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Kommentar Finanzhilfen PortugalMonströse Ratingagenturen

Reiner Wandler
Kommentar von Reiner Wandler

Beim Umgang der Ratingagenturen mit Portugal zeigt sich eines deutlich: Ein Land wird so lange stranguliert, bis die EU die Sicherheiten für die Schuldendienste übernimmt.

D ie internationalen Ratingagenturen treiben im Auftrag ihrer Kunden aus der Finanzwelt ein Land nach dem anderen in den Ruin, und die EU schaut tatenlos zu. Jetzt hat es Portugal erwischt. Sicher hat die Regierung in Lissabon nicht alles richtig gemacht. Sicher gilt das auch für Irland, noch mehr für Griechenland.

Die Regierung des portugiesischen Sozialisten José Socrates hatte überhaupt keine Chance. Sie hat frühzeitig ein Sparpaket und Steuererhöhungen verabschiedet mit dem Ziel, das Defizit in den kommenden drei Jahren wieder in den Griff zu bekommen. Die Rechnungen sahen gar nicht so schlecht aus. Doch dann setzten die Ratingagenturen die Note herunter. Die Ersparnisse gingen für den Schuldendienst drauf.

Der nächste Einschnitt ins Sozial- und Rentensystem wurde noch gewichtiger. Das Ziel blieb das gleiche. Und wieder sank die Note. Das Ganze hat sich so insgesamt viermal wiederholt. Bis die Regierung zurücktreten musste, da sie keine Mehrheit mehr im Parlament zusammenbrachte und die Zinsen für Staatsanleihen auf über 10 Prozent stiegen.

Bild: taz

REINER WANDLER ist Spanien- und Nordafrikakorrespondent der taz.

Für die Ratingagenturen, gegen deren Machenschaften übrigens mittlerweile im benachbarten Spanien Klage eingereicht wurde, ist es ein sicheres Geschäft. Ein Land wird so lange stranguliert, bis die EU die Sicherheiten für die absolut überzogen Schuldendienste übernimmt.

Den Kapitalismus neu gründen, hieß das Motto, nachdem die Spekulanten die Weltwirtschaft an den Rand des Abgrundes getrieben hatten. Mit Steuergeldern wurde den Banken unter die Arme gegriffen, ohne deren Geschäftsgebaren einzuschränken oder wenigsten etwas zu reformieren. Jetzt, wo sie wieder auf den Beinen sind, machen sie deutlich, wer das Sagen hat, und verdienen - völlig ungestört - mehr denn je. Das nächste Opfer kommt bestimmt.

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Reiner Wandler
Auslandskorrespondent Spanien
Reiner Wandler wurde 1963 in Haueneberstein, einem Dorf, das heute zum heilen Weltstädtchen Baden-Baden gehört, geboren. Dort machte er während der Gymnasialzeit seine ersten Gehversuche im Journalismus als Redakteur einer alternativen Stadtzeitung, sowie als freier Autor verschiedener alternativen Publikationen. Nach dem Abitur zog es ihn in eine rauere aber auch ehrlichere Stadt, nach Mannheim. Hier machte er eine Lehre als Maschinenschlosser, bevor er ein Studium in Spanisch und Politikwissenschaften aufnahm. 1992 kam er mit einem Stipendium nach Madrid. Ein halbes Jahr später schickte er seinen ersten Korrespondentenbericht nach Berlin. 1996 weitete sich das Berichtsgebiet auf die Länder Nordafrikas sowie Richtung Portugal aus.
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3 Kommentare

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  • TF
    Thomas Fluhr

    Warum sollten der Finanzsektor sein Strategie wechseln? Er ist doch auf Erfolgskurs, auf ganzer Linie. Die Fehler vor der Finanzkatastrophe hat er die Steuerzahler ausgleichen lassen. Das Restrisiko wird jetzt den Staaten auferlegt über die EZB, IWF oder diverse Schirme, diese sind für die Banken, nicht für die Staaten. Also ein eine sorgenfreie Zukunft.

  • S
    spiritofbee

    Nun, die meisten Menschen denken hierzulande ja auch noch, daß die amerikanische Zentralbank FED eine staatliche Instution ist. Wer, außer "Fachleuten", kennt den schon den Hintergrund des Federal Reserve Act.

    Die Ratingagenturen wurden schon früh zur Kanalisierung der Geldströme geschaffen, die ja von der FED ( deren Gründung folgte wenig später ) uneingeschränkt emitiert werden können. Schaut euch nur genau an, wer inzwischen hier in Deutschland welche Anteile an den großen Hypothekenbanken haben.

    zBsp: Corealcreditbank,

    Ein Teufelskreis der Macht.

    Die Theorie war gestern, wir sind mitten in der Realität angelangt.

    Das System zielt ganz klar auf Volksvermögen und nicht nur das der europäischen Staaten.........

  • MB
    Michael Bolz

    Sehr richtig. Wer sich nur gegenwärtig den "Stresstest" der Wirtschaft - die Daxanzeige - ansieht, weiß, dass seit Beginn der Wirtschaftskrise mit den Fehlern, die die Wirtschafts- und Banken- und Politikherrschaften weltweit verursacht haben, weiterhin rücksichtslos Geld gemacht wird. Trotz aller Ratingmeldungen etwa, trotz aller aktuellen Probleme steigt der Daxwert, erst sacht, nun seit Wochen bis auf kleine Unterbrechungen weiter und weiter.