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Kommentar Endlager GorlebenRöttgens Wahlkampftricks

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Dank des NRW-Wahlkampfes ist Norbert Röttgen auf einmal für einen Erkundungsstopp in Gorleben. Doch der Umweltminister spielt gefährlich auf Zeit.

V or wenigen Wochen noch lehnte Umweltminister Norbert Röttgen den Vorstoß aus Niedersachsen ab, die Erkundungsarbeiten im Salzstock Gorleben bis auf weiteres zu stoppen. Nun steht er als CDU-Spitzenkandidat in Nordrhein-Westfalen im Wahlkampf – und auf einmal ist der Erkundungsstopp kein Problem mehr.

Röttgen steht bei den Gesprächen von Bund und Ländern jetzt unter verstärktem Einigungsdruck, weil ein Erfolg die Chancen auf die von ihm erhoffte schwarz-grüne Koalition erhöhen würde. Doch was der Umweltminister bisher anbietet, ist nur scheinbar ein Fortschritt.

Denn faktisch war immer klar, dass die Arbeiten in Gorleben mindestens so lange unterbrochen werden müssen, bis andere Standorte ausgewählt und teilweise erkundet sind. Auch dass Gorleben wie alle anderen möglichen Standorte an den festzulegenden Kriterien gemessen wird, ist eine Selbstverständlichkeit und kein Zugeständnis.

Bild: taz
Malte Kreutzfeldt

ist Redakteur im Parlamentsbüro der taz.

Bei der entscheidenden Frage, wer die Kriterien festlegt und die Auswahl trifft, gibt es hingegen keine Bewegung. Röttgen hält daran fest, das anerkannte Bundesamt für Strahlenschutz zu entmachten und stattdessen eine neue Behörde zu gründen, die frei von Weisung und Fachaufsicht entscheiden soll. Wenn es dabei bleibt, könnte die Sorge Realität werden, dass das Gesetz nur dazu dienen soll, Gorleben am Ende doch durchzudrücken.

Doch auch hier gibt es Hoffnung. Unter dem Eindruck des Wahlkampfes wird bei SPD und Grünen genauer hingeschaut, was ihre in Sachen Atommüll teils recht unerfahrenen Ländervertreter mit Röttgen eigentlich verhandeln. SPD-Chef Sigmar Gabriel hat bereits deutlich gemacht, dass die neue Behörde mit ihm nicht zu machen ist. Solche Interventionen sind notwendig. Denn wichtiger als ein schnelles Ergebnis ist bei dieser Jahrtausendaufgabe ein gutes.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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2 Kommentare

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  • RZ
    Ralf Zimmermann

    Woran erkennt man daß ein Politiker lügt?

    Wenn er den Mund aufmacht!!!

  • AF
    Achim Fahnenschild

    Es ist unglaublich, was hier für ein Aufwand betrieben wird. Dabei ist das Endlagerproblem im Prinzip technisch lösbar. Durch das Transmuationsverfahren kann der Müll mehrfach recycelt werden und die Halbwertzeit des Restmülls verkürzt sich dann auf wenige hundert Jahre, sodaß eine Endlagerung in Gorleben unbedenklich sein dürfte. In Mol (Belgien) soll geprüft werden, ob sich das Verfahren im großen Stil durchführen läßt. Da seit vielen Jahren ein Konsens besteht, aus der Kernkraft auszusteigen, hat keine Partei Interesse an einer Lösung, da dann das stärkste Argument für den Ausstieg erledigt wäre. Das ist der einzige Grund für den Eiertanz um die Endlagerung, den es in keinem anderen Land gibt! Es gibt übrigens auch KKW der 3. und 4. Generation , die eine Kernschmelze inhärent ausschließen oder zumindest beherrschen. Das Volk wird hier genauso wie mit den angeblichen tollen technischen Möglichkeiten der "Erneuerbaren" (in Wirklichkeit ist so gut wie nichts geklärt!) für dumm verkauft.