Kommentar Elfenbeinküste: Stürzt Gbagbo jetzt!
Je länger sich Laurent Gbagbo an der Macht halten kann, desto fester sitzt er im Sattel. Die internationale Gemeinschaft darf das nicht zulassen.
D ie Uhr in der Elfenbeinküste tickt für Laurent Gbagbo. Je länger sich der Verlierer der Präsidentschaftswahl an der Macht halten kann, desto fester sitzt er im Sattel. Wie viele Tote sein Beharren kostet, ist ihm dabei egal. Genau deswegen ist nun die internationale Gemeinschaft gefragt. Alle relevanten internationalen Zusammenschlüsse - die UNO, die EU, die AU, die Westafrikaner -, sie alle haben den Wahlsieger Alassane Ouattara als gewählten Präsidenten anerkannt. Sie stehen in der Pflicht, nicht zuletzt in den Augen der Mehrheit der Ivorer. Und was unternehmen sie?
Die Afrikanische Union (AU) versucht Druck auf Gbagbo auszuüben, indem ihr Kommissionspräsident Jean Ping dem Widersacher einen Brief überreicht, der diesen zum Rücktritt auffordert. Die Europäische Union will Gbagbos Konten sperren, als ob der ivorische Machthaber nicht längst parallele Finanzstrukturen aufgebaut hätte.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon weist Gbagbos Forderung nach Abzug der UN-Blauhelme aus der Elfenbeinküste zurück und bekräftigt gleichzeitig, die UN-Soldaten würden nur ihr Mandat zur "Beobachtung" erfüllen. Frankreich hält seine 900 Soldaten in der Elfenbeinküste Gewehr bei Fuß, aber sie sollen höchstens als schnelle Eingreiftruppe der UNO agieren oder Franzosen evakuieren.
Dominic Johnson ist Redakteur im Auslandsressort der taz.
Natürlich kann ein Sturz Gbagbos nur funktionieren, wenn entsprechende Pläne nicht vorher bekannt werden. Insofern zu hoffen ist, dass das Fehlen jeglicher Indizien für seine Existenz tatsächlich ein Zeichen für seine Existenz ist.
Die kommende Woche wird entscheidend sein. Sollte Gbagbo Weihnachten als faktischer Präsident feiern, wird es Ouattara sein und nicht Gbagbo, der sich einen sicheren Weg ins Exil suchen muss. Lässt die internationale Gemeinschaft das zu, wird der Kampf um Demokratie in Afrika nachhaltig geschwächt. Die internationalen Truppen in Abidjan sollten daher afrikanische Eingreiftruppen ins Land holen, um Gbagbo zu stürzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin