Kommentar Einwanderung EU: Das Ausland muss Inland werden
Es steigt die Zahl der Spanier und Griechen, die nach Deutschland kommen, um der Arbeitslosigkeit zu entfliehen. Das ist gut so. Anders kann der Euro nicht überleben.
W arum hat der US-Dollar überlebt? Warum ist dieses riesige Währungsgebiet nicht längst auseinandergebrochen? Diese Frage mag seltsam anmuten, weil jeder Erdenbürger sich daran gewöhnt hat, dass der Greenback die globale Leitwährung darstellt. Doch tatsächlich ist es erklärungsbedürftig, dass es den Dollar noch gibt. Er vereint Regionen, die eigentlich unvereinbar sind.
In den USA gibt es Industriebrachen wie Detroit und Boomregionen wie New York. Das Gefälle zwischen den Bundesstaaten ist enorm: Das Pro-Kopf-Einkommen im reichen Maryland liegt doppelt so hoch wie im armen Mississippi.
Dieses Gefälle erinnert an die Eurozone: Das Pro-Kopf-Einkommen in Griechenland oder Portugal ist auch nur etwa halb so hoch wie in Deutschland. Trotzdem hält der Dollar diese Spannungen mühelos aus - während der Euro kollabieren könnte. Warum?
Die erste Differenz ist wenig überraschend: Die USA sind ein Staat, nicht eine Staatengemeinschaft wie die Eurozone. Also kommt es zu einem gewissen sozialen Ausgleich zwischen den US-Regionen - etwa durch die staatliche Krankenversicherung, auf die jeder Rentner einen Anspruch hat.
Wichtiger ist aber ein zweiter Effekt: Viele US-Amerikaner sind auf Wanderschaft. Sie ziehen aus den armen Gegenden in die reichen Metropolen, um dort Arbeit zu finden. Ohne diese permanente Migration würde der Dollar nicht funktionieren.
Auch die Eurozone wird nun von diesem Trend erfasst. Wie das Statistische Bundesamt meldet, steigt die Zahl der Spanier und Griechen, die nach Deutschland umziehen, um der Arbeitslosigkeit zu entfliehen. Das ist unausweichlich. Der Euro kann nur überleben, wenn aus dem Ausland Inland wird. Das lehrt der Dollar.
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