Kommentar Fehmarnbelt: Größenwahn der Technokraten
Nicht alles, was machbar ist, darf gemacht werden. Die Sinnfrage heißt: Wem nützt das? Sie unterscheidet zwischen Sinn und Unsinn. So einfach ist das.
D ie Einschläge kommen näher. Je länger die Debatte über eine feste Querung des Fehmarnbelt dauert, um so unwahrscheinlicher erscheint es, dass daraus je etwas wird. Das einzige verbliebene Argument der Befürworter ist technokratischer Größenwahn. Die beiden wesentlichen Fragen des Projekts sind indes weiterhin unbeantwortet: Wem nützt das? Und wer zahlt dafür?
Der Tunnel in der Ostsee würde die Fahrzeit zwischen Hamburg und Kopenhagen mit Auto oder Zug um gut eine Stunde verkürzen. Manche halten das für eine großartige Vision, andere für den Rest des Asphaltwahns vergangener Jahrzehnte. Einige beschwören den ungehemmten Warenverkehr zwischen Nordkap und Gibraltar, andere befürchten genau den.
Wenn schon der Nutzen zweifelhaft ist, stellt sich umso mehr die Frage nach der Finanzierung. In Dänemark ist bereits klar, dass der Steuerzahler nachträglich zur Kasse gebeten werden muss. Zudem ist ein Zuschuss von der EU noch immer nicht in Sicht. Und auch auf norddeutscher Seite wachsen die Kosten weiter.
Klar ist hingegen, dass das Projekt weder ökologisch noch ökonomisch zu rechtfertigen ist. Es lockt umweltfeindliche LKW-Verkehre an, es gefährdet die Urlaubsorte auf Fehmarn und an der Lübecker Bucht.
Nicht alles, was machbar ist, darf gemacht werden. Die Sinnfrage heißt: Wem nützt das? Sie unterscheidet zwischen Sinn und Unsinn. So einfach ist das.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Der Fall von Assad in Syrien
Eine Blamage für Putin