piwik no script img

Kommentar EU-Wahlen in ItalienEs geht immer noch schlechter

Michael Braun
Kommentar von Michael Braun

Berlusconis Medienmacht ist einmalig in Europa. Dank seiner totalen Kontrolle über das Fernsehen hat er auch die Deutungshoheit über seine eigenen Skandale.

E in Ministerpräsident, der sich mit minderjährigen Mädchen trifft, der dann noch das Volk beschwindelt, wenn es um die Umstände dieser merkwürdigen Bekanntschaft geht - in jeder europäischen Demokratie hätte das für einen Rücktritt gereicht. Oder wenigstens für eine deftige Wahlschlappe. Nicht aber in Italien: Dort darf sich Silvio Berlusconi über einen erneuten Sieg freuen. Gewiss, seine Partei "Volk der Freiheit" hat gegenüber dem nationalen Wahltriumph vor einem Jahr zwei Prozentpunkte abgegeben. Zugleich aber legte die mit Berlusconi verbündete fremdenfeindliche Lega Nord um ebenjene zwei Punkte zu.

Machtlos war die Opposition, war die kritische Presse gegen die erdrückende Medienmacht des Premiers, der - ein Unikum in Europa - dank seiner totalen Kontrolle übers Fernsehen die Deutungshoheit auch über die eigenen Skandale in den Händen hält. Machtlos war die Opposition ebenso angesichts einer Wählerschaft, die zu guten Teilen den Regierungschef für seinen, höflich gesagt, moralfreien Stil in Politik wie Privatleben nachgerade bewundert.

Und so sind die wahren Verlierer ausgerechnet die oppositionellen Demokraten (PD). Sie liegen bloß ein Prozent über jener Schwelle, die im Vorfeld parteiintern zum absoluten Minimum erklärt worden war.

Und sie können sich auch nicht über den Erfolg der anderen Oppositionspartei "Italien der Werte" freuen. Die nämlich klagt unter Exstaatsanwalt Antonio Di Pietro einen viel radikaleren Oppositionskurs ein und setzt auf eine weitere Erosion der PD. Damit stehen heftige Auseinandersetzungen bei den Demokraten an, geht der Grabenkrieg zwischen den beiden Oppositionsparteien weiter. Und zugleich wird die aus dem Europarlament verbannte radikale Linke ihre Spaltungen weiter vorantreiben - während Berlusconi fester im Sattel sitzt denn je.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Michael Braun
Auslandskorrespondent Italien
Promovierter Politologe, 1985-1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Unis Duisburg und Essen, seit 1996 als Journalist in Rom, seit 2000 taz-Korrespondent, daneben tätig für deutsche Rundfunkanstalten, das italienische Wochenmagazin „Internazionale“ und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Büro Rom der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • MT
    Michele Testa

    2009 EU Parliament elections: Berlusconi's party got 35,3%, not 60%... please Mr. Codega, give over telling lies and stop to watch Berlusconi's TV.

     

    Luckily a lot of Italian people don't vote for Mr. Berlusconi, and they are *very* embarassed by his behaviour, and by his fans who always keep telling his poppycocks.

     

    I apologize on behalf of Mr. Berlusconi, Mr. Codega and Mr. Filippo.

  • IN
    Ihr Name Carlo Codega

    YOU DON'T UNDERSTEND NOTHING ABOUT MR. BERLUSCONI.

     

    STOP WRITING FOLSE NEWS ABOUT BERLUSCONI!!!

     

    BERLUSCONI HAS 60% OF CONSENSE IN ITALY.

     

    ONLY A LITTLE PART OF ITALIANS (OF LEFT PART) ASK THE DIMISSION OF THE PREMIER.

     

    YOU ARE SAYNG A LOT OF BULL SHIT!!!!

     

    BERLUSCONI IS WORKING HARD AND THE PEOPLE WANT HIM AT THE GOVERNMET.

     

    BAY BAY....

     

    CARLO CODEGA

    MILAN . ITALY!!!

  • D
    Daniele

    Der armer Herr Filippo hier wurde wahrscheinlich vom Berlusconis Fernsehen brainwashed, tatsächlich lebt er in Italien.

    Heute die italienische Regierung hat die Vertrauensfrage gestellt, über ein Gesetz, das u.a. die Telefonüberwachungen verwehrt, jene Telefonüberwachungen die haben uns erlaubt, die Bindungen zwischen Mafia und Politik und die Korruption unseres Staats herauszufinden.

    Ich glaube, dass auch die Aufmerksamkeit von der internationalen Presse kann Italien sicherlich helfen.

    Also danke dass Sie die Situation Italiens folgen.

  • F
    Filippo

    Meets teen-age girls? He went to the birthday of a girl, the daughter of family friends. There are photos, and drinks and while it is in the room with people.

    Why do you continue to tell lies about this story? We have taken all as stupid? Do you have political issues instead of gossip? Why not ever spoken of the measures taken by the Minister Brunetta? Minister Gelmini? Minister Tremonti? You are only factious.