Kommentar Endlagerkommission: Verständlich, aber riskant
Es gibt gute Gründe für die Umweltverbände, die Mitarbeit bei der Endlagerkommission zu verweigern. Politisch klug ist es aber nicht.
F ür die Weigerung der Umweltverbände, in der neu geschaffenen Endlagerkommission mitzuarbeiten, gibt es gute Gründe. Bevor das Gremium, das die Grundlagen für den neuen Suchprozess schaffen soll, die Arbeit überhaupt aufgenommen hat, sind von der Politik schon viele Fakten geschaffen worden: Das Endlagersuchgesetz, das die Kommission evaluieren soll, ist bereits verabschiedet. Das neue Bundesamt, über dessen Notwendigkeit und Aufgaben die Kommission beraten soll, wird bereits aufgebaut.
Und unter den Wissenschaftlern, die die Parteien in das Gremium gewählt haben, sind so viele erklärte Gorleben-Befürworter, dass ein echter Neubeginn der Endlagersuche kaum vorstellbar erscheint.
Doch so nachvollziehbar sie bei genauer Betrachtung erscheint: Politisch klug ist die Haltung der Ökoverbände deshalb noch lange nicht. Denn in der Öffentlichkeit dürfte ein anderer Eindruck entstehen: Die Verbände hätten mitentscheiden können, aber sie wollten nicht. Wer dieser Logik folgt, wird die Kritik der Atomkraftgegner am Endlagersuchprozess dann auch nicht sonderlich ernst nehmen. Ihre Rolle wäre geschwächt.
Doch auch die Parteien haben in diesem Konflikt viel zu verlieren. Ohne Beteiligung der Umweltverbände an der Kommission wird es am Ende auf keinen Fall einen gesellschaftlichen Konsens über die Ergebnisse geben. Der ist aber notwendig, wenn der ausgewählte Standort am Ende Akzeptanz finden soll.
Im Interesse einer Lösung des jahrzehntealten Konflikts ist es darum wünschenswert, dass sich beide Seiten noch weiter bewegen. Die Parteien, indem sie zeigen, dass sie den Prozess ernst nehmen und keine weiteren Fakten schaffen, etwa beim Bundesamt. Und die Verbände, indem sie mitmachen, auch wenn am Ende nicht alle ihre Forderungen erfüllt sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen