Kommentar Elfenbeinküste: Ouattaras Dilemma
Ouattara wäre gern der Präsident aller Ivorer, aber das wollen nicht alle Ivorer. Bevor er seine Fähigkeiten zeigen kann, muss das Land erst einmal zum Frieden finden.
D er ivorische Krieg ist entschieden. Der scheidende Präsident Laurent Gbagbo hat die Waffen gestreckt und verhandelt mit seinem Nachfolger Alassane Ouattara nur noch über die Bedingungen seiner Aufgabe. Nachdem der Krieg in der Millionenstadt Abidjan bedrohlich festgefahren war, reichten ein paar gezielte Luftschläge der UNO und Frankreichs, um Gbagbos Armee kampfunfähig zu machen und dem rechtmäßigen Präsidenten den Sieg zu ermöglichen.
Sofern nicht in letzter Minute etwas dazwischenkommt, ist der Krieg in der Elfenbeinküste damit vorbei. Auf den neuen Staatschef Ouattara kommt jetzt ein schweres Erbe zu. Schon als er im Herbst vergangenen Jahres zur Präsidentenwahl antrat, war klar, dass die Wunden eines jahrelangen Bürgerkrieges und einer neunjährigen Teilung des Landes nur schwer zu schließen sind.
Abgrundtiefes Misstrauen und ethnischer Hass bestimmen die ivorische Politik. Inzwischen hat sich diese Polarisierung verschärft, weil Gbagbos Anhänger nach wie vor an Ouattaras Wahlsieg zweifeln und weil die militärische Konfrontation eine neue Stufe erreicht hat, mit einer vermutlich vierstelligen Zahl von Todesopfern.
DOMINIC JOHNSON ist Leiter des Auslandsressorts der taz und zuständig für die Afrika-Berichterstattung.
Ouattara wäre gern der Präsident aller Ivorer, aber das wollen nicht alle Ivorer. Ouattara hätte gern einen Staat mit funktionierenden Institutionen, aber die Institutionen liegen am Boden. Ouattara würde gerne die Ära der Gewalt überwinden, aber sein Land hatte bis jetzt zwei Armeen und unzählige bewaffnete Gruppen unter dem Schutz mächtiger Personen.
Ouattaras Kompetenz ist die des Technokraten und Wirtschaftsreformers, aber bevor er diese Fähigkeiten zeigen kann, muss das Land erst einmal zum Frieden finden. Dazu ist aktive internationale Unterstützung nötig.
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