piwik no script img

Kommentar FehmarnbeltKeine Balance am Belt

Kommentar von Sven-Michael Veit

Mit staatlicher Rückendeckung ein Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten zu gefährden, ist ein Attentat auf die regionale Sozial- und Wirtschaftspolitik.

D as ist nicht so recht überzeugend. Beim Runden Tisch zum Fehmarnbelt-Projekt darf die Gesellschaft mitreden, die den Tunnel bauen will, aber nicht die Reederei, deren Existenz dadurch bedroht wird. Das Argument, Mitgliedschaften von Einzelfirmen seien nicht vorgesehen, überzeugt nicht. Scandlines ist kein x-beliebiges Unternehmen, sondern Betreiber der Fähren auf der Vogelfluglinie. Die Ankündigung lautete, im Dialogforum Betroffene zu Beteiligten zu machen. Dann müssen Betroffene aber auch teilhaben dürfen.

Davon abgesehen ist selbstredend auch die Sichtweise von Scandlines ebenso interessengesteuert wie die von Femern A/S. Der Hinweis auf die fehlende wirtschaftliche Balance am Belt indes ist stimmig.

Die Rechtfertigung für Staatsgarantien und eventuelle EU-Zuschüsse zu dem geplanten Verdrängungswettbewerb ist dünn. Wenn ein privater Investor diesen Kampf aufnehmen wollte, wäre das Marktradikalismus in seiner reinsten Form. Mit dänischer und europäischer Rückendeckung aber ein Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten zu gefährden, ist ein Attentat auf die regionale Sozial-, Wirtschafts- und Verkehrspolitik auf beiden Seiten des Fehmarnbelts.

Wenn jetzt noch Zusatzkosten für die Sundquerung hinzukommen, wird die volkswirtschaftliche Rechnung noch dürftiger. Dabei war eigentlich bekannt, das auch am anderen Ende der Insel Fehmarn Wasser ist.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Hamburg-Redakteur
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!