Kommentar Explosionen in den USA: Ein Segen für Trump
Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner nutzt die Bomben in New York und New Jersey für seine Zwecke. Er setzt auf eine Atmosphäre der Angst.
D ie versuchten Bombenanschläge in New York und New Jersey sind Wasser auf die Mühlen von Donald Trump. In einer Präsidentschaftskampagne voller unangenehmer Überraschungen und unerwarteter Wendungen geben sie ihm weniger als zwei Monate vor dem Urnengang neuen Auftrieb.
Während die meisten US-Amerikaner inständig gehofft hatten, dass es keine weiteren Anschläge geben würde, sind diese für Trump ein Segen. Er benutzt sie als weiteren Beleg dafür, dass er mit seinen Bedrohungsszenarien aus Flüchtlingen, Einwanderern und Muslimen richtig liege, und dass die USA einen „starken Mann“ brauchten. Einen, der mit Folter, mit Mauern, mit Einreiseverboten und mit Militärschlägen die angeblich bedrohte nationale Sicherheit verteidigt.
Für den mutmaßlichen Täter mögen die Zahl von „nur“ 29 Verletzten und das schnelle Ende seiner Flucht enttäuschend gewesen sein. Aber die Bomben, inklusive der von den Sicherheitskräften entschärften, waren stark genug, um die Ängste einer ohnehin verunsicherten Nation weiter zu verstärken. Damit erzeugten sie genau die Atmosphäre, die Trump braucht, um zu gewinnen. Die Umfragen zeigen, dass der Abstand zwischen ihm und seiner demokratischen Gegenspielerin schrumpft.
Am kommenden Montag hat Trump in der ersten Präsidentschaftsdebatte mit Hillary Clinton eine weitere Gelegenheit, aufzutrumpfen. Es wird das TV-Duell mit der voraussichtlich höchsten Einschaltquote der US-Geschichte werden. Und alles spricht dafür, dass Trump erneut seine Gewissheit vortragen wird, dass er allein die Lösung hat – ohne zu sagen, wie die aussehen wird.
Diese Mischung aus Dreistigkeit und Prahlerei ist von Anfang an Trumps Erfolgrezept gewesen. Damit hat er im Vorwahlkampf 17 erfahrene und bekannte republikanische Politiker überrollt. Jetzt ist Kandidatin Hillary Clinton an der Reihe. Sie ist die einzige Person, die noch einen US-Präsidenten verhindern kann, der nichts anderes als Furcht zu bieten hat.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Forscher über Einwanderungspolitik
„Migration gilt als Verliererthema“
Abschied von der Realität
Im politischen Schnellkochtopf
US-Außenpolitik
Transatlantische Scheidung
Russlands Angriffskrieg in der Ukraine
„Wir sind nur kleine Leute“
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen