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Kommentar EurokiseLieber weiterwurschteln

Hermannus Pfeiffer
Kommentar von Hermannus Pfeiffer

Wenn Griechenland, Irland und Co. ihren Schuldendienst einstellen, leben sie über Jahre von der Hand in den Mund. Besser für Europas Steuerzahler wäre eine sanfte Umschuldung.

D em schwarzen Montag könnte ein schwarzer Freitag folgen. EU-Präsident Van Rompuy lädt zum nächsten Eurokrisengipfel. Die Politik wirkt ratloser denn je. Soll sie sich weiter durchwurschteln? Oder doch lieber ein Ende mit Schrecken wagen und Griechenland pleitegehen lassen?

Die Stimmung ist derzeit auf ein vermeintlich einfaches "Schluss mit Hilfe" eingeschworen. Doch weder die von Commerzbank-Boss Blessing vorgeschlagene Umschuldung noch ein Haircut ist eine einfache Lösung. Sie nützten vor allem jenen, die den Schlamassel mit angerichtet haben. Politiker wären fein raus, weil sie damit "Volkes Stimme" erhörten und sie das Problem Griechenland scheinbar los wären. Den Banken würde die Umschuldung nutzen, weil sie mehr für ihre Schrottpapiere bekämen, als der Markt sonst hergäbe. Staaten oder EZB sollen 70 bis 80 Prozent des bisherigen Nennwertes dafür zahlen - weit mehr als der aktuelle Preis von nahe null.

Wenn die EU Blessing und Freunden die Schleusen öffnet, werden Portugal und Irland mitgerissen, Italien und Spanien könnten folgen. Wenn diese Staaten ihren Schuldendienst einstellen, werden sie auf Jahre kein Geld mehr auf den Finanzmärkten erhalten. Sie leben dann von der Hand in den Mund. Die Konsequenz wäre ein weit drastischerer Sozialabbau, als sich das die Demonstranten in Athen heute vorstellen mögen.

Der Autor

HERMANNUS PFEIFFER ist taz-Autor.

Besser für die Menschen in Griechenland, besser aber auch für Deutschlands Exportwirtschaft und letztlich auch Europas Steuerzahler ist es, sich weiter durchzuwurschteln - statt Schuldenschnitt sanfte Umschuldung, dazu endlich Eurobonds mit niedrigen Zinssätzen für alle. Damit ständen die Staatsfinanzen sicher.

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Hermannus Pfeiffer
Autor
Soziologe und promovierter Wirtschaftswissenschaftler. Spezialgebiete: Banken/Versicherungen/Finanzmärkte und maritime Industrie. Arbeitet seit 1995 als freier Wirtschaftspublizist in Hamburg. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, zuletzt „Gewinn ist nicht genug! 21 Mythen über die Wirtschaft, die uns teuer zu stehen kommen“, Rowohlt Verlag, Reinbek 2021.
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2 Kommentare

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  • RT
    reiner tiroch

    Die EZB ist 10x so hoch mit lausigen griechischen Staatsanleihen blastet als sie an selber Wert hat. Logisch, dass manche gegen einen Schuldenschnitt sind. Den Gau auf die nächsten 30 Jahre verschieben ist rotzfrech und wird 3x so teuer. Nun rächen sich halt bilanzfälschungen, viel höhere Schulden als ausgewiesen, und alle Zockereien.

    Ein Neustart den das Volk erwartet, wird von der unfähigen politik verschleiert, da jeder Politiker Angst hat als Flasche in die Geschichtsbücher einzugehen. Da suggeriert man lieber weiter mit Worten wie: Sparen, krisenmechanismus und Stablitätsmechanismus alles richten zu können.

  • HP
    Heinz Peter

    Weiterwurschteln und auf Sicht fahren? Sie können zwar die möglichen Folgen skizzieren, was womöglich passiert, wenn diese Staaten einfach Pleite gehen, aber könne Sie auch die Folgen abschätzen, was ein Weiterwurschteln für die nächsten 10, 20 oder gar 30 Jahre bedeutet?. In der Historie ist solch ein Schuldenabbau meines Wissens nach bisher erst ein einziges Mal geglückt (Belgien), aber ansonsten nie erreicht worden. Der Staatsbankrott ist die gängige Praxis. Wollen wir uns 30 Jahre damit rumquälen und dennoch womöglich zum gleichen Ergebnis kommen?

     

    Griechenlands Wirtschaft "säuft gerade ab", nur sparen hilft leider nichts, wenn die Einnahmen trotz Steuererhöhungen sinken.