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Kommentar FernsehduellPalin, Palin

Kommentar von Adrienne Woltersdorf

Sarah Palin ist im TV-Duell nicht zusammengebrochen - das wird ihr von ihren Anhängern schon als Leistung angerechnet. Aber will man diese Frau als Präsidentin sehen?

Sarah Palin war richtig gut, sie konnte sogar vollständige Sätze sprechen. So gehässig das klingt - die Erwartungen an den Auftritt der republikanischen Vizepräsidentschaftskandidatin waren so niedrig, dass selbst Demokraten überrascht waren, wie ordentlich sich die Gouverneurin aus Alaska die 90 Debattenminuten lang halten konnte.

Aber war Sarah Palin wirklich gut? Ihre Art, fröhlich die auswendig gelernten Argumente herunterzurasseln und alle Fragen zu ignorieren, auf die ihre Karteikärtchen keine Antwort boten, ihr herausgekehrter Provinzakzent und ihre wiederholte Beschwörung, sie und ihr Runningmate John McCain seien geniale Einzelkämpfer - all das drängt nur eine Frage auf: Was hat sich John McCain eigentlich dabei gedacht, einen Menschen so geringen Formats als Vizekandidatin zu bestellen? Die Antwort muss lauten: Er ist ein Hasardeur.

Joe Biden, der demokratische Vizekandidat, bot den Eindruck, schon mal lebendiger ausgesehen zu haben. Aber immerhin schien er vollständig im Bilde zu sein über das, was er da von sich gab.

Bei Joe Biden kann man sicher sein, dass ihn Obama ernsthaft um Rat und Unterstützung bitten kann - und dass er, im Falle eines Falles, in der Lage ist, das höchste Amt auszufüllen. Dass die Macht im Weißen Haus eines Tages Palin zufallen könnte - der Gedanke dagegen macht Bauchschmerzen.

Mit ihrem Auftritt wird Palin in all jenen Gegenden der USA gepunktet haben, wo man Washington aufrichtig hasst und es gut ankommt, wenn man sich als gewöhnliche Hockey Mom stilisiert. Doch die Wählenden der Mitte und die Unentschlossenen konnte sie mit ihren vorgestanzten Antworten nicht erreichen. Da hilft es auch nicht, dass sie plump um jüdische Wähler buhlt, indem sie den Neubau der US-Botschaft in einer israelischen "Hauptstadt Jerusalem" ankündigte - ein Satz unter vielen, der ihre völlige Ahnungslosigkeit in weltpolitischen Dingen illustriert.

Nein, Palin hat McCain nicht mehr geschadet, als er das bereits selbst getan hat. Aber sie hat bestätigt, wie billig das Kalkül ihrer Ernennung war.

ADRIENNE WOLTERSDORF

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1 Kommentar

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  • K
    kadiköy-istanbul

    Wundervoller Kommentar. Der Verfasser dieses Artikels hat wohl einige Sachen vertauscht: nicht Palins, sondern Bidens rhetorische Fähigkeiten wurden im Vorfeld dieser Debatte angezweifelt, es gab einige Zeitungsartikel, die über seine Versprecher und Denkpausen berichtet haben. Alles weitere auf YouTube.

    Ich frage mich auch, warum der Verfasser dieses Artikels nicht über die 180-Gradwendung von Hüseyin Obama/Joe Biden gesprochen hat: auch Sie werden sich daran erinnern, dass Obama die Frage, ob er sich mich Ahmadinejad mit einem klaren "JA, ICH WÜRDE" beantwortet hat, während Biden das gestern verneint hat. Soviel zu außenpolitischen Stärke dieses Duos.

    Und noch ein Kommentar an die Autorin: sie fragen sich, wie McCain "einen Menschen so geringen Formats als Vizekandidatin" gekürt hat. Nach einem solchen Kommentar, könnte man sich ebenfalls denken, wie diese Zeitung den Artikel "eines Menschen solch geringen Formates" abdruckt. Persönliche Angriffe sind ja wohl das Letzte, was man in einer Zeitung lesen möchte.

     

    Fakt ist: wenn die Amerikaner dieses Jahr Obama wählen, wird das ihr größter Fehler seit dem Irakkrieg werden. Das man als stolzer Europäer natürlich froh ist, wenn die US-Soldaten im Moment des schlimmstmöglichen Zustandes den Irak verlassen, ist klar: noch lange wird man die Amerikaner damit ärgern können, einen Krieg gestartet, ein Land zerstört, und NICHT wiederaufgebaut zu haben, sondern einfach weggegangen zu sein. Genau letzteres würde McCain besser lösen als Obama.

    Und außerdem: das Gas aus Russland läuft grad so schön, da kann man einen Spielverderber McCain, der Menschenrechtsverletzungen wie in Georgien auch anspricht, einfach nicht gebrauchen.