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Der Landtagsabgeordneter der Grünen in NRW, Norwich Rüße, selbst Bio-Bauer im Nebenerwerb, schreibt intern seinen Parteifreunden in der Bundesarbeitsgemeinschaft Landwirtschaft („Liebe BagLerInnen“) zur aktuellen Dürrekampagne seiner Partei:
„Die aktuelle Dürre mit einer, wie auch immer gearteten, Agrarwende zu vermischen, mag zwar auf den ersten Blick attraktiv sein, ist aber mehr als gewagt. Diese Dürre hat wenig mit der Größe oder der Ausrichtung von Betrieben zu tun und trifft gleichermaßen Großbetriebe und Nebenerwerbsbauern sowie ökologisch und konventionell wirtschaftende Betriebe.“
Da bekommt dann die Argumentation des Fraktionsvorsitzenden Anton Hofreiter ein populistisches Gschmäckle: „Wir brauchen dringend eine Agrarwende, die auch dafür sorgt, dass unsere Böden humusreicher werden. Denn humusreichere Böden sind dürreresistenter.“ Einen Wahrheitskern im Kommastellenbereich bauschen die Grünen zu einem Dogma auf, das viele gerne glauben, weil es ihrem Frame entspricht. Aber es ist, wenn man den Kommabereich wegkürzt, eine Täuschung der Öffentlichkeit.
Meine Prognose: Von den 340 Mio € werden werden des Nacktmachens vor der Antragskommission keine 150 Mio abgerufen werden, und von den 150 Mio. geht die Hälte an die Biobetriebe, die 8,2% der Landwirtschaftsfläche bearbeiten. Mal kucken, ob die Zahlen 2019 mal veröffentlicht oder taktisch verschwiegen werden, insbesondere der Bioanteil.
Wie meldet doch der Bio-Dachverband BÖLW am: 31.07.2018: „Besonders betroffen von den extremen Wetterbedingungen sind die Biobäuerinnen und -bauern.“ Da geht es zwar vornehmlich ums Handaufhalten, auf das sich der BÖLW besser als der DBV versteht, aber das ist auch tatsächlich so, denn die am schwersten geschädigte Feldfrucht ist das Gras und Biobetriebe haben anteilig viel mehr Grünland&Klee (67%) als die Konvibauern (29%), die notfalls Kunstdünger haben statt Gülle. Bio geht ohne Viehdung schlecht. Wenn die Biobetriebe die Dürre so viel besser als die Konvibetriebe überstanden hätten, könnten sie ja mit Kuhfutter bei den Konvibetrieben im Zeichen der Solidarität aushelfen, aber in der Realität ist es andersrum, per Ausnahmegenehmigung dürfen die Biobetriebe Konvifutter verfüttern. Nichts hat die Pacht- und Bodenpreise so in die Höhe getrieben, wie das grüne Klimaschutzprojekt „Biogas“, nichts hat die Industrialisierung mehr befördert, die kleinen Betriebe mehr bedrängt. Narrativ statt Realität.
Es ist hinreichen bekannt daß konventionelle Landwirtschaft mit Monokulturen, Pestizideinsatz, Bodenauslaugung und intensiver Massentierhaltung die Erde systematisch ruiniert.
Trotzdem setzt der Staat genau auf diese Wirtschaftsweise.
Warum ? Weil Massentierhaltung, Pestizidwirtschaft und Monokulturen ein Riesengeschäft sind. Nachhaltigkeit Nullansage.
Und wer unterstützt braf diese Politik ?
Der Geizistgeil - Billigfleisch- Schnitzelbürger, für den Lebensmittel gar nicht billig genug sein können.
Gerade diese Geizistgeilbürger ( die große Mehrheit ) schimpft auf Wirtschaft und Politik, ist selber aber nicht im Entferntesten bereit sich an den eigenen Schopf zu greifen und umzudenken.
Billigschnitzel ist halt wichtiger als Klimakathastrophe, soziale Verelendung durch Ausbeutung und Tierquälerei.
Revolutionen sind immer von unten, also vom Volk, ausgegangen. Wenn aber alle weiterhin konsumbenebelt blind bleiben wird sich nichts ändern in Wirtschaft und Politik.
Unsere Kinder werden dafür ganz bitter zahlen müssen für eine ruinierte Erde, die wir Wohlstandsbürger ihnen hinterlassen.
Stattdessen erziehen wir Sie zu noch größeren Konsummonstern. Während Flüchtlinge und deren Kinder im Meer wir ertrinken lassen. Weil sie uns ja was wegnehmen könnten.
"Endlich Regen" heute die Printausgabe!
Danke für den tollen Artikel der so ausführlich beschreibt, warum wir uns aus dieser "Politik" desintegrieren müssen!
Die Bundes - "Republik" macht solche Regierungsfehler systematisch zu Leitkulturen die sich in Heimatministerien selbst bedienen!
Die Schlussfolgerung führt zur "Lucretia Legende" und der Gründung des alten Rom. Dort hatte sich auch einer der Herrschenden selbst bedient.
Das geht doch schon seit Jahrzehnten in der sog. dritten Welt so. Westliche Betriebe hoch subventioniert, verdrängen die kleinen Bauern vor Ort. Und die Menschen im Westen protestieren, weil den Bauern vor Ort ihre Existenzen zerstört werden, und deshalb nennt man diese Menschen auch zynisch "Wirtschaftsflüchtlinge"
...Harren wir im übrigen aufmerksam der Dinge, sollte witterungsbedingt nach bereits 2 schlechten Jahren sich noch ein drittes hinzugesellen.
Die Diskussionsverläufe landauf, landab, werden sich sodann mit ganz anderen Inhalten beschäftigen müssen.
Reale Zahlen, Daten und Fakten kommen dann auf den Tisch.
Böse, böse, was da an „FAKE NEWS“ zu bereinigen sein wird, aktuell deckt man darüber noch den Mantel des Schweigens. - Ein dahingehend bitterböses Erwachsen nähert sich bereits bedrohlich unseren dekadenten Schlossportalen.
Viele Protagonisten wissen dato leider nicht -es sprengte aber auch jedwedes Vorstellungsvermögen- welche Preisabsicherungsmodelle den Bauern bisher förmlichst aufgezwungen werden, wo im Vorhinein bereits festgezurrt ist, werde die entsprechenden Gewinnmargen veratmen darf. Solche „marktwirtschaftlichen Verläufe“ sind mit Unterstützung unseres Bauernverbandes voll eingepreist. - Überwiegend zum Vorteil der Bauern!? - Nun, Sie alle dürfen raten... ;-)
Mehr als 30% Überschussproduktionen der Bauern in den vergangenen Jahren stehen, so jedenfalls gebetsmühlenartig kommuniziert, zur Verfügung; ein doch ansehnliches Ausgleichspotential innerhalb des aktuellen Dürrejahres!?
Werter Herr Maurin, der von Ihnen in Rede gestellte 25%ige Preisanstieg beim Weizen ist zunächst einmal korrekt, so denn die Bauern jeweils noch über freie Ware verfügen sollten. Den wenigsten dürfte dieses Glück allerdings beschieden sein.
Legt man selbigen bei den Verbraucherpreisen an der Ladentheke dato zugrunde, so sollte man dabei nachstehende Zahlen und Fakten verinnerlichen:
Anteilig stecken derzeit gut 0,5 Cent Bauernmarge in einem Brötchen, anteilig knapp 1 Cent in einem Kilo Brot; selbst bei 25% Erzeugerpreissteigerung kein Argument, in den Regalen, an den Ladentheken dem Verbraucher diese „gestiegenen Kosten" durchreichen zu wollen. -Das wäre Lug und Trug in seiner verwerflichsten Form!
Bewirtschafteten die deutschen Bauern fernerhin übrigens ausschließlich ihr Eigentum, hätten wir hier in Deutschland schon im nächsten Jahr ein gigantisches Problem. Rund 9 Mio. Hektar LN würden damit aus der Produktion genommen.
Eben genau jene Eigentümer sind realiter die wahren Profiteure unseres derzeitigen Systems. Unsere größten Landeigentümer träfe das mithin am härtesten.
Man sollte sich redlich vergegenwärtigen, am Eigentum, das in Händen der Bundesrepublik Deutschland steht, partizipieren sich schlussendlich alle Bürger, auch Sie, Herr Maurin, und meine Wenigkeit. Bislang wird das überhaupt nicht thematisiert.
Allenthalben geißelt man fortwährend das klägliche Bauernrestvölkchen in alleiniger Verantwortlichkeit für die mannigfaltigsten Verpflichtungen, für die vielfältigsten Missstände innerhalb unserer Gesellschaft. - Ist das nicht wirklich perfide erheblich zu kurz gesprungen!?
@EU-Bauer_Klaus1618 Der Bauernverband ist mit die mächtigste Lobby in diesem Land. Warum setzt sie nicht ihre Macht ein, damit die Politik Gesetze verabschiedet, dass die Bauern daran verdienen und nicht die Spekulanten an der Börse?
@KLP Eine sehr gute, äußerst berechtigte Frage.
BAUERNVERBAND - Nun, vielleicht weil nicht drinsteckt was draufsteht!?
Eher eine mittelmäßig bis gut getarnte Mogelpackung!?
Die Bio-Bauern hat es doch besonders hart getroffen. Selbst Demeter erlaubt den Zukauf von konvebtionellem Futter:
In meiner Nähe ist es ausgerechnet ein Bio-Familienbetrieb, der seit einigen Jahren die mit Abstand höchsten Pachtangebote abgibt und somit andere Bauern dazu zwingt, dass auch diese ähnlich hohe Pachtpreise zahlen müssen, wenn sie ihre Pachtflächen nicht verlieren wollen.
Angeblich soll dieser Biobauer derzeit bei seinen Verpächtern zum Nachkobern unterwegs sein, weil er die demnächst fällige Pacht nicht bezahlen könne.
Dieser Biobauer ist übrigens NICHT Mitglied im Bauernverband.
Nur mal so, zum Nachdenken.
..."Die Dürrehilfen belohnen extrem wachstumsorientierte Unternehmen. Diese verdrängen kleine Familienbetriebe – und rechnen sich jetzt künstlich arm." - DAS sieht die Bundesagrarministerin Klöckner ganz anders.
Ja nun, 90% der Leute fressen die Nahrungsmittel der Turbobauern.
Sobald Sie dafür gesorgt haben, dass jeder genug Einkommen hat, um bio einzukaufen, reden wir weiter über den öko-Umbau der Landwirtschaft.
@90191 (Profil gelöscht) Zigaretten, Alkohol, Autos, Smartphones ... aber Bio kaufen ist unnötig!
@90191 (Profil gelöscht) BIO kann sich fast jeder leisten, wenn er saisonal und wenig tierische Erzeugnisse isst. Das ist bei den meisten bloß eine Frage der Priorität.
Zudem wären Bio-Produkte auch um einiges billiger, würde deren Marktanteil erst einmal bei >30 liegen.
Geld ist ein Versprechen, einmal reale Guter z.B. Essen dafür zu erhalten! Warum verteilen wir statt Bildung zum Umweltschutz und gegen die Klimaerwärmung, Prämien an die Glyphosat benutzen?
"Ein Fehler, der die Falschen belohnt." denn der alte Zhuangzi hat geschrieben:
ZHUANGZI (369-286 v.Chr.)
Das klassische Buch daoistischer Weisheit
"Prinzipien der Pflege des Lebens
S. 87 ff Bewahrung des Lebens: Folge der Natur!
Wenn wir die Natur weiter zerstören, werden wir ihr folgen!
An sich ist die Prämie eine gute Idee. Doch das eigentliche Problem ist der geringe Lohnabstand – ein höherer Mindestlohn könnte kurzfristig helfen.
Kommentar Dürrehilfen: Staatsgeld für Turbobauern
Die Dürrehilfen belohnen extrem wachstumsorientierte Unternehmen. Diese verdrängen kleine Familienbetriebe – und rechnen sich jetzt künstlich arm.
Verantwortungsvolle Bauern kommen auch mit dieser Dürre zurecht Foto: imago/photothek
Die von Bundesagrarministerin Julia Klöckner versprochenen Dürrehilfen für Bauern sind vor allem eins: ein Fehler, der die Falschen belohnt. Denn diese 340 Millionen Euro für Ernteausfälle bevorteilen Unternehmer, die leichtsinnig gewirtschaftet haben. Diese Betriebe haben zu viel in schnelles Wachstum investiert.
Sie haben überhöhte Preise für Äcker und Wiesen gezahlt und dadurch kleinere Höfe verdrängt. Sie haben sich dermaßen spezialisiert, dass sie Verluste bei ihrem Hochleistungsweizen nicht durch bessere Erträge bei anderen Früchten ausgleichen können. Sie haben zu wenig wasserspeichernden Humus in ihren Böden aufgebaut, weil sie auf kurzfristigen Gewinn schielen.
Diese Turbobauern mit ihren oft riesigen Betrieben können sich nun arm rechnen. Schließlich haben sie ihre Unternehmen zum Beispiel als Gesellschaften mit beschränkter Haftung organisiert. So können sie weiter ihre Gehälter kassieren, aber die Reserven des Betriebs ausgeben und ihn als existenzbedroht darstellen, um die Bedingungen für die Subventionen zu erfüllen. So bereits bei der Dürrehilfe 2003 geschehen, was etwa der Landesrechnungshof Sachsen kritisierte.
Auch dieses Mal werden nicht 10.000 Betriebe pleitegehen. Schon weil wegen des geringeren Angebots etwa die Weizenpreise um 25 Prozent höher sind als vor einem Jahr und weil viele frühere Ernten hervorragend waren. Selbst die für lange Zeiträume festgelegten Milchpreise werden über kurz oder lang steigen.
Echte Familienbetriebe dagegen sind meist Einzelunternehmen oder Personengesellschaften, bei denen der Bauer mit seinem Privatvermögen haftet. Auch deshalb handeln sie vorsichtiger und nach der Regel „Eine Ernte im Feld, eine Ernte im Lager, eine Ernte auf der Bank“. Wer so wirtschaftet, überlebt auch diese Dürre.
Bauern sollten in guten Jahren Hilfen zurückzahlen
Am Ende benachteiligen die Finanzspritzen kleinere Familienbetriebe im knallharten Wettbewerb um den Produktionsfaktor Land. Extrem wachstumsorientierte Unternehmen profitieren – obwohl sie oft eine schlechtere Umweltbilanz haben und weniger Arbeitsplätze pro Hektar bieten.
Auch dieses Mal werden nicht 10.000 Betriebe pleitegehen
Die Dürresubventionen senken auch den Druck auf die Landwirtschaft, mehr für den Klimaschutz zu tun und sich besser an die Erderwärmung anzupassen. Seit Jahren sinkt der Treibhausgasausstoß der Branche gar nicht oder kaum. Mehr Betriebe müssen das Risiko auf mehr Produktarten verteilen, mehr Wasser in ihren Böden speichern und mehr Bewässerungsanlagen bauen. Sonst ruft der Bauernverband bald jedes Jahr nach zusätzlichen Subventionen.
Falls Klöckner trotz aller Gegenargumente Dürrehilfen will, sollte sie wenigstens eine Bedingung stellen: Die Landwirte müssen das Geld zurückzahlen, sobald sie wieder eine außergewöhnlich gute Ernte haben. Das wäre gerecht. Aber Klöckner geht es wohl nicht um Gerechtigkeit – sondern um Klientelpolitik.
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Kommentar von
Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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