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Kommentar EU und AgrarkraftstoffeDas Biosprit-Desaster

Heike Holdinghausen
Kommentar von Heike Holdinghausen

Es ist nicht effizient, auf wertvollen Ackerflächen Spritpflanzen anzubauen. Es braucht Strukturen in der EU, die Fehlentscheidungen rücknehmbar machen.

Auch das Argument der Industrie, die Pflanzen würden doppelt genutzt, trägt nicht – Raps Bild: reuters

D ie Biokraftstoffpolitik der EU ist ein Irrweg. Es ist nicht effizient, auf wertvollen Ackerflächen Spritpflanzen anzubauen. Auch das Argument der Industrie, die Pflanzen würden doppelt genutzt, trägt nicht. Zwar wird etwa aus Raps Kraftstoff und Tierfutter. Aber das ist nur in einer Landwirtschaft mit Massentierhaltung nötig, die das Parlament wirklich ganz schnell abschaffen sollte.

Allerdings hat sich das EU-Parlament aus guten Gründen schwergetan, den Markt für Agrarkraftstoffe in Europa, den es selbst politisch geschaffen hat, innerhalb kürzester Zeit einzustampfen. Landwirte und Unternehmer haben aufgrund politischer Entscheidungen investiert und Infrastrukturen aufgebaut. Es ist leicht, dieser Industrie den Satz vom toten Pferd vorzuhalten, von dem man absteigen sollte. Klug ist es nicht.

Früher oder später werden Pflanzen dazu beitragen müssen, fossile Energieträger zu ersetzen. Diese Rohstoffwende wird ohne zahlreiche Versuche und Irrtümer nicht auskommen. Damit der notwendige Großversuch gelingt, gilt es, aus dem Biosprit-Desaster zu lernen: Erstens muss die Politik Ziele setzen – etwa im Klimaschutz –, sich technologischer Vorgaben aber enthalten. Hier wiederholt die EU ihren Fehler in der Energiepflanzenförderung, indem sie Kraftstoffe etwa aus Reststoffen protegiert und deren ökologische Risiken ausblendet.

Zweitens braucht es Strukturen, die Fehlentscheidungen rücknehmbar machen. Das heißt auch, Unternehmen Zeit zu geben, aus gescheiterten Versuchen auszusteigen, und sie zur Not dabei zu unterstützen. Das Institutionengefüge der EU mit seinen Checks and Balances ist am ehesten geeignet, solche Lösungen zu finden.

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Heike Holdinghausen
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
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3 Kommentare

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  • K
    Kartoffelkäfer

    Na, und welcher Partei haben wir das zu verdanken? Man kann ja mal bei Renate Künast oder Jürgen Trittin nachfragen, sie war seinerzeit Verbraucherschutzministerin und er Bundesumweltminister.

    Ein Zitat war damals sinngemäß, dass es die Grünen toll fänden, wenn der Sprit auf dem Acker wächst und die Bauern die neuen Ölmultis werden.

    Davon wollen die Grünen nun natürlich Nichts mehr wissen (Stichwort E10) und wie man liest: Die TAZ- Autoren flüchten auch lieber in Allgemeinplätze wie "die Politik" oder zeigen auf die EU. Es ist so einfach: Mal bei den Grünen fragen, die haben es verbockt? An wen man sich da wenden kann? Jürgen Trittin und Renate Künast. DAS wäre dann mal ein kritisch recherchierter Artikel.

  • I
    irmi

    was sie hier nicht anbauen können, baut man dann in Afrika an, da ist es doch egal ob die Menschen dort noch Ackerfläche für ihr Gemüse und Pflanzen haben. Wichtig ist dem Europäer nur den Biosprit zu bekommen, den die Grünen brauchen.

  • G
    Gast

    Der Beitrag der TAZ geht in die richtige Richtung: Biosprit ist ein Desaster. Für Palmöl fallen derzeit große Urwälder, nähert sich der Orang-Utan ("Waldmensch") seiner Ausrottung. Für mich, einen FDPler, ist das eine riesige Sauerei an der Umwelt und unseren Mitgeschöpfen. Wertvollste "Hot-Spots", die die Biodiversität ausmachen, werden rein ökonomischen Interessen geopfert.

     

    Die Medizin gefällt mir aber weniger. Die EU hat diesen Mist eingebrockt und kann ihn auch wieder zurücknehmen, tut es aber nicht. Die Checks und Balances bei der EU halte ich für völlig unausgewogen. Solange übrigens die Stimme eines deutschen Wählers nur etwa ein 1/10 eines Maltesers oder Luxemburgers wert ist, solange ist diese EU nicht demokratisch.

     

    Es kann daher nur eine konzertierte Aktion der Vernünftigen in allen deutschen Parteien geben, die ein Ende dieses gefährlichen Unsinns fordern und hoffentlich durchsetzen. Ich möchte mich auch in Jahrzehnten noch an Orang-Utans erfreuen.