Kommentar Energieeffizienz: Umweltblues bei der EU
Die EU-Kommission verspielt beim Thema Energiesparen eine große Chance. Sie verwaltet lediglich veraltete Standards und eine depressive Stimmung.
D ie mächtigste Energiequelle der Welt ist der Aus-Knopf. Das Sparen von Energie. „Hidden Fuel“, der verborgene Treibstoff, wird der effizientere Einsatz von Strom, Gas, Kohle, Öl international genannt. Längst vergeht keine Tagung der Weltelite der Energiewirtschaft, in der nicht beschworen wird, dass es keinen billigeren Weg zu einer ökonomischeren und ökologischeren Wirtschaft gibt, als Energie zu sparen. Kürzlich rechnete die Internationale Energieagentur vor, dass weltweit der Energieverbrauch von Norwegen und Großbritannien gespart werden könnte, würden IT-Geräte dem neusten technischen Standard entsprechen.
Jetzt schlägt die EU-Kommission vor, die Staatengemeinschaft solle 30 Prozent Energie bis zum Jahr 2030 einsparen. EU-Energiekommissar Günther Oettinger bezeichnet das als ambitioniert – was nur in einem Aspekt richtig ist: Er bildet das Stimmungsbild in der EU ab. Denn die 28 Staaten befindet sich in einem Dilemma: In Deutschland lässt sich gut von einer grünen Ökonomie schwärmen. Von energetischer Gebäudesanierung, die sich binnen 20 Jahren rechnet.
In Italien, Spanien, Griechenland, Portugal und anderen Ländern herrscht Sparzwang und Massenarbeitslosigkeit. Die Krise hat den Fokus verschoben, den Regierungen ist alles, was nicht unmittelbar zur Lösung der Probleme beiträgt, zu viel. Das mag kurzsichtig sein, ist aber politische Realität. Die Krise hat Europas grüne Ambitionen gefressen.
Die EU gibt sich dem hin und verspielt damit ihre größte Chance. Höhere Ziele hätten dem Kontinent Jobs gebracht, die Industrie konkurrenzfähiger gemacht, Investitionen losgetreten und der Umwelt genutzt. So aber verkommt die EU-Kommission zur Verwalterin der depressiven politischen Gesamtstimmung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Ende der scheinheiligen Zeit
Hilfe, es weihnachtete zu sehr
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“