Donald Trump als Systemgegner.
Gab am Mittwoch seine Kandidatur zum Präsidentenamt bekannt: Emmanuel Macron Foto: reuters
Alle hacken sie heute auf dem „System“ herum, als gehörten sie selber nicht dazu – und setzten zudem alles daran, darin einen noch schöneren Platz an der Sonne zu ergattern.
Auch der französische Exminister Emmanuel Macron hat sich nun bei der Ankündigung seiner Präsidentschaftskandidatur als „Systemgegner“ geoutet und den traditionellen Parteien sowie allen „Korporationen“ mit ihren „bekannten Gesichtern und überholten Ideen“ eine Absage erteilt. Er sieht in der gegenseitigen ideologischen Abgrenzung der beiden Lager die Hauptursache der heutigen Probleme Frankreichs.
Aber ist Macron auf diesem politischen Markt der Eitelkeiten wirklich das neue Produkt, als das er sich den französischen Wählern und Wählerinnen verkaufen will? Vorerst ist das bloß Werbung. In seiner Antrittsrede als Kandidat dagegen hörte man viel altbekannte patriotische Slogans und Appelle an die Jugend und die Nation. Soll schnell springt auch Macron nicht über den Schatten seiner Lehrmeister.
Zwar spricht er von einer „demokratischen Revolution“, will aber an den existierenden Institutionen des Präsidialsystems nicht rütteln. Er selbst bietet vorerst nur seine eigene Jugend als Garantie der Erneuerung an. Das ist vielleicht zu wenig, um die Mehrheit der skeptischen Mitbürger von der absoluten Notwendigkeit seiner Ambition zu überzeugen. Diese sind von den traditionellen linken und rechten Parteien und Politikern enttäuscht. Aber ist deswegen die Mitte mehr als eine Illusion?
Seine Kandidatur bringt Bewegung in einen Wahlkampf, der vielen bereits allzu sehr vorgezeichnet erschien. Macron durchkreuzt vor allem die Pläne Hollandes, der seine Karten noch nicht aufdecken wollte, er kann aber auch Sarkozy oder Juppé gefährden. Dazu aber muss er noch beweisen, dass sein Programm eine echte Alternative ist und nicht nur ein Gemischtwarenangebot mit Ladenhütern von links und rechts – oder gar eine demagogische Mogelpackung.
Kommentar Frankreichs Präsi-Kandidaten: Jung, dynamisch, aber sonst?
Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron verkündet seine Präsidentschaftskandidatur – er outet sich wie Donald Trump als Systemgegner.
Gab am Mittwoch seine Kandidatur zum Präsidentenamt bekannt: Emmanuel Macron Foto: reuters
Alle hacken sie heute auf dem „System“ herum, als gehörten sie selber nicht dazu – und setzten zudem alles daran, darin einen noch schöneren Platz an der Sonne zu ergattern.
Auch der französische Exminister Emmanuel Macron hat sich nun bei der Ankündigung seiner Präsidentschaftskandidatur als „Systemgegner“ geoutet und den traditionellen Parteien sowie allen „Korporationen“ mit ihren „bekannten Gesichtern und überholten Ideen“ eine Absage erteilt. Er sieht in der gegenseitigen ideologischen Abgrenzung der beiden Lager die Hauptursache der heutigen Probleme Frankreichs.
Aber ist Macron auf diesem politischen Markt der Eitelkeiten wirklich das neue Produkt, als das er sich den französischen Wählern und Wählerinnen verkaufen will? Vorerst ist das bloß Werbung. In seiner Antrittsrede als Kandidat dagegen hörte man viel altbekannte patriotische Slogans und Appelle an die Jugend und die Nation. Soll schnell springt auch Macron nicht über den Schatten seiner Lehrmeister.
Zwar spricht er von einer „demokratischen Revolution“, will aber an den existierenden Institutionen des Präsidialsystems nicht rütteln. Er selbst bietet vorerst nur seine eigene Jugend als Garantie der Erneuerung an. Das ist vielleicht zu wenig, um die Mehrheit der skeptischen Mitbürger von der absoluten Notwendigkeit seiner Ambition zu überzeugen. Diese sind von den traditionellen linken und rechten Parteien und Politikern enttäuscht. Aber ist deswegen die Mitte mehr als eine Illusion?
Seine Kandidatur bringt Bewegung in einen Wahlkampf, der vielen bereits allzu sehr vorgezeichnet erschien. Macron durchkreuzt vor allem die Pläne Hollandes, der seine Karten noch nicht aufdecken wollte, er kann aber auch Sarkozy oder Juppé gefährden. Dazu aber muss er noch beweisen, dass sein Programm eine echte Alternative ist und nicht nur ein Gemischtwarenangebot mit Ladenhütern von links und rechts – oder gar eine demagogische Mogelpackung.
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Schwerpunkt Emmanuel Macron
Kommentar von
Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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